Dortmund. Thomas Tuchel ist getroffen von den Geschehnissen – und befeuert die Unruhe. Der Trainer und BVB-Boss Watzke reden - aber nicht miteinander.
Es ist nur diese eine winzige Bewegung, die Thomas Tuchel seinem Körper abringt. Eine aber, die so viel zu erzählen scheint über den Mann, der sie ausführt, und die Situation, in der er gerade steckt. Die Frage ist noch nicht zu Ende gestellt, da führt er sie schon aus. Die Frage lautet, ob es denn mittlerweile ein klärendes Gespräch gegeben habe. Der Trainer von Borussia Dortmund, Oberkörper und Blick bewegungslos, schüttelt den Kopf. „Nein, bisher nicht“, sagt der Trainer von Borussia Dortmund, als wolle er sichergehen, dass die Botschaft des Schweigens einen Tag vor dem Bundesligaspiel beim FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr) auch wirklich ankommt.
Kein Gespräch.
Keine Versöhnung.
Internes Schweigen beim BVB
Noch immer geht es um die Differenzen zwischen der Vereinsführung und dem Trainer, die BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor einer Woche in einem Interview mit dieser Zeitung öffentlich gemacht hatte. Es hatte direkt nach dem folgenden Spiel gegen Hoffenheim (2:1) ein kurzes Zusammentreffen in der Trainerkabine gegeben: Präsident Reinhard Rauball, Sportdirektor Michael Zorc und Watzke waren zum Gratulieren gekommen und hatten mit dem Trainer ein Stillhalteabkommen geschlossen, das Zorc Mitte der Woche noch einmal bekräftigte, indem er „Ruhe im Karton“ forderte. Schließlich gebe es noch Spiele zu spielen: Augsburg, dann gegen Werder Bremen und noch das DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt am 27. Mai. Doch es herrscht Unruhe. Auch durch die Funkstille zwischen den beiden Protagonisten Watzke und Tuchel, die einander kaum einen Millimeter entgegen kommen. Kommen wollen, kommen können.
Anders ist Tuchels Auftritt am Freitag kaum zu erklären. „Die Heftigkeit der letzten Woche ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Es kursieren so viele Unwahrheiten, so viele Verleumdungen. Da werden persönliche Grenzen dramatisch überschritten“, sagt er: „Aber ich fühle die Stärke, meine Bedürfnisse hinten anzustellen, und die Verpflichtung der Mannschaft gegenüber, aus dieser Saison eine herausragende zu machen.“
Er sagt, dass er sich Ruhe wünscht in dieser entscheidenden Phase der Saison. Und dass er sich bei der Mannschaft entschuldigt habe, weil das Spiel gegen Hoffenheim und die Tatsache, „wie wir da zusammen um Siege kämpfen“ medial nicht gewürdigt worden seien wegen der Causa Tuchel. Dass es zwischen ihm und Teilen der Mannschaft nicht stimme, sei zudem eine Mär. „Zwischen den Spielern und mir gilt maximales Vertrauen. Sonst wären solche Leistungen nicht möglich.“
Zu stur, zu trotzig
In Augsburg können diese Spieler mit einem Sieg und einem entsprechenden Ergebnis des Konkurrenten TSG Hoffenheim die Champions-League-Qualifikation sicherstellen. Für die von Tuchel gewünschte Ruhe war Watzkes Interview aus Tuchels Sicht nicht sehr hilfreich. Nun scheint er aber zu getroffen, zu trotzig, zu stur, um selbst gegenzusteuern. Mit Kritik im sportlichern Bereich könne er leben. „Aber es geht nicht um sportlichen Misserfolg. Es ist in dieser Woche vieles auf den Kopf gestellt worden auf eine Art, die zu weit geht im Bezug auf einen schlimmen Vorfall, bei dem ich mit dabei war.“ Watzke hatte Tuchel indirekt einen Vertrauensbruch rund um das Sprengstoffattentat auf Mannschaft und Trainer vor dem Champions-League-Spiel gegen Monaco Anfang April vorgeworfen.
Sie reden – aber nicht miteinander. Derzeit löst das bei vielen hauptsächlich Kopfschütteln aus.