Dortmund. Sven Bender verlässt den BVB in Richtung Leverkusen. Auch wenn seine sportliche Bedeutung schwand, ist es ein schwerer Verlust. Ein Kommentar.

  • Sven Bender verlässt den BVB in Richtung Leverkusen
  • Auch wenn seine sportliche Bedeutung schwand, ist es ein schwerer Verlust
  • Ein Kommentar

Es wird wohl vor allem eine Szene aus dem April dieses Jahres sein, die den Fans von Borussia Dortmund zu Sven Bender in Erinnerung bleibt. Weil sie am frischesten ist. Wie Robert Lewandowski querlegt, wie Arjen Robben aufs eigentlich leere Tor schießt – und wie plötzlich Benders Bein in Richtung Ball zuckt, wie der Abwehrspieler die Kugel mit der Fußspitze so eben noch an den Pfosten lenkt. Wäre jener Schuss im Tor gelandet, wäre der BVB im vergangenen Mai mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht DFB-Pokalsieger geworden. Der Treffer hätte das 3:1 für den FC Bayern bedeutet – schwer vorstellbar, dass Dortmund die Partie dann noch gedreht hätte.

Tragende Säule in der erfolgreichen Klopp-Ära beim BVB

Dass es eine Abwehrszene war, mit der Bender so glänzte, passte zu dem Mann, der Fußball immer etwas mehr gearbeitet als gespielt hat, der die spektakulären Offensivszenen den Kollegen überließ – der aber in den vergangenen beiden Spielzeiten nur noch selten die Gelegenheit hatte, sich auf dem Platz zu zeigen.

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Ex-Trainer Thomas Tuchel setzte im Mittelfeldzentrum, jahrelang Benders Revier, auf spielstärkere Akteure wie Julian Weigl, funktionierte Bender zum Innenverteidiger um. Doch auch dort erhielten meist andere den Vorzug.

Unter Jürgen Klopp war das noch anders. In der mit zwei Meisterschaften und einem DFB-Pokalsieg erfolgreichsten Ära der jüngeren BVB-Vergangenheit war Bender eine tragende Säule. Zur wilden Jagd auf Ball und Gegner, die Klopp inszenierte, passte er perfekt – weil er niemanden schonte, schon gar nicht sich selbst. Entsprechend lang ist die Verletzungsakte.

„Es gibt wohl keinen Knochen im Gesicht, den er noch nicht gebrochen hat“, witzelte Klopp einst. Ein Champions-League-Spiel gegen den SSC Neapel spielte Bender mit gebrochener Nase zu Ende und blutete dabei so viele Trikots voll, dass der BVB im Fanshop neben dem Stadion hektisch neue beflockte. Nicht nur da wurde deutlich, wie sehr sich dieser Spieler stets dem mannschaftlichen Erfolg unterordnete.

In den vergangenen zwei Jahren ist oft vom endgültigen Ende der Ära Klopp geschrieben worden. Nie aber war dieser Satz so passend gewesen, wie nun, da Sven Bender zu Bayer Leverkusen wechselt. Seine sportliche Bedeutung mag zuletzt geschwunden sein, enorm wichtig blieb er dennoch: Mit seiner lockeren Art machte sich Bender verdient um die Stimmung im Kader, sein Wort hatte Gewicht – Bender war Mitglied im Mannschaftsrat. In ihm verliert der BVB eine absolute Integrations- und Identifikationsfigur und einen meinungsstarken Führungsspieler.

Auch für Sportdirektor Michael Zorc war es kein Transfer wie jeder andere, das bekannt er am Donnerstag. Immerhin, 15 Millionen Euro bekommt der BVB, Zorc hat also wieder einmal gut verhandelt. Ob aber der Transfer insgesamt ein gutes Geschäft ist, wird erst die Zukunft zeigen.