Dortmund. Borussia Dortmund unterlag Real Madrid mit 1:3. Lässt Trainer Peter Bosz den BVB zu naiv spielen? Verantwortliche und Spieler widersprechen.
Wieder einmal kam der Spanier erschreckend frei zum Abschluss: Aus zehn Metern schoss er flach und platziert, direkt neben dem Pfosten schlug der Ball im Tor ein. „Yes!“, jubelte Marc Bartra, der damit seine Mannschaft im Mittwochstraining von Borussia Dortmund zum 10:8-Sieg geschossen hatte. 18 Treffer insgesamt – und doch bestand dieses Mal kein Anlass zu Kritik an der Defensive: Trainer Peter Bosz hatte je drei Mann plus Torhüter auf kleinem Feld antreten lassen – da fielen die Tore fast zwangsläufig.
Real Madrid war in Dortmund eklatant überlegen
Für den Vortag allerdings fehlte eine solche Entschuldigung: Mit elf Mann war der BVB auf normal großem Feld gegen Real Madrid angetreten – und hatte 1:3 verloren. Am Mittwoch analysierten Trainer und Mannschaft gemeinsam das Spiel, sie suchten nach Gründen, warum Madrid so eklatant überlegen gewesen war. Denn Madrids deutscher Nationalspieler Toni Kroos hatte ja recht, als er sagte: „Wenn wir heute fünf, sechs Tore machen, haben wir noch längst nicht alle Räume genutzt, nicht alle Tore gemacht, die wir hätten machen können.“
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Hatte Bosz mit seinem System daneben gelegen? War seine 4:3:3-Formation mit aggressivem Anlaufen des Gegners und weit vor dem eigenen Tor agierender Abwehr zu naiv gegen eine Weltklassemannschaft wie Real Madrid? Als Zeuge dafür ließ sich unter anderem Reals Trainer anführen: „Wir haben den BVB sehr viel beobachtet, die spielen sehr offen und wollen viel Ballbesitz haben“, berichtete Zinedine Zidane genüsslich. „Wir können sehr gut kontern und standen sehr gut. Das war der Schlüssel.“ Dortmund habe „so weitergespielt wie üblich, sie haben gedacht, dass Real Madrid Schwierigkeiten bekommen würde“.
Doch die Schwierigkeiten bekamen die Dortmunder. Mit dem Spielsystem habe das aber nichts zu tun, beteuert Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Zeitung: „Wir haben diese Probleme gehabt, eben weil wir unser System nicht umgesetzt haben“, sagt er. „Wir haben es nur halbherzig auf den Platz bekommen. Wir haben keinen Druck auf den Ball ausgeübt, Real konnte sich immer wieder befreien.“
Vorne bekam der BVB keinen Zugriff und hinten eine Menge Probleme gegen den Höchstgeschwindigkeitsfußball, den vor allem Cristiano Ronaldo und Gareth Bale inszenierten. „Wir haben es einfach nicht geschafft, das Spielfeld kompakt zu halten, was wir sonst sehr gut können“, bemängelte Zorc.
Die Niederlage war auf europäischer Ebene schon der zweite Rückschlag nach dem 1:3 bei Tottenham Hotspur. Ändern wollen die Dortmunder dennoch nichts. „Sollen wir in der Bundesliga etwa komplett anders spielen als in der Champions League?“, fragt Zorc in einem Ton, der verrät, wie wenig er von dieser Idee hält.
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„Das System funktioniert“, urteilt auch Abwehrchef Sokratis. „Wir haben in der Bundesliga erst ein Tor kassiert, aber 19 geschossen. In der Champions League haben wir zweimal nicht mit der gleichen Energie gespielt und mussten dafür bezahlen.“
BVB-Innenverteidiger Sokratis hofft auf vier Siege
Das Ziel, in der Champions League zu überwintern, ist deswegen massiv in Gefahr, Real und Tottenham haben bereits sechs Punkte Vorsprung.. „Natürlich wird es jetzt schwer“, sagt Sokratis. „Aber wir haben die Qualität, alle vier verbleibenden Spiele zu gewinnen.“
Auch in dieser Angelegenheit setzen sie beim BVB weiter auf Offensive.