Stuttgart. BVB-Trainer Bosz ist in Erklärungsnot - mit seinem Spielsystem sind BVB-Abwehrfehler wie in Stuttgart nicht mehr zu rechtfertigen. Ein Kommentar.
Fünf sieglose Spiele mit 14 Gegentoren sind eine Bundesliga-Bilanz, die Trainer Peter Bosz bei Borussia Dortmund in Erklärungsnot bringt. Mit seinem offensiven Spielsystem sind die Abwehrfehler beim 1:2 in Stuttgart nicht mehr zu rechtfertigen. Die Spieler sind verunsichert oder nicht in Form oder nicht mehr willens — jeder einzelne Punkt wäre gleichermaßen schlecht.
Unter Bosz agiert die BVB-Defensive amateurhaft
Denn was nützen die besten Vorsätze und alle mutigen Entscheidungen des Trainers, wenn die Mannschaft am Ende nicht in der Lage ist, ihr Potenzial gewinnbringend auf dem Rasen umzusetzen? Bei Borussia Dortmund darf man sich nichts mehr vormachen: Unter diesem Trainer agiert die Defensive amateurhaft. Der Kombi-Fehler von Bürki und Bartra war irgendwie typisch.
21 Punkte hatte der BVB nach dem 12. Spieltag vorige Saison und stand auf Platz 7. Jetzt ist es nur ein Punkt weniger. Einen allzu großen Unterschied zum Vorjahr mit Trainer Thomas Tuchel gibt es also nicht. Auch vor zwölf Monaten war man ratlos, warum die Spieler ihre Leistung nicht durchgehend zeigen. Was jetzt anders ist: Der Trend spricht eindeutig gegen Bosz.
Es ist ein Hohn, wenn Kapitän Marcel Schmelzer die Einstellung zum Spiel lobt. Leidenschaft ist eine Grundtugend auf dem Spielfeld, die man nicht ausdrücklich loben muss. Hingabe ist eine Kernkompetenz in Schwarz-Gelb. Die darf man durchaus voraussetzen. Die Frage ist eher: Warum punktet das Team nicht mehr mit seiner individuellen Klasse? Was haben die Spieler des Pokalsieges nur verlernt?
Bosz hatte eine Länderspielpause, um sich etwas einfallen zu lassen. Eine Umstellung der Verteidigung. Die Raumaufteilung. Irgendwas. Das Resultat ist ernüchternd. Auch das zweite Auswärtsspiel gegen einen Aufsteiger ging verloren. Schalke 04 kann am Sonntag auf den dritten Tabellenplatz vorrücken und erstmals wieder die Nummer 1 im Revier werden.
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Ruhig, sachlich und mutig will Bosz in der Krise bleiben. Das aber reicht nicht mehr. Mindestens 30 Punkte verlangt man von ihm bis zur Winterpause. Bedeutet: Bosz muss vor Weihnachten mindestens zehn Punkte aus fünf Spielen holen. Sonst führt kein Weg mehr an der Diskussion vorbei: Dann muss BVB-Boss Hans-Joachim Watzke die Trainerfrage stellen.