Essen. Roman Weidenfeller hat nach dem Bremen-Spiel eine Kampfansage an Konkurrent Roman Bürki geliefert. Dann machte Tuchel zwei Fehler. Ein Kommentar.

  • Roman Weidenfeller hat eine Kampfansage an Konkurrent Roman Bürki geliefert
  • Dann machte BVB-Trainer Thomas Tuchel zwei Fehler
  • Ein Kommentar

Der Dortmunder Trainer Thomas Tuchel hatte in der Torwartfrage eigentlich für Klarheit gesorgt. Seine Nummer 1 im Tor ist Roman Bürki. Dass Roman Weidenfeller trotzdem den Anspruch auf den Stammplatz im BVB-Tor erhebt, nachdem er über Wochen seinen verletzten Kollegen vertreten hat, sollte Tuchel jetzt ein Alarmzeichen sein. Offenbar war er ja vorher nicht eindeutig gewesen. Zumindest: nicht eindeutig genug.

Als Weidenfellers Forderung dann plötzlich im Raum steht, hat Tuchel zwei Optionen. Die erste: Er stachelt Weidenfellers Motivation noch an, damit ein Zweikampf der Torhüter auf Augenhöhe entsteht. Oder er wählt die zweite Option: Er windet sich aus der Festlegung, dass er auf Bürkis Genesung wartet, und raubt Weidenfeller nicht jede Hoffnung. Was intern geklärt wird, muss nicht unbedingt nach draußen dringen.

Nein, Tuchel macht lieber genau das Falsche, was ein Trainer in einem solchen Moment tun kann: Vor den Fernsehkameras weist er Weidenfeller in seine Schranken („Bürki spielt“) und demotiviert ihn. Den Weidenfeller, mit dem der BVB Deutscher Meister geworden ist. Den Weidenfeller, der 2014 zum Weltmeister-Aufgebot gehört hat. Den Weidenfeller, der vielleicht wie kein zweiter Borusse seit Michael Zorc Vereinstreue („echte Liebe“) lebt und sogar nach Karriere-Ende bleiben möchte. Den Weidenfeller, der zwar in die Jahre gekommen ist, aber seit Wochen Bürki ordentlich vertritt – und noch gebraucht wird.

Absicht oder Fahrlässigkeit?

Man möchte Tuchel fragen, ob sein „Torwart-Zoff“, wie der Vorfall schon genannt wird, Absicht war oder Fahrlässigkeit. Jedenfalls: Es ist nicht das erste Mal, dass der Trainer unnötige Diskussionen zu Lasten der Mannschaft eröffnet. Ständig hat er die Agenda gesetzt: Lasche Einstellung im Team, Kapitänsfrage um Schmelzer und Reus, der Unmut über den Mkhitaryan-Verkauf, das Wehklagen über Zweikampfhärte beim Gegner – man muss sich nicht wundern, dass sich eben daraus eine Trainerdiskussion ergibt.

Da kann Tuchel so viel erklären, wie er will: Bis zum 20. Mai müssen die Punkte her, um die Zielvorgabe von Geschäftsführer Watzke zu erfüllen. Die Euphorie um sein erstes Jahr mit dem Rekord von 78 Punkten ist im zweiten Jahr verflogen. Ohne Champions-League-Platz wackelt auch Tuchels Position.

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