Dortmund. . Linksverteidiger Raphael Guerreiro ist eine der Entdeckungen der EM 2016. Bayerns Neuzugang Renato Sanches wird zum besten Nachwuchsspieler gewählt.
Am Ende war er doch wahr geworden: der Traum vom Europameisterschafts-Titel im eigenen Land. Nicht für die 23 Fußballer, die die Grande Nation auf dem Rasen vertraten, nicht für ihren Trainer Didier Deschamps, nicht für die Millionen von französischen Fans an den Fernsehern, auf der Fanmeile und im Stadion.
Dafür aber für Raphael Adelino Jose Guerreiro. Der lief zwar erkennbar im roten Trikot Portugals über den Rasen, was kein Irrtum, aber doch eine nette Laune des Schicksals war: Guerreiro, 22 Jahre alt, ist ein Mann mit doppelter Identität. Sein Vater ist Portugiese, seine Mutter Französin. Aufgewachsen ist er in Frankreich, hier wurde er auch fußballerisch ausgebildet. Erst am berühmten Leistungszentrum in Clairefontaine, dann bei SM Caen und zuletzt beim FC Lorient.
Ein Schnäppchen für Dortmund
Nun verlässt er das Land erstmals: Der Linksverteidiger wechselt zu Borussia Dortmund. Der BVB hat ihn mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet und eine Ablösesumme von zwölf Millionen Euro nach Lorient überwiesen. Schon jetzt ist klar, dass den Dortmundern damit ein Schnäppchen gelungen ist: Der nur 1,70 Meter große Guerreiro machte fünf EM-Spiele – zwei verpasste er angeschlagen –, und überzeugte mit hervorragendem Stellungsspiel, Schnelligkeit und feinem Fuß. Prompt berief ihn die Uefa in die Elf des Turniers.
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Abseits des Spielfelds fiel Guerreiro nicht auf, Interviews nach dem Spiel gab es kaum – weil der 22-Jährige nur wenig Portugiesisch spricht. Auf dem Platz aber agiert er selbstbewusst, im Endspiel gegen Frankreich setzte er gar einen Freistoß an die Latte. Kein geringerer als der verletzte Kapitän Cristiano Ronaldo hatte von außen wild fuchtelnd angezeigt, dass der Linksverteidiger schießen solle.
„Das ist schon richtig Qualität, die wir bekommen haben“, freut sich Marcel Schmelzer, der künftige BVB-Teamkollege. Ihm soll Guerreiro künftig Konkurrenz machen, genauso könnte er aber den verletzten Reus im Offensivbereich ersetzen. Erst einmal aber darf der 22-Jährige ein wenig Urlaub machen, erst Anfang August, vor dem Trainingslager in Bad Ragaz, stößt er zu seiner neuen Mannschaft.
Schon im ersten Pflichtspiel, dem Supercup am 14. August, gibt es dann ein Wiedersehen mit einem anderen Europameister. Renato Sanches unterschrieb schon vor der EM beim FC Bayern.
Jüngster Finalteilnehmer
Der bullige Mittelfeldspieler ist mit einer Ablösesumme von 35 Millionen Euro, die aufgrund diverser Nebenabreden auf bis zu 80 Millionen steigen könnte, zwar alles andere als ein Schnäppchen, aber auch er spielte sich während des Turniers in den Vordergrund. Seine Wuchtigkeit gepaart mit feiner Technik war ein entscheidender Faktor für den EM-Titel. Mit 18 Jahren und 327 Tagen ist er der jüngste Spieler, der jemals ein Endspiel bestritt, zudem wählte ihn die Uefa zum besten Nachwuchsspieler des Turniers.