Essen. Nach der 1:2-Niederlage in Darmstadt beschwerte sich Trainer Thomas Tuchel von Borussia Dortmund indirekt über die Erwartungen. Ein Kommentar.
Als der FC Bayern in der letzten Spielminute die beiden Tore zum Sieg in Ingolstadt erzielte, war der Stoßseufzer sprichwörtlich fast überall zu hören: Typisch Bayern! Spielen nicht gut und gewinnen doch. Und tun sie es nicht, wie in der Woche zuvor beim 1:1 gegen Schalke 04, erhöhen sie trotzdem in der Bundesliga-Tabelle ihren Vorsprung auf Verfolger RB Leipzig.
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Typisch Bayern? Vermutlich ja. Die einzigen Mannschaften, die das Tempo des Rekordmeisters in der Saison 2016/17 noch einigermaßen mithalten, legen regelmäßig ihre Pausen ein. Inzwischen sogar der Aufsteiger Leipzig mit der zweiten Niederlage in Folge. Oder der BVB: Siege über die beiden Spitzenklubs und souveräner Gruppensieg in der Champions League – aber nicht in der Lage, den Tabellenletzten in Darmstadt zu dominieren. Das 1:2 vom Samstag: Für Trainer Thomas Tuchel ist das Ergebnis eine sehr persönliche Niederlage.
BVB-Trainer Tuchel wähnt sich auf Augenhöhe mit Pep Guardiola
Von einem Trainer, der sich auf Augenhöhe mit Pep Guardiola wähnt, darf man erstens erwarten, dass er seine Mannschaft richtig auf ein Kampfspiel auswärts einstellt. Und zweitens, dass er hinterher nicht indirekt über die Erwartungen jammert, die mit einem Job beim zweitgrößten deutschen Fußballklub einhergehen. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist ihm schon entgegengekommen und hat sein Saisonziel pragmatisch von Platz zwei auf drei reduziert. Hauptsache Champions League. Aber jeder Platz darunter bedeutet, dass Borussia Dortmund die direkte Qualifikation zur Champions League verpasst.
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Tuchels Relativitätstheorie zum Leistungsstand seiner Mannschaft erfüllen den Tatbestand einer Verschleierung: Nicht Watzke, sondern er persönlich ist dafür zuständig, dass Borussia Dortmund am Ende in der Königsklasse landet. Der Kader, den ihm der Klub zusammenstellte, lässt keine andere Schlussfolgerung zu: Sogar wenn der Busfahrer mitgespielt hätte, hätte der BVB in Darmstadt gewinnen müssen. Das 1:2 war kein Unfall, sondern ein Mangel an Siegermentalität. Tuchel wirkte fast ratlos, als er das erklären sollte.
Bayern hat schon Meistertrainer und Zweitplatzierte vorzeitig vor die Tür gesetzt, wenn das Saisonziel gefährdet war. Vielleicht haben sie auch deshalb so viele Titel geholt. Borussia Dortmund ist da ja anders. Tuchel bekommt genügend Kredit, um die Achterbahnfahrt erfolgreich zu beenden. Nur eines muss klar sein: Platz drei bleibt die Messlatte.