Dortmund. . Gegen Tottenham und Schalke muss Zählbares her. Der Druck auf Trainer Peter Bosz wächst. Matthäus bringt Hitzfeld als Nachfolger ins Spiel.
Letztlich war es dann doch am Montagabend Peter Bosz, der sich auf den Stuhl setzte, der für Peter Bosz vorgesehen war. So ganz selbstverständlich scheint selbst das in diesen Tagen nicht zu sein. Der Trainer von Borussia Dortmund strebte dem Plätzchen in einem fensterlosen Raum im Stadion von Borussia Dortmund entgegen und redete. Redete über das, was im aufgeregten Fußball-Geschäft schon als Woche der Wahrheit deklariert werden darf.
Seine Mannschaft tritt nach Wochen des Strauchelns an diesem Dienstagabend (20.45 Uhr/Sky live) in der Champions League gegen den englischen Vizemeister Tottenham Hotspur an. Ein Spiel, in dem es lediglich darum geht, den in die Europa League mündenden dritten Tabellenplatz vor dem niedlichen Außenseiterchen Apoel Nikosia zu verteidigen. Vier Tage später geht es in der Bundesliga gegen den FC Schalke 04. Derby zur Unzeit. Denn: Bleiben die Ergebnisse, wie sie sind, könnte Boszs Arbeitsplatz in Gefahr geraten. „Die Unruhe im Umfeld verstehe ich“, sagt Bosz. „Wenn man bei einem großen Verein wie Borussia Dortmund ist, dann muss man gewinnen. Aber ich spüre, dass ich die Unterstützung der Vereinsführung habe. Und ich spüre, dass die Menschen im Klub verstehen, durch welche Phase wir gehen.“
Bosz feiert am Dienstag Geburtstag
Die Phase nennt sich Krise. Nur ein Punkt ist der Ertrag aus den vergangenen fünf Ligaspielen. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der sich seine wöchentliche Meinung als Experte vom Bezahlsender Sky honorieren lässt, fragte zum Start in diese Woche: „Warum nicht (Ottmar, d. Red.) Hitzfeld zum BVB zurückholen?“ Der frühere Meister-Trainer geistert auf diese Weise schon umher. Bosz, der heute seinen 54. Geburtstag feiert, wird die Gestaltung der Zukunft nicht überall zugetraut. Seit Wochen beklagt er die Ergebnisse, versucht sich an Lösungen, doch kaum etwas verändert sich. Die Gegner holen Punkte mit einfachsten Mitteln und berichten nachher, wie exakt sich die Dortmunder Spielweise vorhersehen und der eigene Matchplan umsetzen ließ.
„Ich kenne Peter sehr gut. Er ist stur“, urteilt Huub Stevens, niederländischer Sturheits-Experte und Jahrhundert-Trainer des FC Schalke, über seinen Landsmann. „Er ist jemand, der strikt an seiner Taktik festhält. Das kann sehr gefährlich werden, wie man es beim BVB gerade sieht. Als Trainer kannst du nicht stur an einer Idee festhalten, auch, wenn diese Idee gut ist. Vielmehr musst du dich fragen: Habe ich überhaupt die Spieler, die diese Philosophie umsetzen? Schenken die Spieler dieser Idee noch ihr Vertrauen? Wenn das Vertrauen nicht mehr da ist, musst du als Trainer etwas anderes machen, um es wieder zurückzugewinnen.“
Etwas anderes machen. Gewinnen zum Beispiel. Oder wenigstens Punkte holen. Das ist Pflicht gegen Tottenham und Schalke, das in der Tabelle bereits drei Punkte vor dem Konkurrenten liegt und entsprechend selbstbewusst die Woche einläutet. „Wir wollen auch langfristig wieder vor Dortmund stehen, wir wollen den BVB am liebsten wieder überholen“, sagte Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies in einem Interview mit dem Kicker über die Kräfteverhältnisse im Revier.
Hoffnung auf befreiende Wirkung
In Anbetracht der derzeitigen Gefühlslage beider Klubs ließe sich für möglich halten, was jahrelang undenkbar schien: dass das nämlich tatsächlich passieren könnte. Bosz aber glaubt, dass ein Erfolgserlebnis an diesem Dienstag schon befreiende Wirkung haben könnte. „Wir müssen die Wende schaffen. Ich glaube, dass die Mannschaft einfach einen Sieg fürs Selbstvertrauen benötigt. Ich sehe die Partie gegen Tottenham, in der kaum jemand an einen Sieg von uns glaubt, gerade deshalb als Chance.“