Mönchengladbach. Ausgelassen und befreit wirkt Borussia Dortmund nach dem 3:2 in Gladbach. So sollen auch am Mittwoch im Pokal-Halbfinale in München Kräfte frei werden

  • Noch ist nicht alles beim Alten bei Borussia Dortmund
  • Aber das 3:2 in Gladbach gibt dem BVB eine neue Zuversicht für das Pokal-Halbfinale beim FC Bayern am Mittwoch
  • Bei der Mannschaft ist zu spüren, dass sich das Trauma behutsam legt

Ein Stückchen Normalität entsteht, wenn am Samstagabend nach dem Auswärtssieg aus der Mannschaftskabine die Bässe wummern, die Spieler zwar etwas eintönig, aber offenbar doch in erhöhtem Maße erheitert singen. Wenn am Tag danach die Reservisten trainieren, beim Kontaktspiel noch mehr als üblich den Mitspieler verulken wollen und lachen. Es ist noch nicht alles beim Alten bei Borussia Dortmund, das ist nach diesen aufwühlenden Wochen keineswegs erwartbar. Aber dass nun wieder der Sport im Vordergrund stehen kann, es ums Gewinnen geht, macht die schwarz-gelbe Welt wieder ein bisschen erträglicher. Und gibt dem BVB eine neue Zuversicht für die womöglich letzte große Herausforderung in dieser Saison.

Auch interessant

Am Mittwoch (20.45 Uhr/live bei ARD und in unserem Ticker) möchte sich Borussia beim FC Bayern die Teilnahme am Endspiel im DFB-Pokal sichern. Ein anspruchsvolles Vorhaben, aber in den Tagen vor dem Halbfinal-Hit ist bei der Mannschaft zu spüren, dass sich das Trauma behutsam legt, ein Trotz-Verhalten entsteht. „Wann immer eine Gruppe schwere Situationen zu meistern hat, schweißt es sie noch mehr zusammen“, sagte Torhüter Roman Bürki nach dem 3:2 (1:1) bei der Gladbacher Borussia. Bezogen auf die wiedergewonnene Lust am Fußball kündigte sogar Thomas Tuchel vollmundig an: „Die Bayern haben auf jeden Fall mehr zu verlieren als wir. Wir können ihnen die Saison vermiesen.“

Tuchel bereits im Normalmodus

Dortmunds Trainer hat es schon geschafft, sich von den Gedanken an den Sprengstoffanschlag vor knapp zwei Wochen zu befreien, vor und während einer Bundesliga-Begegnung könne er ohne weiteres „in den Normalmodus wechseln“. Torhüter Bürki ist an diesem Punkt erst am Freitag angekommen, als die Festnahme des mutmaßlichen Täters und das wirre Motiv publik wurden: „Mir hat geholfen, dass jetzt Klarheit herrscht, dass da nichts mehr kommen wird“, erklärte der Schweizer, der wieder genießen, besser schlafen kann: „Ich habe mich heute mal wieder 90 Minuten auf Fußball konzentrieren können und musste am Ende nicht gezwungenermaßen lachen.“

Auch interessant

Aubameyang trifft als Joker

Und darauf kommt es bei aller Vergangenheitsbewältigung auch an. An Fußball zu denken, an die Wege zum Erfolg – aber auch an die Schwachpunkte, die in Gladbach sichtbar waren und am Mittwoch im Duell der beiden durch das Aus in der Champions League frustrierten Vorzeigeklubs abgestellt werden müssen. Sie betreffen vor allem die Defensive. Mikel Merino leistete sich kurz vor der Pause einen bösen Schnitzer und ermöglichte Lars Stindl (43. Minute) den Ausgleich nach Marco Reus’ Führungstreffer vom Elfmeterpunkt (10.). Kurz nach der Pause fälschte zu allem Überfluss Marcel Schmelzer noch eine scharfe Hereingabe von Oscar Wendt zum 1:2 (48.) ins eigene Tor ab. Immerhin drehten der eingewechselte Pierre-Emerick Aubameyang (59.) und Raphael Guerreiro drei Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit noch die Partie.

Auch interessant

BVB-Sportdirektor Michael Zorc.
Von Andreas Berten, aufgezeichnet in der Mixed Zone

„Nach den ganzen Englischen Wochen und was sonst noch passiert ist, zeigt es die Moral dieser Mannschaft, hier nach einem Rückstand zurückzukommen“, sagte Marco Reus. Das gibt Mut für München, auch wenn der BVB dort Anfang April beim 1:4 im Bundesliga-Rückspiel chancenlos war. „Selbst diese Rückschläge machen uns am Ende noch stärker“, sagte Sportdirektor Michael Zorc, „wir fahren dorthin, um ins Endspiel zu kommen.“ Gut, dass sie in Dortmund schon wieder angriffslustig sind.