Dortmund. Borussia Dortmund hat bei der Trainersuche für Klarheit gesorgt. Peter Bosz interessierte sich als Kind für einen anderen Klub.
- Borussia Dortmund hat bei der Trainersuche für Klarheit gesorgt
- Favorit Peter Bosz führte Ajax Amsterdam ins Europa-League-Finale
- Als Kind interessierte sich Bosz für einen anderen Klub
Zumindest als großer Fan der Bundesliga hat Peter Bosz sich längst zu erkennen gegeben. Die Zeiten, von denen er erzählt, sind zugegebenermaßen schon ein paar Tage vergangen. Aber früher, sagt er, früher habe er immer die Bundesliga geschaut am Samstagabend. Und aufgrund persönlicher Neigungen war es immer wichtig zu wissen, wie ein ganz bestimmter Verein gespielt hatte. Die Oma des damals kleinen Peter, berichtete der große Peter vor wenigen Wochen, hatte nämlich einen Klub ganz besonders ins Herz geschlossen: den FC Schalke 04.
In diesen Tagen ist das eine besonders hübsche Anekdote. Peter Bosz wird nämlich neuer Trainer beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, wo die Menschen nur wenigen Dingen mit so viel sportlicher Abneigung gegenüberstehen wie dem königsblauen Rivalen aus der Nachbarschaft.
Mit Ajax Amsterdam durchgestartet
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Ernsthaft zum Nachteil dürfte dem 53-Jährigen diese Geschichte nicht gereichen, sollte es so kommen, wie es derzeit scheint. Schalke-Fans soll es ja in den besten Familien geben. Und vor allem brauchte der BVB nach der Entlassung von Thomas Tuchel vor genau einer Woche ja dringend einen Trainer. Einen guten. Ist Bosz das? Wer ist hier eigentlich der Bosz?
Einem größeren internationalen Publikum ist der Mann erst in den vergangenen Monaten bekannt geworden, als er mit Ajax Amsterdam den FC Schalke 04 im Viertelfinale der Europa League ausschaltete und es bis ins Finale des Wettbewerbs schaffte. Vor diesem Erfolg allerdings hatte Bosz als Trainer zuletzt bei Heracles Almelo, Vitesse Arnheim und Maccabi Tel Aviv gearbeitet. Mit anderen Worten: Seine Referenzen sind auf den ersten Blick nicht zwingend die, die einen Weg in den Kommandostand eines Großklubs wie den der europaweit beachteten Borussia vorzeichnen. Vor einem Jahr erst hatte er den Posten bei Ajax übernommen, erstmals sorgt er nun für Furore.
Offensiver Spielstil
Doch der Spielstil seiner Mannschaft hatte ihm schon in Arnheim einige Bewunderer eingebracht. Viel Ballbesitz, hohe Passquote, viele Torabschlüsse – Mannschaften von Peter Bosz stürzen sich planmäßig in die Offensive. Die Grundidee für seinen Fußball hat er dem niederländischen Leitbild um seinen besten Spieler Johan Cruyff („Voetbal total“) entliehen. Ihn verehrte er. Bosz, so heißt es, verwahrte so ziemlich jedes Interview des früheren Stars von Ajax Amsterdam und des FC Barcelona. Im März 2016, kurz vor Cruyffs Tod, hatte Bosz die Gelegenheit, sich mit seinem Vorbild lange auszutauschen. Jordi Cruyff, Sohn von Johan und damals Sportdirektor in Tel Aviv, brachte Trainer und Vater zusammen. „In dieser einen Woche habe ich mehr über Fußball gelernt als in zehn Jahren“, berichtete Bosz jüngst der englischen Zeitung „The Guardian“.
Schalke in der Europa League besiegt
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Ajax führte er mit diesem Wissen in der gerade abgelaufenen Saison zurück in die europäische Wahrnehmung. Junge Spieler formte er zu einer Mannschaft, die spektakulären Kombinationsfußball bietet. Den FC Schalke warf die Mannschaft so im Viertelfinale aus dem Wettbewerb. „Es war, als würde man der holländischen Mannschaft 1974 bei der WM zuschauen“, schwärmte Cruyffs Biograph Auke Kok vom Hinspiel gegen die Königsblauen, das Amsterdam deutlich höher als 2:0 hätte gewinnen können und das ihn an die beste Zeit des holländischen Fußballs erinnerte: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals wieder eine Ajax-Mannschaft so würde spielen sehen.“
Der Haken am schönen Spiel: Es ist riskant und öffnet dem Gegner mitunter große Räume. Und: Es dauert ein wenig, bis Bosz-Mannschaften die Vorgaben des Trainers in Perfektion umsetzen. Womöglich müssen sie beim BVB etwas Geduld aufbringen.