Dortmund. . Ilkay Gündogan wollte zur EM und vom BVB zu Manchester City wechseln. Die schwere Knie-Verletzung bremst ihn aus. Es ist nicht das erste Mal.

Die Gewissheit kam am Freitagmittag, drei Tage, nachdem der Unfall im Training passiert war: Ilkay Gündogan hat sich die Kniescheibe ausgerenkt, er verpasst nicht nur das Bundesligaspiel von Borussia Dortmund am Samstag bei Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr/ live in unserem Ticker), sondern den kompletten Saisonendspurt inklusive des Pokalfinals am 21. Mai gegen den FC Bayern München – und die Europameisterschaft vom 10. Juni bis 10. Juli in Frankreich. „Das ist natürlich ein Rückschlag für uns alle, vor allem aber ist es ganz bitter für Ilkay selbst“, klagt Bundestrainer Joachim Löw. „Er war in einer sehr guten Verfassung, mit seiner Dynamik, seiner Übersicht, seinen strategischen Fähigkeiten hat er eine zentrale Rolle in unseren Planungen gespielt.“

Bundestrainer Löw findet warme Worte

Für Gündogan, auch das erwähnt der Bundestrainer, ist es schon das zweite große Turnier, das er verpasst: Bei der WM 2014 in Brasilien fehlte er wegen einer Entzündung an der Wirbelsäule, die ihn insgesamt 14 Monate außer Gefecht setzte. „Wir alle von der Nationalmannschaft wünschen ihm nun in erster Linie, dass er bald wieder auf den Platz zurückkehrt“, sagt Löw noch.

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Aus Dortmund sind solche Sätze nicht zu hören oder zu lesen: Gerade einmal vier dürre Zeilen, 319 Zeichen, umfasst die Meldung, die der Verein am Mittag veröffentlicht und die über die nackten Fakten nicht hinausgeht: Kniescheibe ausgerenkt, Saisonaus, keine EM-Teilnahme – mehr kommt nicht.

Nun versucht der BVB als börsennotiertes Unternehmen stets, seine Texte so kurz wie möglich zu halten, um keinerlei Interpretationsspielraum zu eröffnen. Und doch kommt diese Meldung sehr unterkühlt daher – gerade im Vergleich mit dem wortreichen Bedauern des Bundestrainers.

Eigentlich hat man in Dortmund ja auch schon weitgehend abgeschlossen mit dem Spieler Gündogan: Der Mittelfeldstratege würde den Verein gerne verlassen, und zwar in Richtung Manchester City, wo Bayern-Trainer Pep Guardiola künftig das Sagen hat. Bislang allerdings konnten sich die Vereine noch nicht auf eine Ablösesumme einigen. Nun droht der Transfer komplett zu platzen, denn eine solche Verletzung kann eine lange Pause nach sich ziehen: zwischen sechs Wochen und sechs Monaten, je nachdem, was im Knie noch beschädigt wurde. Der BVB hat im Fall Gündogan bislang keine Ausfallzeit kommuniziert, nach Informationen dieser Zeitung kann man auch intern noch gar nicht absehen, wie lange die Pause dauern könnte. „In Selbstmitleid verfallen war aber noch nie die Lösung“, schreibt Gündogan auf Facebook. „Nach dem ersten Schock über die Diagnose hilft jetzt nur positiv nach vorne zu schauen, um wieder schnell fit zu werden.“

Verletzung verhagelt Gündogan die Karriereplanung

Dem 24-Jährigen könnte zum zweiten Mal eine Verletzung die Karriereplanung verhageln. 2013 war er einer der begehrtesten Spieler Europas. Doch es kam die langwierige Rückenverletzung, ein Interessent nach dem anderen sprang ab, und der Vertrag beim BVB wurde um ein Jahr bis 2016 verlängert. Nachdem sich Gündogan Stück für Stück zu alter Form zurückgekämpft hatte, erklärte er im Frühjahr 2015, er wolle seinen Vertrag nicht verlängern. „Er wird im Sommer Borussia Dortmund verlassen, das steht außer Frage“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke daraufhin. Doch es fand sich kein neuer Verein, und es folgte spät, am 1. Juli, die erneute Kehrtwende samt Vertragsverlängerung bis 2017.

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Und nun? Eine dritte Mini-Verlängerung werde es eher nicht geben, erklärte der gebürtige Gelsenkirchener während des Trainingslagers in Dubai: „Wenn ich unterschreibe, wird es voraussichtlich nicht mehr nur über ein Jahr sein.“

Womöglich sind es Worte, an denen er schon bald gemessen wird.