Tokio. 30 Spielminuten in Japan machten Mario Götze vom BVB zu einem glücklichen Fußballprofi. Der erste Test zeigt: Sein Körper spielt mit.

Der gelbe Teppich ist ausgelegt. Vom Straßenrand führt er hinein in das Gebäude mitten in Tokio. Marketing-Termin bei einem Sponsor. 100 Zuschauer. Sie alle tragen Trikots von Borussia Dortmund, die meisten eines mit dem Namen Kagawa hinten drauf. Der echte, der Shinji, steht auf der Bühne und widmet sich einem alten japanischen Brauch, der besagt, dass es hilfreich ist, einen Wunsch für die Zukunft auf einer Holztafel zu verewigen. Der Rest ist Glaube und Hoffnung, dass der Wunsch in Erfüllung geht. Das reicht ja manchmal schon, um sich gut zu fühlen.

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Feierte sein BVB-Comeback: Mario Götze.
Von Daniel Berg, aufgezeichnet in der Mixed Zone

Mario Götze wohnte dem Termin nicht bei. Wäre ja auch Unsinn bei einem, der für den Moment nahezu wunschlos glücklich ist, weil er seit Samstag wieder beim BVB Fußball spielen darf.

Die erste von zwei Partien, die der Bundesligist auf seiner Asienreise durch Japan und China ausgemacht hat, war mit 3:2 gegen den japanischen Erstligisten Urawa Reds gewonnen worden. Doch das Resultat geriet zur Randnotiz, weil eben jener Mario Götze erstmals wieder bei einem Spiel auf dem Platz stand. Fünf Monate hatte der 25-Jährige kein Spiel mehr absolviert, fast genau so lang war er aus der Öffentlichkeit verschwunden. Die Diagnose lautete damals Stoffwechselstörung. Nun ist er zurück.

Entspannung nach der Ungewissheit

Wie war’s, Herr Götze? „Heiß“, sagt er lachend, weil er weiß, dass die Frage in eine andere Richtung zielt. Götze wirkt gelöst. Geduscht hat er, aber der Schweiß steht wegen der drückenden Hitze in Perlen auf seiner Stirn. Das Lächeln verschwindet kaum. „Es fühlt sich großartig an, wenn die lange Zeit, die man investiert hat, zu Ende ist und man sein Ziel erreicht hat“, sagt er: „Es ist so gelaufen, wie ich mir das gewünscht habe. Ich wollte in der Vorbereitung wieder einsteigen und das ist mir gelungen.“

So ganz selbstverständlich war das nicht. Sorgenvoll blickte die Öffentlichkeit auf diesen Götze, der eben nicht nur ein Fußballspieler ist, sondern als Schütze des Siegtores im WM-Finale 2014 eine nationale Angelegenheit. Die Therapie, in die er sich begab, schlug an. Die Ungewissheit, wann und wie er zurückkehren würde, erfasste nicht nur ihn zwischendurch.

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„Ich habe respektiert, dass er Ruhe haben wollte in der Reha-Phase“, sagt Kapitän Marcel Schmelzer. „Ich habe schon versucht, ihm immer zu zeigen, dass wir hinter ihm stehen und auf ihn warten.“ Jetzt sei es eine Belohnung, wenn sie Götze mit einem Lächeln beim Training sähen. „Ich glaube, wir werden viel Spaß mit ihm haben.“

Es war „nicht so leicht, damit umzugehen“, sagt Götze selbst, „weil man nicht weiß, wo es hinführt. Das alles Entscheidende ist zu wissen, wo die Reise hingeht, zu wissen: Wie sieht es aus, wann kann ich wieder spielen, wann kann ich wieder Leistungssport betreiben?“ Fragen, die sich verflüchtigt haben. Er fühlt sich fit. Der neue Götze soll bald der alte sein.

Auch BVB-Trainer Bosz sehr froh

„Ich bin sehr froh, dass Mario heute schon 30 Minuten spielen konnte“, sagt Trainer Peter Bosz, „aber wir müssen vorsichtig sein und jeden Tag sehen, wie es geht.“

Götze soll nicht mit bleischweren Erwartungen behängt werden. „Das geht bei ihm immer schnell“, warnt Sportdirektor Michael Zorc, der den Ausnahmekönner „behutsam aufbauen“ will. Götze selbst wirkt entspannt und glücklich, dabei zu sein. Was der nächste Schritt im Plan ist? „45 Minuten spielen.“

Wieder lacht er. „Wir werden kleine Schritte machen.“ Kleine, die gelingen, keine großen, die am Ende unnötige Kraft kosten.