Berlin. Borussia Dortmund spielte beim 0:0 gegen Hertha BSC ideenlos. Am Dienstag geht es im DFB-Pokal-Viertelfinale zum formstarken VfB Stuttgart.
Er weiß das. Menschen, die ihm nahestehen, haben es ihm gesagt. Aber Hans-Joachim Watzke kann es nicht ändern: Wenn er auf der Tribüne sitzt und die Spiele von Borussia Dortmund verfolgt, dann lässt sein Gesichtsausdruck selten auf größte Zuversicht schließen. Zu angespannt ist er. Von daher war es für den BVB-Boss kein übler Zufall, dass José Mourinho am Samstag die Einladung zu einem Borussen-Spiel in Berlin wahrnahm. Watzke und der Star-Trainer sind gut befreundet. Die Zeit vor dem Spiel verbrachten sie mit einem Essen beim Italiener. Beide brachten ihre Kinder mit.
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Das Duell Dritter gegen Zweiter, das vor genau einem Jahr noch Letzter gegen Vorletzter geheißen hätte, hatte den Portugiesen gereizt. Doch auf der Tribüne sah Mourinho beim 0:0 noch missmutiger aus als Watzke. „Das Spiel hat uns beiden nicht so gefallen“, meinte der BVB-Geschäftsführer.
Es war ja auch eines, dessen Akte mit dem Moment des Abpfiffs zugeklappt werden konnte in dem sicheren Wissen, dass niemals irgendwer sie aus den verstaubten Archiven des deutschen Fußballs wieder hervorkramen würde. Aus Dortmunder Sicht war lediglich historisch halbwegs wertvoll, dass es erstmals unter Trainer Thomas Tuchel in der Bundesliga nicht gelungen war, ein Tor zu erzielen.
Alles gegeben, wenig erreicht
Dieser Umstand resultierte aus Herthas Abwehrarbeit – und aus der ungewohnten Schwerfälligkeit, die den BVB als beste Offensive der Liga nun zum zweiten Mal in Folge lahm legte. Das Spiel gegen Ingolstadt vor einer Woche wurde mit Glück noch 2:0 gewonnen. Nun könnte die Ungefahr von Berlin zur Gefahr für Berlin werden.
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Denn eines der Saisonziele von Schwarzgelb ist das DFB-Pokalfinale in der Hauptstadt im Mai. Und die nächste Hürde im Viertelfinale lautet am Dienstag (20.30 Uhr): VfB Stuttgart. „Ein gefährlicher Gegner. Die haben einen Lauf, und der Pokalwettbewerb ist die riesige Chance für den VfB, im nächsten Jahr international vertreten zu sein“, sagt Watzke. Mit einer Offensivleistung wie zuletzt dürfte es schwer werden, Berlin näher zu kommen. Aber Watzke mag keinen Trend erkennen und bittet um Realismus. „Man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Wir haben gegen einen sehr gut organisierten Tabellendritten gespielt. Nicht einmal die Bayern spielen jeden Gegner in Grund und Boden.“
Zwei Punkte mehr hätten sie trotzdem gern mitgenommen. „Wir haben bis zum Schluss auf Sieg gespielt und alles investiert“, trat Tuchel Verdächtigungen entgegen, frühzeitig ein Remis akzeptiert zu haben. Einer Kreativoption hatte sich der Trainer aber selbst beraubt. Shinji Kagawa, in der Hinrunde ein Erfolgsfaktor im Mittelfeld, stand trotz bester Gesundheit nicht im Kader. „Ich kann nur 16 Feldspieler nominieren“, begründete Tuchel die Entscheidung ungewohnt schmallippig. Eine Degradierung mit – so hofft der Trainer – erzieherischem Wert für den sensiblen Japaner. Es heißt, Tuchel wolle seine Nummer 23 zu neuen Leistungen anstacheln. Damit die Ziele erreicht werden. Und damit der Chef auf der Tribüne auch mal etwas freundlicher dreinschauen kann.