Essen/Dortmund. Nuri Sahin ist in der BVB-Mannschaft anerkannt. Sein Wort hat Gewicht. Die Verantwortlichen schätzen ihn. Trotzdem steht sein Abschied bevor. Es wäre ein nachvollziehbarer Schritt. Ein Kommentar.

  • Nuri Sahin ist in der BVB-Mannschaft anerkannt. Sein Wort hat Gewicht
  • Die Verantwortlichen schätzen ihn
  • Trotzdem wäre sein Abschied nachvollziehbar

Nuri Sahin war der Erste. Der erste Spieler aus Jürgen Klopps Meistertruppe, aus der Gruppe der jungen Wilden, der den Verlockungen der weiten Fußballwelt erlag und weiterzog zu Real Madrid. Und er war der erste, der feststellte, wie rau es in jener weiten Fußballwelt zugehen kann und wie heimelig es doch im Vergleich in Dortmund war. Vor Shinji Kagawa, vor Mario Götze war er der erste Rückkehrer unter den Klopp-Schülern – inszeniert wurde dies im Januar 2013 als die Rückkehr des verlorenen Sohnes.

Und das hatte, allem übertriebenen Pathos zum Trotz, viel Wahres: Der heute 28-Jährige ist geboren in Lüdenscheid, aufgewachsen in Meinerzhagen, schon mit 12 kam er zum BVB. Hier wurde er fußballerisch ausgebildet und sozialisiert. Beim seinem Heimatverein RSV Meinerzhagen engagiert er sich inzwischen als Co-Trainer. Sahin ist heimatverbunden im besten Sinne.

Das ist ein Grund, warum es schade ist, dass Sahin wohl keine sportliche Zukunft in Dortmund hat. Trainer Thomas Tuchel setzt auf andere Spieler, der Mittelfeldstratege hat in der laufenden Saison noch keine Minute gespielt. Will er das ändern, wird er seinen Arbeitgeber ändern und damit – dieses Mal unfreiwillig – wieder weiterziehen müssen.

Beim BVB werden sie ihn vermissen. Sahin versteht sich bestens mit den Vereinsverantwortlichen und seinen Mitspielern. In der Mannschaft ist er anerkannt, sein Wort hat Gewicht, Trainer Tuchel lobt seine Persönlichkeit, seine Strahlkraft in die Mannschaft.

Die Konkurrenz für Sahin ist groß

Sportlich aber ist sein Abstieg nachvollziehbar: Die Konkurrenz auf seiner Position ist groß. Julian Weigl verkörpert die Zukunft des Vereins, ist sportlich zudem unantastbar. Gonzalo Castro hat sich ebenfalls mit starken Leistungen etabliert. Zudem hat sich das BVB-Spiel seit Sahins erstem Abschied enorm weiterentwickelt, Tuchel setzt auf schnelles Kurzpassspiel – Sahins Stärke dagegen sind vor allem die langen Bälle. Zudem fehlt es ihm im Vergleich zu seinen Konkurrenten an Tempo.

Ein baldiger Abschied wäre also nur logisch – so bedauerlich er für den Klub, seine Fans und nicht zuletzt Sahin selbst auch wäre.