Dortmund. Auch diese Woche kehrt Marco Reus nicht ins Teamtraining zurück. Der BVB will inzwischen keinen Termin mehr nennen – und setzt auf André Schürrle.

  • Auch diese Woche kehrt Marco Reus nicht ins Teamtraining zurück
  • Der BVB will inzwischen keinen Termin mehr nennen
  • Stattdessen setzt der Klub auf André Schürrle

Zwischen den beiden Sätzen liegen dreieinhalb Monate. Die Worte sind komplett verschieden, doch der Inhalt gleicht sich auf frappierende Weise. „Die Rehaphase ist so, dass es von den linearen Bewegungen zu den Richtungswechseln übergeht“, sagt Thomas Tuchel, Trainer von Borussia Dortmund, über Marco Reus.

Das klingt verdächtig nach: „Marco Reus kann nur geradeaus laufen“, jenem Satz, mit dem Bundestrainer Joachim Löw den 27-Jährigen Ende Mai wegen dessen Adduktorenbeschwerden aus dem endgültigen Kader für die Europameisterschaft strich.

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Seitdem hat der Patient offenbar wenig Fortschritte gemacht, gibt dafür Woche für Woche neue Rätsel auf – auch dem eigenen Verein.

Vor rund zwei Wochen erst hatte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dem Fernsehsender Sport1 gesagt: „Wir gehen davon aus, dass Reus wahrscheinlich am dritten Spieltag zur Verfügung steht.“ Das wäre am kommenden Samstag – doch Trainer Tuchel hat nun klargestellt, dass daraus nichts wird.

Zwar kann der Angreifer schon wieder Sprints machen, aber eben nur geradeaus. Wann er aber wieder ins Mannschaftstraining einsteigen wird, wagt in Dortmund niemand zu sagen. „Er macht sehr, sehr, sehr dosiertes Training mit dem Ball“, sagt Tuchel und betont noch einmal: „Alles sehr dosiert, sehr wenig mit dem Ball.“

Es geht beim BVB um Wochen – oder Monate?

Im Trainerteam war man zwischenzeitlich sehr genervt von dem Thema: Ein Jahr lang ist man äußerst vorsichtig mit Reus umgegangen, hat die Einsätze behutsam dosiert. Dann musste er im Pokalfinale über 120 Minuten spielen – und ist seitdem nicht mehr einsetzbar. Im Rest des Vereins ist man vor allem ratlos. Wie es weitergeht, weiß niemand. „Es geht eher um Wochen“, lässt sich Sportdirektor Michael Zorc im „Kicker“ zitieren. Nicht ausgeschlossen ist, dass eher Monate daraus werden und der Offensivspieler erst im neuen Jahr einsatzbereit wäre. Ein konkretes Datum mag niemand mehr nennen. Zu viele Fristen wurden zuletzt genannt – und verstrichen.

Als die „Bild“ Mitte Juni spekulierte, der Offensivspieler könnte bis Ende des Jahres fehlen, widersprach der Klub vehement: Der Reha-Plan liege im Soll. Neben der bekannten Schambein-Entzündung, das verriet die versandte Pressemitteilung weiter, habe Reus einen kleinen Einriss des Adduktoren-Ansatzes. Und erstmals wurde ein konkreter Zeitpunkt für die Rückkehr genannt: Bei entsprechendem Heilungsprozess soll der 27-Jährige Mitte August wieder voll belastungsfähig sein.

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Nach dem Testspiel gegen Athletic Bilbao am 9. August fragten Journalisten den Dortmunder Trainer zu dem Thema. Tuchel antwortete, eine Rückkehr sei „noch nicht absehbar“. Kaum erschienen die ersten Nachrichtenmeldungen, dass sich die Rückkehr wohl verzögert, verschickte der BVB noch in der Nacht abermals eine Mitteilung – und hielt am kummunizierten Zeitplan fest: Spätestens am 20. August sei mit dem Trainingseinstieg zu rechnen. Der 20. August kam und ging – Reus’ Rückkehr ins Mannschaftstraining blieb aus. Wie auch in dieser Woche.

Schürrle als schwacher BVB-Trost

Es dürfte für die BVB-Bosse nur ein schwacher Trost werden, dass angesichts der Ungewissheit die Kritik an der Verpflichtung von André Schürrle jäh verstummt ist.

Nicht jeder im Vereinsumfeld hatte eingesehen, warum die Dortmunder 30 Millionen Euro für den Nationalspieler ausgaben.

Trainer Tuchel hatte sich vehement dafür eingesetzt, weil er die Unwägbarkeiten um Reus ahnte oder zumindest fürchtete. In diesem einen Fall aber hätte er wohl gerne Unrecht gehabt.