Berlin. Thomas Tuchel will nach dem DFB-Pokal-Sieg bei Borussia Dortmund bleiben. Den Erfolg will er feiern – dabei soll ihm auch ein Gin Tonic helfen.
Herr Tuchel, 2:1 gewinnt Borussia Dortmund gegen Eintracht Frankfurt. Wie haben sie das Spiel erlebt?
Thomas Tuchel: Wir haben sehr gut begonnen, hatten viele Torchancen. Nach dem Führungstor haben wir aber den Eindruck erweckt, als hätten wir sehr viel zu verlieren. Frankfurt hat uns echt Probleme bereitet. In der Halbzeit haben dann auch noch Marco Reus und Marcel Schmelzer gesagt: ,Es geht nicht weiter.‘ Wir mussten also beide Kapitäne rausnehmen. Das Spiel war dadurch aber natürlich auch sehr emotional, weil wir es auch für Jule Weigl, der dabei war, für Marco und für Marcel schaffen wollten, die alle tieftraurig in der Kabine saßen. Wieder haben dann gut gespielt und verdient das Tor gemacht.
Wie fühlen Sie sich jetzt?
Tuchel: Jetzt bin ich echt leer. In München beim Halbfinale war die Freude unglaublich groß, es war wie eine Explosion beim Abpfiff. Jetzt war es okay, der Akku ist leer. Ich bin einfach tiefglücklich, für alle, die sich freuen. Es fühlt sich sehr, sehr gut an.
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Wie schlimm hat sich Marco Reus verletzt, der ja bereits vom Kreuzband gesprochen hat?
Tuchel: Ich weiß noch nichts Näheres. Ich weiß nur, dass er sich beim Tor von Ousmane Dembélé verletzt hat. Er wollte nachsetzen und hat dann einen Schlag bekommen. Er fühlt, dass im Knie etwas hakt. Aber ich habe noch keine Diagnose.
Ist dieser Erfolg der schönste Erfolg ihres Trainerlebens?
Tuchel: Es ist mit Sicherheit einer der schönste Tage in meinem Trainerleben.
Wie ist Ihr Verhältnis zur Mannschaft? Sie haben sich mit der Mannschaft sehr gefreut.
Tuchel: Ich glaube, dass man besondere Leistung nur dann erbringt, wenn man eine Verbindung hat. Wenn also beim Trainer und den Spielern Vertrauen herrscht. Wenn das nicht ist, dann erreicht man seine Ziele nicht, daran glaube ich ganz fest. Wir haben alle unsere Ziele erreicht, eine ganz besondere Saison jetzt noch mal gekrönt. Ich sage ihnen ganz ehrlich, ich freue mich an Weihnachten immer am meisten, wenn alle glücklich sind. Und jetzt in die Kabine zu gehen, und alle sind glücklich. Das ist so toll, das mitzuerleben. Das ist meine ganz große Bestätigung.
Was geschieht nun die nächsten Tage?
Tuchel: Wir werden sehen. Ich habe nicht so viele Erwartung, es galt bis jetzt, Alles beiseite zu schieben. Natürlich wird es jetzt Gespräche geben. So muss es auch sein. Aber ich kann ihnen noch nicht sagen, wie es ausgeht.
Sie wirken immer etwas reserviert, können sie heute auch richtig feiern?
Tuchel: Sie haben mich wahrscheinlich ganz gut beschrieben, aber da wird ja nichts Böses draus. Heute bin ich noch etwas in mir gefangen, der Erfolg kommt gerade erst an. Aber glauben Sie mir, ich fühle große Freude, ich fühle mich wahnsinnig leicht. Ich kann auf jeden Fall gut feiern, da wird mir nachher auch ein Gin Tonic helfen.
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Sie haben noch ein Jahr Vertrag. Würden Sie gerne bleiben?
Tuchel: Ich möchte meinen Vertrag erfüllen. Aber ich möchte nicht naiv erscheinen. Es scheint, als wären die Gespräche Ergebnisoffen. Ich arbeite gerne mit den Jungs. Das was ich tun kann, tue ich: mit Herz und Leidenschaft und auf meine Art und Weise. Mir ist es auch tatsächlich immer ein bisschen unangenehm vor der Kurve zu stehen, wenn die Fans meinen Namen rufen. Ich finde, das ist ausschließlich die Bühne der Spieler. Deswegen bin ich öfter schnell weg.
Es gab Berichte, dass die Spieler Probleme mit Ihnen haben. Wie sehen Sie das?
Tuchel: Es wurde berichtet, ich hätte die Vertrauensfrage gestellt, aber das ist einfach nicht wahr. Ich habe den Spielern nach dem Spiel in Hoffenheim gesagt, dass es mir schrecklich leid tut, dass es ihre Leistung gar nicht bewertet wird, sondern dass es immer nur um mich und Aki geht. Die Leistung, die die Spieler gegen Hoffenheim gebracht haben, war überragend. Aber ich habe mir in keiner Minute die Mühe gemacht, meine Spieler zu hinterfragen.