Dortmund. . Der Weltmeister gibt eine Prognose für das Spiel zwischen dem BVB und Bayern ab. Kohler rechnet mit einem Abgang von Pierre-Emerick Aubameyang.
Kaum ein Experte kennt die beiden Rivalen Borussia Dortmund und Bayern München, die am Samstag (18.30 Uhr, live in unserem Ticker) zum Bundesliga-Knaller aufeinandertreffen, besser als Jürgen Kohler (51). Der Weltmeister von 1990 trug sieben Jahre lang das BVB-Trikot und stand zwei Jahre bei den Bayern unter Vertrag. Kohler feierte mit beiden Klubs die Deutsche Meisterschaft. Für die Sportredaktion nimmt er die Mannschaftsteile der großen Rivalen genau unter die Lupe und vergleich zudem die beiden Trainertypen Thomas Tuchel sowie Carlo Ancelotti.
Trainer
„Sowohl Tuchel als auch Ancelotti sind hervorragende Trainer, aber natürlich ganz unterschiedliche Typen. Thomas Tuchel kommt aus dem Juniorenbereich und spricht die Jugendsprache. Carlo Ancelotti ist ein echter Mister. Er hat überall Erfolg gehabt. Auch als Spieler. Tuchel ist ein aufstrebender Trainer und hat die Inspiration, auch im Seniorenbereich große Titel zu gewinnen. Ancelotti muss sich eigentlich nichts mehr beweisen, aber seine Mission bei den Bayern ist klar: Weitere Titel holen. Das wird ein sehr interessantes Trainer-Duell.“
Torhüter
„Bayerns Manuel Neuer ist der beste Torwart der Welt. In dieser Kategorie wäre es in einem direkten Vergleich für jeden anderen Keeper schwer, gegen Neuer zu bestehen. Ich sehe aber nicht, dass Roman Bürki eine Schwachstelle in der Dortmunder Mannschaft ist. Okay, er hatte zuletzt in der Bundesliga den einen oder anderen Patzer in seinem Spiel, aber ich möchte mir aus der Ferne nicht das Urteil erlauben und ihn bewerten. Dafür müsste man Bürki täglich im Training sehen. Er ist die Schweizer Nummer eins und das Land hat bekanntlich gute Torleute. Also ist er auch kein Verkehrter. Dass er schwächer ist als Manuel, ist klar.“
Abwehr
„Dass Bayern die beste Abwehr der Welt hat, danach sieht es momentan nicht wirklich aus. Die Münchener haben einfach strukturelle Probleme in ihrem Spiel und sind nicht so dominant wie in den vier Jahren zuvor. Das kann ja auch mit dem Kopf zusammenhängen. Auf der einen Seite hat man einen Trainer, der seinen Spielern mehr Freiheiten gönnt. Und auf der anderen Seite hatte man in Pep Guardiola einen Trainer, der vielleicht schon den Weg auf die Toilette vorgegeben hat. Das sind für den Kopf schon wesentliche Unterschiede und erhebliche Umstellungen. Die Dortmunder haben sich in dieser Saison gerade im Rückwärtsgang nicht so stabil gezeigt. Der BVB hat eine sehr junge Mannschaft. Das muss man relativieren. Die Jungen machen halt mehr Fehler als alte Haudegen. Hier sehe ich beide Mannschaftsteile in der aktuellen Verfassung auf Augenhöhe.“
Mittelfeld
„Bei den Bayern läuft es auch hier in diesem Teil nicht so souverän wie in der Vergangenheit. Mal fällt Arjen Robben aus, mal Franck Ribéry und jetzt auch noch Kingsley Coman. Die Bayern sind nicht mehr so abgezockt wie in den vergangenen Jahren. Das gilt aber aktuell für alle Mannschaftsteile. Das hat nichts mit Carlo Ancelotti zu tun. Ich halte das für albern. Wenn du viermal den nationalen Titel geholt hast, ist es normal, dass du vom Kopf her bei einem Trainerwechsel dann auch mal runterschaltest. Auch die Bayern-Spieler sind nur Menschen und keine Maschinen. Die Dortmunder spielen auch nicht so souverän. Da sind auch ein paar Wackler drin, was aber auch normal ist. Die neuen Spieler, wie Ousmane Dembele, Raphael Guerreiro oder Emre Mor, aber auch Marc Bartra in der Abwehr, müssen sich erst noch an das Bundesliga-Tempo gewöhnen.“
Angriff
„Hier sehe ich den Vorteil bei den Bayern. Robert Lewandowski und Thomas Müller, auch wenn er zuletzt weniger getroffen hat, sind die einzigen Konstanten in der Offensive. Sie sind kaum verletzt und spielen ihren Stiefel runter. Das sehe ich bei Dortmund nicht so. Das Verletzungspech von Marco Reus kennt jeder. Pierre-Emerick Aubameyang hat auch seine Schwankungen. Für mich stellt sich die Frage nicht, wer den besten Stürmer hat. Lewandowski gehört zu den drei besten Angreifern der Welt. Und da sehe ich Aubameyang noch nicht. Ich glaube nicht, dass er über den Sommer hinaus in Dortmund bleibt. Bei afrikanischen Spielern ist das halt anders, wenn das große Geld ins Spiel kommt. Es ist nicht bösartig gemeint, aber oft müssen afrikanische Profis ganze Familien oder gar Dörfer ernähren. Mit solchen Spielern habe ich früher selbst zusammengespielt. Wenn dann plötzlich viel Geld ins Spiel kommt für den Spieler und den Verein, dann muss man darüber nachdenken. Ich bin auch davon überzeugt, dass Dortmund die Fühler nach neuen Spielern ausgestreckt hat.“
Experten-Tipp
„2:1 für Dortmund. Hier bin ich Schwarz-Gelber durch und durch. Ich habe meine schönsten Jahre in Dortmund erlebt. Zwei meiner Söhne sind in der Stadt geboren. Beim Spiel werde ich aber nicht vor Ort sein, weil ich mehrere Karten besorgen müsste und ich weiß, wie schwer es für den BVB bei diesem Spiel organisatorisch ist.“