Dortmund. . Zum zehnten Mal trifft Borussia Dortmund im DFB-Pokal auf den FC Bayern. Im Halbfinale heute in München hofft BVB-Trainer Tuchel auf Glück – und Reus.

Beim letzten Mal saß Thomas Tuchel auf dem Sofa und schaute relativ entspannt zu. Seine zukünftige Mannschaft spielte da im Fernsehen. DFB-Pokal 2015, Halbfinale, FC Bayern München gegen Borussia Dortmund. Der aktuelle Trainer des BVB denkt zurück, wie absurd das alles gelaufen war: Auf welch kuriose Weise Schwarz-Gelb – lange Zeit erstaunlich unterlegen – ins Finale nach Berlin weiterzog, wo Borussia dann mit 1:3 gegen Wolfsburg verlor und am Titel vorbei schlitterte.

Aber damals, erinnert sich der Heute-Tuchel an den Sofa-Tuchel, habe er gedacht: Es gibt offenbar so etwas wie Bestimmung, dass höhere Mächte dem scheidenden Trainer Jürgen Klopp ein letztes Finale, eine letzte Trophäe zukommen lassen wollten. „Wenn Kloppo also nochmal mit dem Pokal um den Borsigplatz fahren soll, dann soll es offenbar so sein“, dachte er.

Erinnerung an Elfmeter-Komik

Die Bayern vergaben in der regulären Spielzeit beste Chancen und rutschten selbst beim finalen Elfmeterschießen in Serie aus. Vier Stars, vier Schüsse, unbedrängt, aus elf Metern – kein Treffer.

Einen Tag vor dem nächsten Duell, wieder im Pokal-Halbfinale in München (20.45 Uhr / ARD und Sky live), sagt Tuchel grinsend: „So ungefähr wäre das für morgen auch okay.“

Der 43-Jährige beschwört bei der Jubiläumsausgabe des Duells das, was er hasst, weil er es nicht planen kann: ein bisschen Spielglück im einen oder anderen und am besten im entscheidenden Moment.

Neunmal trafen die Bayern (sechs Siege) und die Borussia seit 1966 aufeinander, in den vergangenen vier Jahren gab es dieses Pokal-Duell immer. Unvergessen, wie der BVB 2012 die Münchner im Finale mit 5:2 in nie da gewesener Form auseinander schraubte. Daraus resultierte wütende bajuwarische Entschlossenheit, die München in den vergangenen Jahren zur nationalen Übermacht werden ließ. Thomas Tuchel und seine Mannschaft dürfen damit nun umgehen.

Aber Freude erlauben sie sich. Freude über die Vertragsverlängerung des derzeit verletzten Dortmunder Jungen Nuri Sahin bis 2019. Freude über Fußball. Selbstverständlich ist das 14 Tage nach dem Sprengstoff-Anschlag auf die Spieler nicht. Aber sie versuchen, das gerade abzustreifen. Die Ergreifung des mutmaßlichen Täters und der spät entstandene Sieg in Mönchengladbach halfen dabei.

„Wir fühlen schon, dass es uns gut geht, dass wir gute Stimmung haben. Ich denke schon, dass das Momentum auf unserer Seite ist“, sagt Tuchel und fügt an: „Wir sind bereit für ein großes Match. Aber: Wir brauchen das Beste, was wir haben. Plus ein bisschen Glück.“

Reus ist ein Schlüssel-Element

Zum Besten im schwarz-gelben Repertoire zählt auch Marco Reus. Der Nationalspieler ist ein Schlüssel-Element. Beim 1:4 in München in der Liga zuletzt fehlte er. Nun ist neben Langzeitverletzten nur der Einsatz von Sokratis (muskuläre Probleme) fraglich.

Immerhin: Der Abwehrchef trat die Reise nach München am Dienstagabend mit an, ein Einsatz ist möglich. Auf Reus kommt es mit Sicherheit an. Der Star traue sich derzeit „alles zu“ und habe „eine große Stärke entwickelt“. Tuchel: „Er ist bereit für besondere Dinge.“

Dinge, die am Mittwoch in Form eines Ergebnisses sichtbar werden sollen. Denn das hat „große Auswirkung darauf, wie die Saison bewertet wird“, so Tuchel. Vermutlich auch für ihn persönlich, weil im Sommer die Entscheidung ansteht, ob er Trainer des BVB bleibt. Das Finale will er deshalb bloß nicht auf dem Sofa verfolgen müssen.