Dortmund. Der 2:0-Erfolg des BVB über Hertha BSC bringt die Tabellenführung und beruhigt die Nerven. Und er liefert eine Erkenntnis. Ein Kommentar.

Dembélé und Borussia Dortmund — war da was? Nicht ein Protest, nicht ein Schmähruf von den Tribünen. Kein Angriffszug, bei dem man hätte denken können: Wäre doch jetzt… Der BVB geht zur Tagesordnung über. Der Spieler ist weg, das Geld bald da — weiter geht’s. Borussia Dortmund gewinnt auch ohne Dembélé. Am Samstag 2:0 gegen Hertha BSC im ersten Heimspiel der Saison.

Und sonst so?

Es ist schon erstaunlich, mit welchem Tempo der Verein in der Trainerfrage von Thomas Tuchel auf Peter Bosz umgestellt hat und wie spielerisch die Mannschaft den unrühmlichen Abgang ihres einstigen Kollegen wegsteckt. Vor dieser Saison war eigentlich ausgemacht, dass der Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang das Weite sucht.

Jetzt muss man sagen: Gut, dass es anders gekommen ist. Lieber ohne Dembélé als ohne Aubameyang — so sieht die Wahrheit aus. Der Torschützenkönig der Vorsaison macht beim Toreschießen in der Liga da weiter, wo er mit 31 Treffern aufgehört hat. Zwei Tore in zwei Spielen hat er schon. Wieder zeichnet sich ein Fernduell mit Bayern-Torjäger Robert Lewandowski ab.

Ein Verlust von Aubameyang wäre wohl nicht zu kompensieren

Viel wichtiger als die Dembélé-Nachfolger erscheint nach zwei Bundesliga-Spielen, dass bis zum Transferschluss am Donnerstag nicht das Ungeheuerliche passiert: dass Aubameyang aus Italien oder England doch noch das Vertragsangebot seines Lebens vorgelegt bekommt. Dieser Verlust wäre wohl kaum mehr zu kompensieren.

Natürlich gibt es Stimmen, die sagen: Aus der Feldüberlegenheit (fast 65 Prozent Ballbesitz) müsste die Mannschaft noch mehr Tore machen. Aber nicht vergessen: Reus, Weigl, Guerreiro, Schürrle und Schmelzer fehlen noch. Sobald dieses Quintett gesund und in Bestform zurückkehrt, hat der BVB einen Kader, der wieder Ambitionen auf das Titelrennen äußern darf.

Die neue Saison muss nicht so wacklig verlaufen wie die vorige

Denn mit jetzt 5:0 Toren nach zwei Spieltagen ist der BVB Tabellenführer und unterstreicht, dass die neue Saison nicht unbedingt so wacklig verlaufen muss wie die vorige. Die Unbesiegbarkeit im Signal Iduna Park, ein Markenzeichen seit zwei Jahren, setzt der neue Trainer fort. Biedere Mannschaften wie Wolfsburg oder Hertha können der Offensive nur Blockade entgegensetzen.

Der Schwung ohne Dembélé ist unübersehbar. Christian Pulisic, noch immer ein Teenager, mag man gar nicht als Jüngling bezeichnen, nachdem er seine Schlachten in der Champions League geschlagen hat. Auf der linken Seite kommt der andere Jüngling Dan-Axel Zagadou auf seine Einsatzzeiten, um sich an die Geschwindigkeit und die Robustheit der Bundesliga zu gewöhnen.

Mit so viel Jugendstil und dem, was die BVB-Bosse mit den 148 Dembélé-Millionen einkaufen werden, muss man um den Reifeprozess dieser Mannschaft nicht bangen. Das Zwischenfazit beruhigt zuallererst die Nerven.