Dortmund. BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang traf nach seiner Strafe im November viermal. Der Gegner von damals ist der gleiche am Dienstag: der Hamburger SV.

Am Montag entschied sich Pierre-Emerick Aubameyang gegen jegliche Form von Verhüllung: Mit offenem Verdeck fuhr der Stürmer in seinem Sportwagen am Trainingsgelände von Borussia Dortmund in Brackel vor, den Kopf schmückte lediglich eine weiße Baseballkappe.

Dass auf derlei Details derzeit etwas genauer geachtet wird, geht zurück auf das Derby beim FC Schalke 04 (1:1), als der Torjäger seinen Treffer zum 1:0 mit einer Maske feierte, die an einen Superhelden erinnerte – in Wahrheit aber Bezug nahm auf eine Werbekampagne seines persönlichen Ausrüsters Nike. Das kam in Dortmund nicht ganz so gut an, weil der BVB in Trikots von Puma spielt und das Herzogenauracher Unternehmen sogar strategischer Investor ist.

Der Ball liegt beim Verein

Dort gibt man sich gelassen: „Puma ist bei solchen Sachen immer ruhig, das ist eine Sache von Borussia Dortmund“, sagt Matthias Bäumer, Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz, auf Anfrage dieser Redaktion. „Die werden den Spieler schon darauf aufmerksam machen, dass das nicht in Ordnung war.“

Einer, der dafür zuständig sein könnte, ist BVB-Trainer Thomas Tuchel. „Vielleicht sollte ich ihn bestrafen“, sagt der vor dem Bundesligaspiel gegen den Hamburger SV am Dienstag (20 Uhr/Sky). Doch es huscht ein Grinsen über sein Gesicht, als er das sagt, denn selbstverständlich denkt er nicht ansatzweise an sportliche Konsequenzen für seinen besten Torschützen.

Nein, Tuchel spielt an auf den vergangenen November. Damals hatte er Aubameyang im Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon tatsächlich auf die Tribüne verbannt, weil der zwei Tage zuvor nach Mailand gejettet war und dort eine private Feier besucht hatte. Im Bundesligaspiel danach trug der Stürmer vier Tore zum 5:2-Sieg bei – gegen den Hamburger SV. „Das spricht für seine Professionalität“, sagt Tuchel. „Man kann mit ihm sehr kritisch reden und Dinge auch sehr hart klären – und man kann sicher sein, dass er nicht nachtragend ist.“

Gespräch erst nach dem Spiel

In Dortmund hoffen sie nun auf eine ähnliche Reaktion – und dass das Thema dann schnell in der Versenkung verschwindet. Tuchel erlaubt sich ohnehin den Luxus, als Trainer nur aufs Sportliche zu blicken und verweist für alles Weitere auf die Klubverantwortlichen. Die haben ein klärendes Gespräch mit dem Stürmer angekündigt, das nach der Partie gegen Hamburg stattfinden soll – mehr aber auch nicht. Die möglichen Geldstrafen, die kursieren, entbehren zumindest derzeit noch jeder Grundlage.

Es ist eine schwierige Gratwanderung für die BVB-Bosse: Einerseits dürfen sie sich nicht allzu sehr auf der Nase herumtanzen lassen von ihrem Angestellten, der schon einmal mit einem ins Haar eingearbeitete Nike-Logo spielte und dafür gerüffelt wurde. Andererseits muss Aubameyang zwingend bei Laune gehalten werden, wo es doch jetzt in die entscheidenden Wochen der Saison geht. Mit den Viertelfinalspielen in der Champions League, mit dem Halbfinale im DFB-Pokal und fünf Bundesligapartien allein im April – der ersten heute Abend gegen Hamburg.

Und die dürfte erheblich schwieriger werden als das Hinspiel, warnt Christoph Metzelder, Experte beim Bezahlsender Sky: „Trainer Marcus Gisdol hat es geschafft, der Schießbude der Liga eine gewisse Stabilität zu verleihen“, sagt er. Tuchel findet, dass der HSV schon im Hinspiel besser war, als es das 2:5 aussagte. Im Winter kamen Mergim Mavraj aus Köln und der Ex-Schalker Kyriakos Papadopoulos aus Leverkusen, die die Abwehr gehörig stabilisiert haben.

Mavraj ist BVB-Experte: Fünf mal spielte er mit Köln gegen Dortmund, nie verlor er – und nie erzielte Aubameyang ein Tor. Auch die Generalprobe hat das Hamburger Abwehrduo bestanden: Gegen den 1. FC Köln gewann man 2:1 – und Kölns Mittelstürmer Anthony Modeste, immerhin schon bei 22 Saisontoren, blieb ohne Treffer.