Dortmund. . In Berlin erwuchs der Legenden-Status von Norbert Dickel. Seit 25 Jahren ist er Stadionsprecher beim BVB. Als Geschenk wünscht er sich den Titel.

Ein kostbares Kapitel der BVB-Vereinsgeschichte findet sich in einem unscheinbaren Treppenaufgang im Stadion von Borussia Dortmund. Riesige schwarze Buchstaben auf gelber Wand ergeben den Satz, den Norbert Dickel (55) auch heute noch so meint: „Ich würde es wieder tun.“ Ausgesprochen hat er ihn vor gar nicht allzu langer Zeit, bezogen ist er auf 1989, das DFB-Pokalfinale in Berlin, in dem der damalige Stürmer mit zwei Toren gegen Werder Bremen den überraschenden Titel herbeischoss – und sein ohnehin schmerzendes Knie dadurch, dass er spielte, für immer ruinierte.

Ein skurriles Telefonat mit Niebaum

Bis heute verehren die Fans Norbert Dickel, singen „Held von Berlin“ bei jedem Heimspiel. An diese Geschichte wird speziell vor dem DFB-Pokalfinale, in dem der BVB am Samstag (20 Uhr, ARD) auf Eintracht Frankfurt trifft, gern erinnert. Dickel ist einer, der weiß, wie es geht. Einer, der gezeigt hat, dass es ein Spiel ist, in dem es immer auch um Größeres geht.

Auch aus Dankbarkeit für seinen selbstlosen Einsatz damals stellte ihn der Verein nach der Sportinvalidität als Stadionsprecher ein. 25 Jahre macht er das nun. Dienstjubiläum. Was sagt Dickel? „Scheiße, bin ich alt. Es gibt ja viele im Stadion, die gar nicht wissen, dass es je ein anderer gemacht hat.“ Bruno Knust hieß sein Vorgänger. Bis der damalige Präsident Gerd Niebaum bei Dickel anrief. Ein skurriles Gespräch, erinnert sich Dickel.

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„Nobby, wir würden gern, dass du den Stadionsprecher machst.“

„Aber das habe ich doch noch nie gem...“

„Oh, ich kriege gerade noch einen Anruf. Kannst du dir ja überlegen. Samstag geht’s los.“

Er machte es. Dickel las damals vor dem Spiel Werbung vor für lokale Bäckereibetriebe und schlesische Wurstspezialitäten. Er kennt den Text noch heute auswendig. Auch an Rüdiger erinnert er sich. Rüdiger, sagt Dickel, war früher tagelang damit beschäftigt, auf der einfarbigen Anzeigetafel die richtigen Lampen einzeln zum Leuchten zu bringen, um die gewünschte Paarung für den Spieltag sichtbar werden zu lassen. Lange her.

Erstmals allein am Stadion-Mikro taucht Dickel im ersten Heimspiel der Saison 1992/93 auf. Er erinnert sich nicht. Er muss es verdrängt haben. Es war ein 0:2 gegen Schalke. „Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen, vor damals 54 000 Menschen zu sprechen. Das war und ist nicht einfach. Ich bin immer noch nervös und rappelig. Ich will den Leuten ja Freude bereiten. Wenn es irgendwann Routine wird, dann höre ich auf.“ Der Tag ist nicht in Sicht.

Einzige Schwäche: Rückennummern

Die Nervosität wird ihn vermutlich immer begleiten, schließlich leidet Dickel an einer für seinen Beruf erstaunlichen Krankheit: Er kann sich die Rückennummern der BVB-Stars nicht merken. „Ich kenne viele, viele Telefonnummern auswendig, aber frag mich nie nach Rückennummern! Das ist eine Katastrophe. Ricken hatte die 18, Reus hat die 11, Weidenfeller die 1. Aber ansonsten...! Da stehen manchmal kleine Kinder vor mir und wissen alles auswendig. Und ich sage: stimmt wahrscheinlich.“

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Dickel ist dankbar und stolz, dass er als Teil des Event-Managements der BVB-Familie schon so lange angehören darf. Als Internet-Kommentator und vereinseigener Moderator erlangte er schwarz-gelben Kultstatus. Weil er ist, was er ist: Borussia-Fan und nahbare Legende zugleich. „Der Norbert muss irgendwo auf der B1 liegen geblieben sein. Ich bin überall nur unser Nobby, der dazugehört. Ich bin Allgemeingut des Dortmunders. Das finde ich schön.“

Mit dem Einsatz am Samstag in Berlin, wo die Stadionsprecher der teilnehmenden Vereine stets die jeweiligen Fans begrüßen, begeht er sein Jubiläum. Ein Kreis schließt sich fürs erste. Wieder Berlin. „Der Pokal wäre das perfekte Geschenk für die 25 Jahre. Ich möchte so gern noch einmal mit dem Siegerkorso durch die Stadt fahren.“ Mit anderen Worten: Er will es wieder tun.