Essen. Viele Fans wünschen sich einen Schulterschluss zwischen der BVB-Führung und Trainer Tuchel. Doch die Situation bleibt verfahren. Ein Kommentar.

Das DFB-Pokalfinale in Berlin ist ein alljährlich wiederkehrendes Freudenfest des deutschen Fußballs, ein nationaler Saison-Abschluss von hohem sportlichen und emotionalen Wert. Doch ausgerechnet vor diesem bedeutenden Ereignis knistert es beim BVB hinter den Kulissen – viele Fans können und wollen es nicht verstehen, dass das Verhältnis zwischen der Klubführung und Trainer Thomas Tuchel so zerrüttet sein soll, dass eine Trennung nach diesem Endspiel unabhängig von dessen Ausgang unvermeidlich zu sein scheint.

BVB-Trainer Tuchel hat seinen Auftrag erfüllt

So viel steht fest: Thomas Tuchel ist erfolgreich. Er hat seinen Auftrag erfüllt und mit einer verjüngten Mannschaft, die zu Saisonbeginn die drei Säulen Mats Hummels, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan verlor, auf direktem Wege wieder die Champions League erreicht. Muss nicht der sportliche und damit auch der wirtschaftliche Erfolg Kriterium Nummer eins sein bei einem auch noch börsennotierten Bundesligisten? Wer derzeit mit BVB-Anhängern spricht, hört häufig sinngemäß diesen Satz: Die sollen sich mal beim Bier zusammensetzen und aussprechen, die sollen das Problem wie Kerle lösen – das kann doch nicht so schwer sein.

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Doch die Situation ist verfahren. Es geht um verspieltes Vertrauen, es geht um fehlende Chemie, es geht sicher auch um verletzte Eitelkeiten. Und es geht um die Frage: Wie ist tatsächlich Tuchels Verhältnis zur Mannschaft? Völlig in Ordnung und von Zusammenhalt geprägt, wie er selbst versichert? Oder in Teilen zerstört, wie es auch kolportiert wird?

Tuchel lässt sich jedenfalls nicht beirren, er bleibt hochprofessionell und auf den Job fixiert. Und auch um die Mannschaft muss man sich wegen der Unruhen im Hintergrund nicht sorgen. Berufsfußballer wollen Titel holen, für sich selbst und für den Verein: Ihre Gier auf den Pokal wird nicht gebremst sein.

Erst nach dem Berliner Finale wird endgültig Bilanz gezogen, dann fallen auch Entscheidungen. Wenn sie sich nicht doch noch irgendwie zusammenraufen, wovon gerade nicht auszugehen ist, wird es Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sehr schwer haben, eine Trennung von Thomas Tuchel zu erklären. Vor allem, wenn der BVB mit diesem Trainer auch noch den Pokal holen sollte.