Dortmund. . Dank des 2:1-Siegs in Bremen rückte der BVB vor auf Rang vier. Dennoch zeigt das Spiel, dass die Champions-League-Quali kein Selbstläufer wird.
Es wollte einfach nicht klappen. Immer wieder wurde das Ziel avisiert, immer wieder ein neuer Anlauf unternommen – doch am Ende musste Flug MMD6154 mit den Profis von Borussia Dortmund an Bord unverrichteter Dinge abdrehen. Zu neblig war es in Erfurt, die Maschine durfte nicht landen.
Das Testspiel gegen den Drittligisten Rot-Weiß Erfurt wurde abgesagt, die Mannschaft flog unverrichteter Dinge zurück nach Dortmund – und es wurde nichts aus dem geplanten Härtetest für Torhüter Roman Bürki nach überwundenem Bruch der Mittelhand.
Der Schweizer Torhüter war auch tags zuvor Thema gewesen. Nach dem 2:1 (1:0)-Sieg bei Werder Bremen wurde Roman Weidenfeller vom Privatsender Sky gefragt, ob er nun das BVB-Tor wieder für Bürki räumen werde. „Nö“, sagte Weidenfeller. „Ich glaube, dass ich gut gespielt habe. Es gibt keinen Grund, irgendetwas zu ändern.“
Wenig überraschend: Weidenfeller ist Leistungssportler, natürlich will er immer spielen. Ebenso wie alle übrigen 27 BVB-Spieler. Es gehört deswegen zu den wichtigsten Fähigkeiten eines Trainers, den Kampf um die Positionen zu moderieren und jene bei Laune zu halten, die weniger oft zum Einsatz kommen.
Deutliche Antwort von Tuchel
BVB-Trainer Thomas Tuchel, nach dem Spiel mit Weidenfellers Aussagen konfrontiert, gab eine deutliche Antwort: „Da muss ich ihn enttäuschen. Wenn Bürki wieder fit ist, steht er im Tor.“ Auch das nicht überraschend, Bürki wurde ja vor der Saison zur Nummer eins bestimmt. Und doch war da aus heiterem Himmel ein neuer Nebenkriegsschauplatz entstanden.
In erfolgreichen Zeiten würde dies wohl nicht einmal zum Thema werden. Läuft es aber nicht, können derartige Störgeräusche zum Problem für einen Trainer werden.
Und derzeit läuft es nicht: Zwar rückte der BVB durch den Sieg in Bremen in der Tabelle um zwei Plätze auf Rang vier vor.
Doch nur die Anfangsviertelstunde sah aus, als spiele ein Champions-League-Aspirant bei einem Abstiegskandidaten, André Schürrle erzielte die frühe Führung (5.). „Dann haben wir ohne ersichtlichen Grund den Zugriff verloren, waren nicht mehr zielstrebig und griffig genug“, haderte Tuchel.
Zur fehlenden Konstanz kamen die bekannten Schwächen in der Defensive. Gegen zehn Bremer (Torhüter Jaroslav Drobny hatte die Rote Karte gesehen) gelang es nie, das Spiel zu beruhigen, das 1:1 durch Fin Bartels (59.) war die Folge. Trotz Überlegenheit: Lukasz Piszczeks erneuter Führungstreffer (71.) entsprang mehr dem Zufall als einem klaren Spielzug.
Bis zum nächsten Spiel in Mainz muss vieles besser werden. Denn die Vereinsführung hat unmissverständlich klar gemacht: Die direkte Champions-League-Qualifikation bleibt das Ziel, der Umbruch im Sommer darf keine Ausrede mehr sein. Nur sportlicher Erfolg liefert Tuchel Argumente, auch in sein drittes Jahr als BVB-Trainer zu gehen.
Unnötige Baustelle
Denn an anderer Stelle macht er sich selbst das Leben schwer: Nach der 1:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt Ende November attestierte er der Mannschaft „ein einziges Defizit“. In der Winterpause ließ er die mit eigenen Aussagen ausgelöste Kapitänsdebatte um Marcel Schmelzer und Marco Reus lange laufen. Das nervte Schmelzer und auch die Klubführung war wenig erfreut über die Baustelle, die hier ohne Not eröffnet wurde.
Schmelzer und Weidenfeller sind die dienstältesten BVB-Profis, ihr Wort hat Gewicht in der Mannschaft. Beide sollte man sich als Trainer nicht zu Gegnern machen.