Marbella. Mitte November brach sich BVB-Torhüter Roman Bürki gegen Bayern die Hand. Nun arbeitet er verbissen am Comeback – auch mit ungewohnten Methoden.

  • Mitte November brach sich BVB-Torhüter Roman Bürki gegen Bayern die Hand
  • Nun arbeitet er verbissen am Comeback
  • Er benutzt dabei auch ungewohnte Methoden.

Es ist ein seltsames Bild, das Roman Bürki im Estadio Municipal von Marbella abgibt: Der Torhüter von Borussia Dortmund trägt während des Trainings keine Handschuhe, wie es für einen Torhüter eigentlich üblich ist – dafür aber eine etwas seltsam aussehende Sonnenbrille. „Das ist eine Brille, die die Sicht einschränkt“, erklärt er später. „Das trainiert die Reaktionsschnelligkeit. Und man braucht noch mehr Konzentration, um die Bälle so zu spielen, dass sie richtig ankommen.“

Bälle spielen statt Bälle halten – so sieht derzeit Bürkis Trainingsinhalt aus. Nach seinem Mittelhandbruch im Spiel gegen Bayern München muss die Hand noch geschont werden, nur die Füße darf er einsetzen. Nun sind Ballannahme und sicheres Passspiel für den modernen Torwart immer wichtiger. Aber Hauptaufgabe des Torhüters ist es auch in diesen Zeiten noch immer, zu verhindern, dass Bälle ins Tor fliegen – und genau das darf Bürki derzeit nicht: Geworfene Bälle kann er zwar schon wieder fangen, mit voller Kraft geschossene aber würden die Hand noch unnötig stark belasten, das Risiko wäre zu groß.

Und so arbeitet Bürki mit Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber, der extra seinetwegen mitgekommen ist nach Marbella, vor allem mit dem Ball am Fuß und im Kraftraum. „An der Fitness wird die Rückkehr nicht scheitern“, sagt er lächelnd.

Die Ärzte bremsen den Schweizer noch

Derzeit aber bremsen die Ärzte den Schweizer noch, obwohl der „überhaupt keine Beschwerden mehr“ fühlt. Aber sein Gefühl hat ihn ja schon einmal getrogen, damals, während des Spiels gegen Bayern. Bürki merkte nichts von seiner Verletzung. Auch nach dem Spiel, als der 1:0-Sieg besiegelt war, plauderte er noch munter mit Journalisten, ging abends noch essen und mit dem früheren BVB-Stürmer Karl-Heinz Riedle etwas trinken.

„Erst als ich nachts aufgewacht bin, habe ich gespürt, dass etwas nicht okay ist“, erzählt der Torhüter. „Am nächsten Morgen war die Hand dann angeschwollen.“ Bürki versuchte trotzdem noch, die Handschuhe überzuziehen – und erst als das nicht ging, informierte er die medizinische Abteilung des BVB.

Gemeinsam mit den Ärzten hat er inzwischen auch rekonstruiert, wie die Verletzung passierte: Auf den Fernsehbildern des Spiels ist zu sehen, wie Bürki eine Flanke vor Bayern-Stürmer Robert Lewandowski abfangen will, den Ball nicht richtig trifft – und mit vollem Gewicht auf seiner Faust landet.

Die Folge: Bruch der rechten Mittelhand und eine Operation, bei der eine Metallplatte eingesetzt wurde.

Bürki kann sich Zeit lassen

Die Heilung ist laut Bürki „voll im Plan“, aber wann er wieder Fußballspielen darf, weiß er selbst noch nicht genau. „Ich habe mir keinen Zeitplan gesetzt“, sagt er. Er kann sich Zeit lassen, den er weiß ja, dass seine Position inzwischen ungefährdet ist, dass er die klare Nummer eins im Dortmunder Tor ist. Nach einem schwachen ersten Jahr hat er sich deutlich gesteigert. „Klar bin ich zufriedener als im Sommer“, sagt der 26-Jährige selbst. „Ich habe mich stabilisiert und fühle mich absolut angekommen in Dortmund.“

Große Ziele hat er dennoch: Mit Borussia Dortmund will er erneut die Qualifikation für die Champions League schaffen – am Gelingen des Unterfangens hat er keine Zweifel. In der Nationalmannschaft will er dem Kollegen Yann Sommer, der ein schwaches Halbjahr hinter sich hat, den Stammplatz streitig machen. „Mein Ziel ist ganz klar, dass ich auch in der Schweiz die Nummer eins werde“, sagt er selbstbewusst. „Dafür kämpfe ich, dafür arbeite ich täglich im Training.“

Einen Zeitpunkt für das Comeback nennt Bürki noch nicht

Erst einmal aber steht das kurzfristige Ziel an: wieder spielen zu dürfen. Wie lange es bis dahin noch dauert, vermag der Torhüter nicht abzuschätzen, „ es ist ja meine erste Verletzung im Profibereich, mit der ich länger ausfalle“. Eine klare Hoffnung aber gibt es: dass er schon in Marbella ins Torwarttraining einsteigen kann.

Mit Torwarthandschuhen.

Und ohne Sonnenbrille.