London. . Nach einer schwachen Hinrunde ist Kapitän Mats Hummels wieder in herausragender Form. Im Achtelfinal-Rückspiel bei Tottenham spielt der Dortmunder eine Schlüsserolle.

Der Mann näherte sich unerwartet. Mats Hummels hatte gerade seinen Koffer vom Gepäckband gewuchtet und strebte im Flughafengebäude von Stansted dem Ausgang entgegen, als ein Brite herangeschlichen kam. Der Rothaarige begleitete den Mannschaftskapitän von Borussia Dortmund auf zwei, vielleicht drei Metern. Als hätte er eine geheime Botschaft zu überbringen, raunte er kurz auf Englisch: „Mats, erlaube mir zu sagen, dass du einer der besten Abwehrspieler der Welt bist.“ Ohne irgendeine Reaktion abzuwarten, ging er wieder. Eine Begegnung der Briten-Art.

Hummels ist der Fixpunkt

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Hummels lächelte. Es gibt ja schlimmere Möglichkeiten, in London begrüßt zu werden. Dort treten die Fußballer des BVB am Donnerstagabend (21.05 Uhr/Sport 1/live in unserem Ticker) im Achtelfinal-Rückspiel der Europa League bei Tottenham Hotspur an. Nach dem 3:0-Sieg im Hinspiel vor einer Woche startet der BVB die Mission im Vereinigten Königreich trotzdem mit größtmöglicher Zuversicht. Das liegt auch darin begründet, dass Schwarzgelb im neuen Jahr über eine beeindruckende Stabilität in der Defensive verfügt.

13 Pflichtspiele sind es bislang in der Rückrunde, zehn Mal blieb die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel ohne Gegentreffer, drei Mal erlaubte sie genau ein Tor des Gegners. Ein Quantensprung im Vergleich zur Hinrunde, als der Tabellenzweite ärgerlich viele Tore hinnehmen musste und meist nur deshalb gewann, weil die Offensive eines mehr produzierte. Der Fortschritt erklärt sich auch in der Personalie Hummels.

Tuchel spricht von Schlüsselrolle

In der Hinrunde hatte der Nationalspieler nicht immer den sichersten Eindruck gemacht, auch entscheidende Fehler unterliefen ihm. Im neuen Jahr präsentiert sich der Kapitän als der Fixpunkt, als der er gebraucht wird. Tuchel attestierte ihm zuletzt, „in herausragender Form“ zu sein und „eine Schlüsselrolle“ inne zu haben.

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Der Gelobte sitzt in der ersten Etage im Stadion von Tottenham an der White Hart Lane. Durch die dünnen weißen Gardinen vor der Fensterfront fällt üppig die tief stehende Sonne herein. Etwas mehr als 24 Stunden sind es noch bis zum Anpfiff.

Hummels sagt, dass sein körperlicher Zustand jetzt ein noch besserer sei als in der Hinrunde. Aber vor allem führt er die verbesserte Abwehrarbeit auf zwei Faktoren zurück: auf eine etwas defensivere Ausrichtung des BVB und auf die Bereitschaft seiner Mitspieler, ebenfalls nach hinten zu arbeiten. Hummels ließ sich in der Hinrunde nicht gern nachsagen, regelmäßig der Schwachpunkt zu sein, so wie er jetzt mit dem gleichen Argument allzu großes Lob von sich weist. „Egal wie gut ein Verteidiger ist, wenn er in einer Mannschaft spielt, in der die anderen neun oder zehn Spieler nicht verteidigen, wird er am Ende schlecht aussehen“, sagt er. Weil aber derzeit alle Kollegen auch defensiv denken und das eigene Tor verteidigen wollen, ist die Qualität der Zweikämpfe für Hummels und seinen jeweiligen Nebenmann eine andere. Es ist leichter. „In einer gut verteidigenden Einheit ist es für einen Abwehrspieler einfach zu glänzen.“

Selbstzweifel sind verflogen

Das tut er derzeit. Mit starken Zweikampfwerten. Mit sehenswerten Spieleröffnungen, die ihm in der Hinrunde auch manches Mal noch misslangen. Sie führten dazu, dass er erstmals Zweifel hatte an sich. Sie haben sich längst verflüchtigt. Drei Monate vor dem Beginn der Europameisterschaft ist das für ihn mehr als wichtig. Denn dort will er weiter glänzen und am besten allen zeigen, dass er einer der besten Abwehrspieler der Welt ist.