Dortmund. . Nach dem 1:1 in Augsburg lassen einige Spieler Distanz zum Trainer durchblicken. Für die beiden BVB-Endspiele kehrt immerhin Nuri Sahin zurück.

  • Nach dem 1:1 in Augsburg lassen einige Spieler Distanz zum Trainer durchblicken
  • Für die beiden BVB-Endspiele kehrt immerhin Nuri Sahin zurück
  • Es werden wohl die beiden letzten Spiele von Thomas Tuchel

In Zeiten wie diesen wird fast jede Regung im schwarz-gelben Fußball-Land mit symbolischer Bedeutung aufgeladen. Es kommt nur auf die Sichtweise an. Wer wollte, der konnte beim Training der Profis von Borussia Dortmund am Sonntag ein angespanntes Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer Thomas Tuchel beobachten. Als Tuchel etwas abseits auf dem Ball hockte, die Übungen seiner Spieler mürrisch begutachtete – ohne ein Wort.

Wer wollte, der konnte die Sache aber auch wesentlich versöhnlicher betrachten. Zum Beispiel als erstmals nach dreiwöchiger Verletzungspause Nuri Sahin inmitten dieser Trainingsgruppe auftauchte und rannte und grinste, so dass es selbst Tuchel zwischendurch ein Lächeln abrang. Um aber wirklich etwas über das Verhältnis zwischen Spielern und Trainer zu erfahren, muss man auf die Botschaften achten, die im Nachgang des 1:1 (1:1) beim FC Augsburg, mit dem der BVB nur aufgrund des besseren Torverhältnisses auf Tabellenplatz drei verbleibt, unausgesprochen blieben.

„Man kann nicht nicht kommunizieren“, sagte Tuchel am Samstagabend, als wäre er ein Wissenschaftler, den man in der Frage konsultiert hätte, wie es um die Atmosphäre bei der Borussia bestellt ist. Nicht gut, soviel ist spätestens klar, seitdem Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor etwas mehr als einer Woche öffentlich Dissonanzen mit dem Trainer einräumte, die noch immer anhalten, die seitdem nicht weiter besprochen wurden. Am Samstag nach dem Spiel verzichtete der Trainer auf weitere verbale Konfrontation und ließ im Hinblick auf die schweren Turbulenzen der vergangenen Woche wissen: „Wenn ich meine Mannschaft auf diese Weise spielen sehe, geht es mir gut.“

Sahin nennt Verhältnis professionell

Das Pflichtgefühl für und die Zuneigung zu seiner Mannschaft sind Motive, die Tuchel zuletzt gern thematisiert hat. Es herrsche „maximales Vertrauen“, sagt er, das Trainingsgelände in Dortmund-Brackel sei „eine Oase“ für ihn und die Spieler. „Im Zentrum des Sturms ist es meistens am ruhigsten. Das nehmen wir für uns in Anspruch“, sagte der 43-Jährige. Das Bild, das er zeichnet, ist in freundlichen Farben gehalten, was einige Spieler mit neugieriger Skepsis an die Leinwand herantreten lässt, offenbar mit dem Wunsch, kühlere Farben beizumischen. Nuri Sahin etwa war am Samstagabend zu Gast im Aktuellen Sportstudio des ZDF, und er sagte mehrfach, dass Mannschaft und Trainer „professionell“ zusammenarbeiteten.

An einer zielorientierten Kooperation ist nichts Falsches, aber es fehlt ihr die Tiefe, das Besondere, das Tuchel scheinbar festgestellt hat. Eine berufliche Beziehung als professionell zu bezeichnen, ist die wohl charmanteste Art darauf hinzuweisen, dass das Verhältnis ansonsten mindestens gestört ist. Tuchel benutzte das Wort selbst im Januar, um das Zusammenwirken mit Watzke und Sportdirektor Michael Zorc zu beschreiben. Was daraus wurde, ist bekannt.

Und auch Marco Reus hätte die Chance gehabt, seinem in die Kritik geratenen Trainer zurück in ein besseres Licht verhelfen können. Der Nationalspieler war vor der Abreise aus Augsburg gefragt worden, wie es denn nun um das Verhältnis der Mannschaft zum Trainer bestellt sei. Dazu könne er nichts sagen, meinte Reus – und sagte damit genug. Nach Watzke und Präsident Reinhard Rauball gehen einige Spieler sanft, aber vernehmlich auf Distanz. Es scheint einsam zu werden um Thomas Tuchel in diesen Tagen, die noch so viel Schönes bringen sollen.

Sieg gegen Bremen könnte reichen

„Wir haben noch zwei Endspiele, eines in Dortmund, eines in Berlin“, sagte der Trainer. Ein Sieg gegen Werder Bremen im Bundesliga-Finale würde sehr wahrscheinlich den anvisierten dritten Platz und damit die Qualifikation für die Champions League sicherstellen. Ein Sieg im DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt eine Woche später würde diese Saison sogar noch golden enden lassen.

Für beide Spiele benötigt Tuchel einen neuen Mittelfeldstrategen, weil sich Julian Weigl schwer verletzte (siehe oben). Die Rückkehr von Sahin passt daher perfekt. Das ließ keine zwei Deutungen zu.