Dortmund. . Am Mittwoch spielt der BVB-Jungstar mit der Nationalmannschaft in Dortmund. Sein Chef ist sicher: Bei Löw wird der 21-Jährige eine tragende Rolle einnehmen.
Manchmal vergisst man, wie jung dieser Bursche noch ist. Vor einem halben Jahr ist Julian Weigl 21 Jahre alt geworden. Für Borussia Dortmund aber ist er längst unverzichtbar geworden – denn auf dem Platz wirkt er meist wie ein Veteran, der schon hunderte von Schlachten geschlagen hat.
„Er ist mit seinen jungen Jahren für uns schon ein absoluter Stabilisator im Spiel“, lobt ihn BVB-Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Zeitung. Und Zorc sieht den Mittelfeldspieler zu Höherem berufen: „Ihm gehört sicher die Zukunft in der Nationalmannschaft.“
Ohne Weigl fehlt Struktur
In Dortmund gehört Weigl bereits die Gegenwart: Wie wichtig er längst ist, sieht man vor allem, wenn er nicht spielt – wie am Freitagabend beim 1:0 (1:0)-Sieg gegen den FC Ingolstadt, an dem Zorc auch mit zwei Tagen Abstand außer dem Ergebnis wenig Gutes feststellen konnte. Die Abwehr wackelte, das Mittelfeld hatte Probleme, den Angreifern fehlte Inspiration und Durchschlagskraft – und ohne Weigl hatte das Mittelfeld arge Probleme, den Ball nach vorne zu bringen. Als der 21-Jährige nach 56 Minuten kam, wurde das Dortmunder Spiel zwar nicht dramatisch besser, doch der Spielaufbau war immerhin strukturierter. „Julian ist für uns ganz wichtig“, so Zorc. „Ich will ihn jetzt auch nicht überhöhen, aber man merkt natürlich, wenn er nicht dabei ist.“
Am Mittwoch geht es weiter
Während einige seiner Mitspieler nun Pause haben, steht für Weigl am Mittwoch schon der nächste Termin im Dortmunder Stadion an: Mit der deutschen Nationalmannschaft empfängt er England. „Das ist für mich natürlich geil, hier in der Nähe zu sein“, freut sich der 21-Jährige. „Ich hoffe, dass ich die eine oder andere Spielminute bekomme.“
Denn in der Nationalmannschaft hat Weigl noch lange nicht den Status, den er in Dortmund genießt. Bislang kommt er auf vier Spiele und 142 Minuten, bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich war er dabei, blieb aber ohne Einsatz. Bundestrainer Joachim Löw setzt derzeit noch auf andere Spieler. „Er hat natürlich in Toni Kroos auf vergleichbarer Position einen Weltklassespieler vor sich“, sagt Zorc. „Aber er hat einen Riesenvorteil: Er ist noch extrem jung.“
Was der 21-Jährige auf dem Platz macht, ist selten spektakulär: Vor der Abwehrreihe pendelt er von links nach rechts und zurück, lässt Pässe zurück auf die Verteidiger prallen, spielt mal einen Querpass über zehn Meter nach links, einen weiteren über fünf Meter nach rechts und streut gelegentlich einen längeren Diagonalball ein.
Das wirkt spektakulär einfach – und genau das ist Weigls Stärke: Niemandem gelingen diese scheinbar einfachen Dinge mit derart beeindruckender Zuverlässigkeit. Neun von zehn Spielen bringt er im Schnitt an den Mann. Ein Tor und null Torvorlagen sind für einen Mittelfeldspieler zwar mager – aber Weigl legt mit seinem schnörkellosen Spiel die Basis dafür, dass die Mitspieler glänzen können.
„Ich versuche mich anzubieten“
Ansprüche an den Nationaltrainer leitet er daraus nicht ab: „Ich versuche mich anzubieten – und dann mal gucken, was rauskommt“, sagt Weigl nach dem schmucklosen Sieg über Ingolstadt in der Dortmunder Mixed Zone, wo er als einer der wenigen Spieler regelmäßig bei den Journalisten stehen bleibt – auch nach schlechten Spielen, auch nach Niederlagen. Und auch hier vergisst man manchmal: Er ist erst 21.