Darmstadt. Thomas Tuchel bewegte sich geduckt durch die Kellerräume. Die niedrigen Decken im betagten Darmstädter Stadion flößten dem groß gewachsenen Trainer von Borussia Dortmund offenbar Respekt ein. Es war eine Haltung, die zum Ergebnis des kurz zuvor beendeten Spiels passte.
Thomas Tuchel bewegte sich geduckt durch die Kellerräume. Die niedrigen Decken im betagten Darmstädter Stadion flößten dem groß gewachsenen Trainer von Borussia Dortmund offenbar Respekt ein. Es war eine Haltung, die zum Ergebnis des kurz zuvor beendeten Spiels passte.
Der BVB, amtierender Vizemeister und am kommenden Dienstag in der Champions League in der Runde der besten 16 Mannschaften Europas aktiv, verlor nach indiskutabler Leistung beim Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga, dem SV Darmstadt 98, mit 1:2 (1:1). Doch die unangenehmste Wahrheit und die Folgerung sprach der geduckte Trainer dann selbst aus: „Es war ein verdienter Sieg. Allein dieser Satz zeigt, wie wenig von dem, was uns ausmacht, wir gesehen haben.“
Tuchel verhalf dem Dortmunder Nachwuchsspieler Dzenis Burnic zu seinem Bundesliga-Debüt und entdeckte auch den seit dem 15. Spieltag nicht mehr berücksichtigten Emre Mor wieder für sich. Sie waren die überraschenden von insgesamt vier Wechseln im Vergleich zu den siegreichen Spielen gegen Leipzig und im Pokal gegen Berlin. Doch mehr Frische brachten sie dem BVB nach den 120 Minuten am Mittwoch nicht.
Darmstadt dominierte die Partie. Nach einer vergebenen Chance des früheren BVB-Talents Terrence Boyd (5.), einem Pfostenschuss von Jan Rosenthal (7.) und einem Versuch von Marcel Heller (16.) war es erneut Boyd, der aus sieben Metern zur Darmstädter Führung traf (21.). Unter dem Gejohle der Fans kombinierte sich Darmstadt in dieser Phase fast mühelos durch die Dortmunder Reihen. Jan Rosenthal hätte mit einem Kopfball beinahe den zweiten Treffer erzielt (34.).
Der BVB erwachte langsam aus der Lethargie. Die erste Chance vergab Marco Reus allein vor Torwart Michael Esser (24.), ein Freistoß des Nationalspielers klatschte an die Latte (32.) und ein Schuss von Aubameyang landete nach Esser-Parade auf und nicht im Tor (42.).
Der Ausgleich entsprang dann einem der weniger sehenswerten Offensivbemühungen des BVB. Emre Mor legte Raphael Guerreiro den Ball in den Lauf und der portugiesische Europameister jagte den Ball ins Netz (44.). „Das beste an der Halbzeit war das Ergebnis“, räumte Tuchel unumwunden ein. Er hoffte, das seine Mannschaft zur Besinnung käme. Doch sie bot schließlich noch weniger als im ersten Abschnitt.
Darmstadt nahm den chancenlosen BVB teilweise auseinander, allein Rosenthal hätte bei weniger Milde schon die erneute Führung Entscheidung herbeiführen können (51./60). Sie fiel dann durch den eingewechselten Antonio-Mirko Colak (67.). Weitere, zum Teil absurd gute Gelegenheiten blieben ungenutzt. Und der BVB? Brachte keine einzige ernst zu nehmende Chance zustande.
Trainer fordert Umdenken
„Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass wir in diesem Spiel angekommen wären“, sagte Tuchel noch. Erneut hatte seine Mannschaft im grauen Alltag der Liga nicht annähernd zur besten Leistung gefunden. „Ich plädiere seit Monaten dafür, sich einzugestehen, dass wir auch das sind“, sagte er und befand, dass ein „Umdenken stattfinden“ müsse. Vielleicht, sagte er, helfe dieses Spiel, „dass das bei allen durchsickert. Auch bei uns intern.“ Dann ging er. Geduckt.