Dortmund. . Im Derby gegen Schalke geht es am Samstag um die Zukunft des Niederländers. Watzke nimmt die Mannschaft in die Pflicht – und Hitzfeld warnt.

Der Mann, um den sich alles dreht, ist nicht da. Das Training eines Teils der Mannschaft auf dem Platz läuft. Die Assistenz-Trainer leiten es an. Doch der Chef, Peter Bosz, bleibt im Gebäudetrakt. Spielnachbereitung. Spielvorbereitung. Genug zu tun. Mit 1:2 (1:0) ging die Champions-League-Partie von Borussia Dortmund gegen Tottenham Hotspur verloren. Boszs Bilanz liest sich damit desaströs, weshalb nicht unwahrscheinlich ist, dass er demnächst gar nicht mehr in Dortmund zu sehen sein wird: Nur ein Sieg in den vergangenen neun Pflichtspielen. Im Derby gegen den FC Schalke 04 am Samstag (15.30 Uhr/Sky) geht es um seinen Job.

Endspiel für den Trainer.

Erstaunlicherweise ist es der Trainer selbst, der das am klarsten formuliert. „Ich weiß, dass es wichtig ist, dass wir das Spiel gegen Schalke gewinnen. Auch für meine Position, das ist klar.“ Nach nicht einmal einem halben Jahr in Dortmund steht der 54-Jährige schon vor dem Aus. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke mag das aber so nicht unterschreiben.

„Dass der Druck nicht geringer wird, merken wir auch“, sagt er gegenüber dieser Zeitung. Wird Bosz auch nächste Woche noch Trainer sein? „Die Frage läuft bei uns komplett ins Leere. Wir müssen jetzt das Derby gewinnen. Ich erwarte, dass sich die Mannschaft nun strafft, dass sie konzentriert, entschlossen und mutig ins Derby geht. Das ist eine sehr große Möglichkeit, sich Selbstvertrauen zurückzuholen.“

Bosz gibt trainingsfrei

Vieles steht in 90 Minuten gegen Schalke auf dem Spiel. Den besonderen Umständen begegnet Bosz mit Gewohnheiten. Das Training der Reservisten schaute er am Mittwoch – wie beschrieben – nicht an. Wie immer. Und für Donnerstag gab er der Mannschaft einen freien Tag. Wie eigentlich immer, wenn es der Spielplan zulässt. Doch: Trotz eines zehrenden Drei-Tages-Rhythmus’ ist das in der jetzigen Lage durchaus schwer vermittelbar in einer Region, die weiß, was Arbeit bedeutet. Die Mannschaft machte zumindest zuletzt nicht den Eindruck, keinen Verbesserungsbedarf mehr aufzuweisen.

Gegen den englischen Vize-Meister brach der BVB nach guten 30 Minuten wieder auf unerklärliche Weise ein, wirkte er spätestens nach dem Ausgleich ideenlos, kraftlos, hilflos. „Eine erschreckende Leistung einer toten Mannschaft“, stellte Dietmar Hamann, Experte des Bezahlsenders Sky, harsch fest. „Von außen sieht es vielleicht so aus, als wenn uns Kraft und Wille fehlen, aber es ist eher ein mentales Problem, weil wir in der jetzigen Phase immer wieder einen auf den Deckel bekommen“, sagt Kapitän Marcel Schmelzer.

Ist die Mannschaft nicht fit? „Wir sind als Team 121 Kilometer gelaufen, nahezu gleich viel in beiden Halbzeiten. Das spricht nicht dafür, dass uns die Luft ausgeht“, zitiert Watzke den Nachweis aus dem Statistik-Büchlein. Aber: Wie ein Aufbäumen sah das alles nicht aus. Seit Wochen nicht. Immer wieder sind Anflüge zu erkennen. Mehr nicht. Bosz bekommt die missliche Lage seit geraumer Zeit nicht in den Griff. Doch er erhält auch prominente Unterstützung – von Ottmar Hitzfeld. Der frühere Meister-Trainer des BVB warnt vor einer vorzeitigen Trennung.

Hitzfeld: „Bosz ist ein guter Trainer“

„Im heutigen Fußball geht alles rasend schnell, es wird zu viel in Ex­tremen gedacht. Mal ist es weiß, dann ist es plötzlich schwarz. Ich kann nur davor warnen, jetzt in Hektik zu verfallen“, sagte der frühere Dortmunder Meistertrainer gegenüber dieser Zeitung. „Ich halte Peter Bosz nach wie vor für einen ausgezeichneten Trainer. Man sollte ihm noch Zeit einräumen.“

Zeit allerdings, die man nur erhält, wenn die Ergebnisse und Leistungen stimmen.