Dortmund. Der ehemalige BVB-Fußballer Wilhelm Burgsmüller wird Mittwoch 85 Jahre alt. Das Bild mit Meisterschale und Kopfverband hat ihn berühmt gemacht.
Dieses Bild nach dem Titelgewinn mit Borussia Dortmund machte den ehemaligen BVB-Kapitän berühmt. Oft wurde er darauf angesprochen. Und er wird es heute noch. „Fragen Sie jetzt aber nicht, ob ich den Verband noch habe. Das wollte schon einmal jemand wissen“, sagt er lächelnd. Und kurz darauf fragt er: „Das ist fast 54 Jahre her – was soll ich damit noch?“
Wilhelm Burgsmüller wird an diesem Mittwoch 85 Jahre alt. Der Mann, der das Meisterschafts-Endspiel 1963 gegen den 1. FC Köln nach einer Kopfverletzung mit Mullverband zu Ende bringen musste. Der mit dem Verband. Und mit der Meisterschale.
Er braucht keine Erinnerungsstücke. Er hat das alles noch im Kopf. Er brauchte nie und braucht auch heute keinen Trubel um seine Person. „Ich hatte doch meine Zeit“, sagt Burgsmüller.
Eine Zeit, über die BVB-Präsident Reinhard Rauball zu Burgsmüller einmal sagte: „Ihr habt den BVB groß gemacht.“ Eine Zeit, in der Burgsmüller mit Borussia Dortmund zwar drei Titel gewann, aber keine Millionen verdiente. Eine Zeit, in der er Trainer Helmut Schneider auf dem Sozius seines Motorrades mit zum Training nahm. „Er wohnte doch wie ich in Huckarde“, erklärt Burgsmüller.
19 Jahre war der Rechtsverteidiger alt, als der BVB ihn von Westfalia Huckarde holte. Er war zu jung, um Lizenzspieler zu werden, das ging erst mit 20 Jahren. Burgsmüller spielte daher im Stadion Rote Erde mit der Reserve des damaligen Oberligisten. Schon damals unverkennbar: sein Talent und seine Geschwindigkeit.
Dafür wurde er auch in Europa bekannt. Spätestens nach dem 5:0 gegen Benfica Lissabon 1963. Burgsmüller erinnert sich ans Achtelfinale im Pokal der Landesmeister: „Da hat so eine Granate gespielt. Aber der hatte keine Chance.“ Der Dank der aktuellen BVB-Generation für seine Verdienste wird ihm immer gewiss sein. „Du warst für mich der beste Dortmunder Verteidiger“, hat Rauball zu ihm gesagt. Und dass Mats Hummels ähnlich spiele wie er damals. Als Burgsmüller seine Zeit hatte.
Steigerlied auf USA-Reise gesungen
Burgsmüller weiß, wie er so eine Aussage einzuordnen hat – schließlich ist er bei jedem Heimspiel im Stadion. Als Mitglied des Ältestenrates von Borussia Dortmund hat er eine Dauerkarte. „Der Verein macht das, um uns einen Gefallen zu tun“, erklärt der Dortmunder. Für diese Wertschätzung ist er dankbar: „Andere Menschen in unserem Alter sind einsam und können nicht mehr raus. Wir sind immer unterwegs.“ Daran hat sich nie etwas verändert.
„Ich war überall, nur nicht in Moskau“, bilanziert er. In den USA zum Beispiel, als er der Jüngste im BVB-Tross war und deshalb neben seinem eigenen auch noch den Trikot-Koffer der Mannschaft tragen musste. Werbung für den Fußball sollten die Dortmunder in den Staaten machen und damit die deutschen Auswanderer unterhalten. Die wollten aber noch mehr Heimat: „Sie haben uns gebeten, mit ihnen das Steigerlied zu singen“, erinnert sich Burgsmüller.
Sein Bewegungsradius hat sich inzwischen stark verkleinert. Für den Weg zum Stadion reichen öffentliche Verkehrsmittel. Eine für ihn typische Anekdote: Als er und seine Frau nach einem Spiel abends kein Taxi mehr bekamen, erkannte ihn ein Fan – und bot ihm an, ihn nach Hause zu bringen. Kostenlos. Burgsmüller lehnte ab. Der Grund war Bescheidenheit: „Das war mir unangenehm.“
Da holte ihn die Zeit, die er doch schon hatte, wieder ein. Wie auch immer dann, wenn ihn jemand per Post um ein Autogramm bittet. Burgsmüller lächelt, wenn er das erzählt. Ein wenig schüchtern, ein wenig schelmisch. Als wäre ihm auch das unangenehm. Trotzdem liegt immer ein kleiner Vorrat von Autogrammkarten in seiner Wohnung in Dortmund-Wickede. Das beliebteste Motiv: Wilhelm Burgsmüller mit Meisterschale.
Und Kopfverband.