Dortmund. Sven Bender verlässt den BVB - es geht ein Spieler, den die Menschen in Dortmund lieben gelernt haben. Die Sehnsucht nach Fußball ist zu groß.
- Sven Bender verlässt Borussia Dortmund und wechselt nach Leverkusen
- Es geht ein Spieler, den die Menschen in Dortmund lieben gelernt haben
- Doch Bender will endlich wieder regelmäßig spielen
Es war durchaus noch ein Plätzchen reserviert für Sven Bender in jenem Flugzeug, das die Mannschaft von Borussia Dortmund am Donnerstagabend nach Tokio bringen sollte. Doch die Asienreise des BVB trat der Defensivspezialist nicht mehr an. Der 28-Jährige, den alle nur Manni nennen, wechselt mit sofortiger Wirkung zum Ligakonkurrenten Bayer Leverkusen (Vertrag bis 2021), wo Bender Zwillingsbruder Lars bereits seit Jahren unter Vertrag steht. Die Familienzusammenführung lässt sich Bayer 15 Millionen Euro kosten. Es ist aber nicht nur ein Platz in einem Flugzeug, der da nun bei der Borussia frei bleiben wird.
Benders sportlicher Stellenwert beim BVB ließ zuletzt nach
Mit Bender geht einer, den die Menschen in Dortmund lieben gelernt haben. Nur deshalb, sagen sie beim BVB, komme der Transfer überhaupt zustande. "Ganz ehrlich, wenn es nicht ausgerechnet Manni mit seiner BVB-Vita gewesen wäre, der einen solchen Wunsch vorgetragen hätte, dann hätten wir niemals Ja gesagt", meinte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Benders Verdienste erforderten es, "dass wir etwas genauer hinhören und seinen persönlichen Wunsch auch respektieren."
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Es war der ausdrückliche Wille des Spielers, seine schwarz-gelbe Dienstzeit nach acht Jahren zu beenden. Mit dieser Bitte richtete er sich in den vergangenen Tagen an die Vereinsführung. Hintergrund ist vor allem, dass Bender schon in den vergangenen Jahren weniger Spielzeit hatte als ihm lieb war und sich seine Perspektive auch nicht zu verbessern scheint. Der neue Trainer Peter Bosz setzt im zentralen defensiven Mittelfeld für gewöhnlich auf spielstarke Profis. Und in der Innenverteidigung ist die Konkurrenz noch einmal angewachsen. Zum - gegen Ende der vergangenen Saison - bewährten Duo Sokratis und Marc Bartra gesellt sich mit dem energischen Ömer Toprak und dem Nachwuchstalent Dan-Axel Zagadou weitere Konkurrenz. Auch Neven Subotic, unter Boszs Vorgänger Thomas Tuchel nach Köln verliehen, ist zurück und hofft auf eine Zukunft bei der Borussia. "Es ging mir schon als kleiner Junge immer nur darum, auf dem Platz zu stehen", erklärt Bender "sehr dankbar", dass der Verein "meinen Willen respektiert hat. Ich bedanke mich, dass ich ein Teil der BVB-Familie sein durfte."
Was nach Worthülse klingt, ist im Falle Benders ein echtes Gefühl. Auch wenn sein sportlicher Stellenwert zuletzt nachließ, blieb er zusammen mit Marcel Schmelzer und Nuri Sahin eine der wichtigsten Identifikationsfiguren und Integrationskräfte. Bender gehörte zu jener Mannschaft, die Anfang des Jahrzehnts erst die Meisterschaft holte, im Jahr darauf das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal und wieder ein Jahr später im Finale der Champions League stand.
Nun geht er, weil die Sehnsucht nach Fußball zu groß ist. Aber er geht nach einer Saison, die mit einem weiteren Titel: DFB-Pokalsieger 2017. Dazu trug er im Halbfinale eine der erinnerungswürdigsten Grätschen der Dortmunder Vereinsgeschichte bei, als er aus aussichtsloser Lage den Schuss des Münchners Arjen Robben noch von der Linie kratzte und den Sieg erst möglich machte. Ein Moment, der aussagte, wofür Sven Bender beim BVB stand: Zuversicht, Einsatzlust, niemals aufgeben. Der ebenfalls legendäre Satz Nuri Sahins wird Bender nach Leverkusen begleiten: "Der geht mit dem Kopf da hin, wo ich den Fuß wegziehe."