BVB-Boss Watzke: "Es gibt keinen Grund für Pfiffe"

Dortmund. . Kapitän Mats Hummels steht vor seinem letzten Heimspiel für den BVB. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wünscht ihm einen freundlichen Abschied.

Hans-Joachim Watzke macht einen gelassenen Eindruck am Telefon. Das muss nicht viel heißen, diesen Eindruck hinterlässt der Geschäftsführer von Borussia Dortmund fast immer. Einen Westfalen wie ihn bringt so schnell nichts aus der Ruhe. „Nein“, sagt Watzke, „nein, ich mache mir eigentlich keine Sorgen.“ Der BVB-Boss glaubt nicht, dass Kapitän Mats Hummels im letzten Saisonspiel gegen den 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr/Sky/live in unserem Ticker) erneut ausgepfiffen und beschimpft wird, da sein Wechsel zum FC Bayern München im Sommer inzwischen unter Dach und Fach ist.

Auch interessant

BVB geht ohne Passlack und Pulisic ins Spiel gegen Köln

Von Sebastian Weßling

Aber ein Hellseher sei er natürlich nicht, sagt Watzke und schickt deswegen einen Appell hinterher: „Es gibt gar keinen Grund für Pfiffe“, betont er. Hummels habe sich stets korrekt verhalten. „Nach einer so tollen Saison, wie wir sie gespielt haben, wünsche ich mir einfach, dass wir die zusammen gebührend abschließen können.“

Vor zwei Wochen war der BVB-Chef mit ähnlichen Appellen nicht durchgedrungen: Nachdem der Wechselwunsch des Abwehrspielers öffentlich geworden war, nutzte ein Teil des Anhangs das Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg für Pfiffe und deftige Beleidigungen. Das hatte Watzke deutlich kritisiert, nun sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung: „Dass Spieler wechseln, gehört im Fußball einfach dazu. Wir haben ja auch schon Spieler von anderen Vereinen geholt und werden das auch wieder tun.“

Lewandowski blieb ein Spießrutenlauf erspart

So entspannt können das die Fans nicht immer sehen. Auch rund um Mario Götzes Wechsel nach München kochten die Emotionen hoch. Ein Spießrutenlauf zum Abschied blieb ihm vor allem deswegen erspart, weil er sich kurz nach Bekanntwerden des Wechsels verletzte und das Saisonfinale verpasste. Robert Lewandowski dagegen konnte vor zwei Jahren ohne jedes Störgeräusch zu den Bayern wechseln, mehr noch: Vor und nach seinem letzten Heimspiel wurde er von den Fans mit stehenden Ovationen gefeiert.

Der Pole hatte nie ein Hehl daraus gemacht, dass Dortmund für ihn nur eine Durchgangsstation war, sich aber stets maximal eingesetzt – das respektierten die Fans. Bei Hummels aber ist wie einst bei Götze eine Menge enttäuschte Liebe im Spiel. Götze kam aus dem eigenen Nachwuchs, Hummels war ein Gesicht des Dortmunder Projekts, positionierte sich oft und deutlich pro BVB – ein Teil des Anhangs fühlt sich nun getäuscht.

Keine offizielle Verabschiedung

Eine offizielle Verabschiedung im Stadion wird es nicht geben – das aber hat laut BVB nichts mit den möglichen Reaktionen zu tun. „Die Saison ist noch nicht beendet, wir haben noch ein wichtiges Spiel“, begründet Pressesprecher Sascha Fligge.

Im Pokalfinale geht es bekanntlich gegen Hummels’ künftigen Arbeitgeber. Dann könnte der Kapitän seinen Abschied immerhin erfolgreicher gestalten als Lewandowski. Der wurde zwar mit Applaus verabschiedet – das anschließende Endspiel gegen die Bayern aber ging 0:2 verloren.