Dortmund. . Dortmund fehlen zahlreiche Spieler und die Sicherheit im neuen System. Doch auch Auftaktgegner Wolfsburg plagen vor dem Start große Probleme.

Es war eine schwer zu greifende Stimmung, in der sich die Spieler von Borussia Dortmund am Freitagnachmittag mit dem ICE auf den Weg nach Wolfsburg machten. Eine Aufbruchstimmung zumindest, wie sie zu Beginn einer neuen Saison unter einem neuen Trainer zu erwarten wäre, ist im Klub eher nicht wahrzunehmen.

Der Trubel um den abwanderungswilligen Ousmane Dembélé, der seit Tagen den Kontakt zu seinen Mitspielern und dem Klub verweigert, ist auch vor dem Spiel heute beim VfL (15.30 Uhr/Sky) ein Thema. „Mannschaftsschädlich“ verhalte sich der 20-Jährige, sagte Gonzalo Castro der Bild-Zeitung.

Engpass auf der linken Seite

Dann sind da noch die Verletzungssorgen: Leistungsträger wie Marco Reus und Julian Weigl fehlen längerfristig. Am Donnerstag sagte Trainer Peter Bosz, dass auch Linksverteidiger Marcel Schmelzer nach seinem Außenband-Teilriss noch fehlen werde. Weil auch die Vertreter Raphael Guerreiro und Erik Durm ausfallen, hätte sich ein ärgerlicher Engpass ergeben. Allerdings war Schmelzer dabei, als sich die Mannschaft auf den Weg nach Wolfsburg machte.

Die Alternative wäre Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou, der im Supercup gegen die Bayern arge Anpassungsschwierigkeiten offenbart hatte. Die offensive Dreierreihe stellt sich mit Maximilian Philipp, Pierre-Emerick Aubameyang und Christian Pulisic von allein auf, zumal Emre Mor die Reise nicht antrat. Der Türke wurde ja ohnehin als verzichtbar eingestuft und war schon fast zu Inter Mailand transferiert – bis der Wechsel an Forderungen des Beraters scheiterte. „Wir arbeiten mit den Spielern, die da sind“, sagt Bosz. „Und es sind gute Spieler.“

Immer wieder fällt das Wort: Geduld

Das bezweifelt niemand. Umso mehr bewegt dagegen in und um Dortmund die Frage, wie sehr Bosz mit seinen anspruchsvollen Ideen schon durchgedrungen ist zu seinen Spielern. Egal, wen man dieser Tage fragt, immer wieder fällt das eine Wort: Geduld.

Man werde Zeit brauchen, bis das neue System sitzt, sagen Spieler, sagen die Klubbosse und sagt auch Bosz. Das heißt: Längst nicht alles klappt perfekt. Beim Supercup vor zwei Wochen verortete Abwehrchef Sokratis die Seinen bei 80 Prozent – niemand glaubt, dass inzwischen die 100 erreicht sind.

Rastloses Attackieren

Der neue Trainer verlangt von seinen Spielern rastloses Attackieren, nach Ballverlusten soll der Gegner sofort in höchstem Tempo angelaufen werden. Das erfordert präzise Organisation und gutes Timing. „Wenn ein Spieler nur ein bisschen zu spät draufgeht, haben wir ein Problem“, erklärt Sokratis. In den Vorbereitungsspielen hatten die Gegner immer wieder große Räume zum Kontern.

Doch kann Wolfsburg diese nutzen? Der BVB-Gegner kämpft selbst mit Problemen: Der für 20 Millionen Euro gekommene designierte Abwehrchef John Anthony Brooks fällt monatelang aus, ebenso sein Nebenmann Jeffrey Bruma.

Talent Hinds macht Hoffnung

Sportdirektor Olaf Rebbe war drei Tage lang in Bordeaux, um den brasiliansichen Flügelspieler Malcom zu verpflichten, kehrte aber mit leeren Händen zurück. Und zudem hatte der Rasen in der VfL-Arena auch noch Pilzbefall und ist in zweifelhaftem Zustand. Hoffnung macht der 19-jährige Kaylen Hinds, der für 500 000 Euro aus der Jugend des FC Arsenal kam – ansonsten spricht derzeit nicht viel für ein rauschendes Fußballfest.