Dortmund. . Beim BVB ist Gonzalo Castro Leistungsträger. Bei der Nationalmannschaft ist er wieder nicht gefragt. Hat der 29-Jährige mittlerweile resigniert?
- Beim BVB ist Gonzalo Castro Leistungsträger
- Bei der Nationalmannschaft ist er wieder nicht gefragt
- Hat der 29-Jährige mittlerweile resigniert?
Die Fußball-Nationalmannschaft spielt – und Gonzalo Castro kehrt zurück. Kehrt zurück nach Wuppertal, die Stadt, in der er geboren wurde und aufwuchs. Dort können ihn die Menschen am Mittwoch treffen. Der Profi von Borussia Dortmund kommt zum Autogramme schreiben, vermutlich viele Autogramme, weil der Mann derzeit zu den Besten beim BVB gehört. Während er Papier und Trikots signiert, macht sich der schwarz-rot-goldene Tross von Bundestrainer Joachim Löw auf den Weg nach Rimini.
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Die nächsten Spiele stehen an: am Freitag (20.45 Uhr/RTL) ein WM-Qualifikationsspiel in San Marino, Dienstag danach (20.45 Uhr/ARD) eine Testpartie gegen Italien. Und Castro? Ist nicht dabei. Mal wieder. „Was soll ich zu dem Thema noch sagen?“, fragt er, wenn er dieser Tage gefragt wird, wie er das findet. Er scheint genervt. Vielleicht hat er ein wenig sogar resigniert, was das alles angeht. Zu lang schon geht das so.
Mit gerade einmal 17 Jahren erkämpfte er sich einen Platz in der Mannschaft von Bayer Leverkusen, mit 19 debütierte er unter Löw für die Nationalmannschaft. Im Jahr 2007 war das. In dem endete, was gerade erst begonnen hatte. Kein Länderspiel seitdem, insgesamt – so weisen es eifrige Statistiker aus – nur 118 Spielminuten in fünf Einsätzen für Deutschland. Und das trotz mehr als einem Jahrzehnt zuverlässiger, wenn nicht sogar sehr guter Leistungen, erst als Außenverteidiger in Leverkusen, mittlerweile als Mittelfeldstratege in Dortmund. Der 29-Jährige hat längst beschlossen, nicht mehr darüber nachzudenken, was er nun wieder falsch gemacht haben könnte, dass man ihn nicht in den nationalen Dienst beruft. Das würde ihn mürbe machen.
Es hat sich niemand bei Castro gemeldet
„Joachim Löw hat seine Spieler“, sagt er, nachdem die Nominierungen für die anstehenden Länderspiele feststehen. „Nix“ habe es gegeben, was vermutlich meint, dass sich auch niemand gemeldet hatte, um Gründe zu erläutern. Der Bundestrainer setzt auf junge Perspektivspieler, wie Castro mal einer war.
Dabei hatte Löw im Interview mit dieser Zeitung selbst dafür gesorgt, dass in Dortmund und beim Spieler wieder Hoffnung keimte, weil er sagte, dass Castro ein Kandidat für die Nationalmannschaft sei. Rückkehr theoretisch möglich. Im gestaltenden Segment aber, das Castro bedient, hat Löw eine offensichtlich zu große Auswahl. Mario Götze, Mesut Özil, Toni Kroos, Ilkay Gündogan, früher auch Bastian Schwein-steiger stehen dem Deutsch-Spanier da im Wege. Aber dass niemals irgendwo ein Plätzchen frei war oder ist für einen Fußballer von Castros Qualität, ist eine kleine Sportler-Tragödie.
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In Dortmund schwärmen sie nach zähem Beginn dieser Liaison im Sommer 2015 von Castro. Er gilt als Schlüsselspieler, als einer ohne den es dem BVB derzeit schwer fällt, Chancen herauszuspielen, geschweige denn Tore zu erzielen. Als er zuletzt verletzt fehlte, fehlte es an Ideen. Borussias Trainer Thomas Tuchel sagt über einen seiner bislang besten Vorbereiter der Saison, dass er „ein wesentlicher Faktor“ sei, einer, der „in den entscheidenden Situationen die Füße im Spiel“ habe, der „die Qualität hat, Mitspieler in Szene zu setzen“. Schon im Oktober war die Empörung beim BVB groß gewesen, dass Castro keine Einladung zur Nationalmannschaft erhielt, weil „die Leistungen jetzt seit so langer Zeit auf so hohem Niveau so herausragend gut sind“, wie Tuchel befand.
An der Seite von Neuer, Özil und Co.
Gonzalo Castros Karriere ist eine beeindruckende – und doch haftet ihr das Gefühl an, dass etwas fehlt. Sein größter Erfolg ist der Gewinn des EM-Titels 2009 mit der U21. Um ihn herum die späteren Weltmeister Manuel Neuer, Mesut Özil, Sami Khedira, Mats Hummels, Jerome Boateng und Benedikt Höwedes. Castro hatte im Finale (4:0 gegen England) ein Tor erzielt und noch eine Vorlage gegeben.