London/Dortmund. Im Viertelfinale der Europa League trifft der BVB auf seinen früheren Trainer Jürgen Klopp. Den Beteiligten kommt das Duell mit Liverpool zu früh.
Michael Zorc ist nicht dafür bekannt, sich über Verbote sehr leichtfertig hinwegzusetzen. Aber in diesem Fall musste es der Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund einfach tun. Während sich der Flieger mit der Mannschaft an Bord schon im Landeanflug auf den heimatlichen Flughafen befand, schaltete Zorc sein Handy an, um an die dringend benötigte Information zu kommen. Wer wird der Gegner sein im Viertelfinale der Europa League? Die Auslosung in Nyon begann, als der BVB noch über den Wolken war. Die Information holte dann manchen zurück auf den Boden: der FC Liverpool.
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„Das ist die nächste große sportliche Herausforderung“, gab Zorc nach der Landung zu Protokoll. Eine treffliche Einschätzung, denn der BVB hatte soeben den Tabellenzweiten der englischen Premier League, Tottenham Hotspur, auf beeindruckende Weise geschlagen. Eine Runde zuvor hatte Schwarz-Gelb den königsklassenerprobten FC Porto aus dem Weg geräumt. Und doch war das nur die halbe Wahrheit. Denn Trainer beim FC Liverpool ist Jürgen Klopp.
Watze über Klopp: "Ein Freund fürs Leben"
Der Mann, der die Borussia in seinen sieben Jahren Amtszeit zu zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg und fast noch auf den Thron des europäischen Fußballs geführt hätte. Daran dachte Neven Subotic nach dem Tottenham-Spiel, nur 20 Kilometer entfernt vom Wembley-Stadion, in dem das Champions-League-Finale 2013 gegen die Bayern verloren ging. „Unglaubliche Höhen“ hätten sie erklommen, sagte er, „der Fußball war ein anderer, aber wir hatten Erfolg.“ Es war Klopp-Fußball.
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Klopp ist der Mann, dem heutige Dortmunder Spieler wie Mats Hummels, Marcel Schmelzer, Nuri Sahin, Sven Bender und Ilkay Gündogan auch verdanken, dass sie sind, was sie heute sind: Topspieler bei einem Topverein. Er ist der Mann, den Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke „einen Freund fürs Leben“ nennt. „Nun kommt er mit Liverpool nach Hause“, schmachtet der BVB-Boss über den Trainer, der nach der missratenen vergangenen Saison den Verein verließ und durch Thomas Tuchel ersetzt wurde.
Stadt Dortmund freut sich auf Twitter
Das Duell scheint schon jetzt eine solche Emotionswucherung zu sein, dass es droht, in kein Stadion der Welt zu passen. Auf dem Twitter-Account der Stadt Dortmund wimmelte es kurz nach der Auslosung von Ausrufezeichen: „Oh, mein Gott!!!!!!!! BVB gegen Klopp!!!!!!!! Wir drehen durch!!!!!!!!“
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Etwas gemäßigter reagiert Michael Zorc. Kerzen für gedimmtes Licht bei Klopps Rückkehr am 7. April im Hinspiel mag er noch nicht besorgen. „Dass Jürgen da an der Linie steht, ist sicher eine Besonderheit. Aber wir wollen keine romantischen Abende veranstalten, sondern eine Runde weiter kommen.“ Rund elf Monate nach der letzten Begegnung treffen sich beide Parteien wieder, Herzklopfen inklusive. Aber am Ende – das ist das Schmerzhafte – wird ganz sicher einem das Herz gebrochen.
Klopp will gewinnen
Diesen Nebeneffekt hätten Rote und Gelbe gern hinausgezögert bis zum Finale von Basel im Mai. Das wäre das ultimative Wahnsinns-Szenario gewesen – aber auch der aktuellen Konstellation kann Jürgen Klopp etwas abgewinnen: „Ich freue mich darauf, meinem neuen Team dieses wundervolle Stadion und eine tolle Stadt zu zeigen“, sagte er. „Außerdem ist es besser, zwei Spiele gegen sie zu spielen statt nur eins.“ Denn, das hatte er schon vor der Auslosung gesagt: „Sollte es so kommen, dann versuchen wir eben, dort zu gewinnen.“ Fast wie in einem ganz normalen Spiel.