Dortmund. . Die Wünsche von BVB-Trainer Thomas Tuchel im Sommer wurden nicht erfüllt – nun soll ein Spieler kommen, mit dem alle Seiten gut leben können.
Thomas Tuchel gibt sich entspannt und bester Laune, als er am Dienstagmittag am Trainingsgelände von Borussia Dortmund vor die Presse tritt. Sein Thema: die Saisonvorbereitung des BVB und die vielen Transfers im Sommer. „Es hat sich viel getan“, sagt Tuchel, und das darf getrost als Untertreibung des Jahres durchgehen: In Mats Hummels, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan hat der Klub drei tragende Säulen abgegeben, „weltweites Topniveau“ attestiert Tuchel ihnen. Dafür sind sechs Spieler gekommen, überwiegend sehr junge und sehr wenig Deutsch sprechende Talente. „Wir gehen einen riskanten Weg – aber Risiko wird belohnt“, sagt Tuchel. Man müsse die Situation eben in eine Herausforderung umdeuten, schiebt er lächelnd nach.
Die Wünsche blieben unerfüllt
Das ist in diesen Tagen der öffentliche Tuchel. Intern hat er zuletzt seltener gelächelt.
Der Trainer hatte, so ist es aus verschiedenen Quellen im Umfeld des Vereins zu hören, drei wesentliche Wünsche: Mkhitaryan sollte bleiben. Ömer Toprak und Karim Bellarabi kommen. In Toprak sah Tuchel vor allem die solide Defensivlösung, die ohne Eingewöhnungsschwierigkeiten funktionieren würde. In Bellarabi einen Spieler mit hervorragenden Anlagen, großem Willen – und immer noch hinreichend Entwicklungspotenzial.
Keinen dieser Wünsche konnte ihm die sportliche Leitung erfüllen, weshalb nun André Schürrle ins Spiel kommt – als Kompromisskandidat, mit dem alle Seiten leben könnten. Tuchel bekäme einen Flügelspieler, der Land und Liga kennt, Deutsch spricht und den er schon aus Mainzer Zeiten kennt.
Der Verein bekäme einen deutschen Nationalspieler – ein unter Marketing- und Identitätsgesichtspunkten nicht zu unterschätzendes Argument, nachdem man bislang vor allem unbekannte ausländische Spieler geholt hat.
Allesamt enorm talentiert, allesamt enorm entwicklungsfähig – aber allesamt Wetten auf die Zukunft. Dass sie schon in der Gegenwart funktionieren, in einer fremden Umgebung, auf Bundesliga- und Champions-League-Niveau, kann keiner garantieren.
Der 25-jährige Schürrle wäre die solide Alternative. Niemand im Verein geht davon aus, dass der Wolfsburger alle Erwartungen sprengen würde – aber enttäuschen würde er sie wohl auch nicht. Das ist auch deswegen wichtig, weil Marco Reus sich mit einer Entzündung im Adduktorenbereich plagt und niemand weiß, wann er zurückkehrt.
Auch Götze bleibt Thema
Daher ist auch das Thema Mario Götze noch nicht vom Tisch. Für den 24-jährigen Ex-Borussen kann sich vor allem die Klubführung erwärmen, Tuchel soll weniger begeistert sein. Dabei muss es keine Entscheidung zwischen den Nationalspielern geben, finanziell kann sich der BVB dank rund 100 Millionen Euro eingenommener Ablöse beide leisten – und sportlich auch: Während Schürrle Flügelspieler ist, fühlt sich Götze auch im Offensivzentrum wohl.