Dubai. Borussia Dortmunds Geschäftsführer Watzke verteidigt Dubai als Ort für das Trainingslager des Bundesligisten. Grenzsituation sei für BVB vertretbar.
- Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verteidigt Dubai als Ort für das Trainingslager.
- Die Grenzsituation sei für BVB vertretbar.
- Auf den BVB prasseln momentan verbale Hiebe ein.
Hans-Joachim Watzke lehnte sich genüsslich zurück auf der Wohlfühlliege des Park Hyatt Hotels, einer Fünf-Sterne-Urlaubsresidenz am Dubai Creek. Wäre der 56-Jährige bloß Urlauber, er könnte die Zeit am Persischen Golf bedenkenlos genießen. Weil Watzke aber Vorsitzender der Geschäftsführung von Borussia Dortmund ist und der Fußball-Bundesligist sich gerade in Dubai für die Rückrunde fit macht, ist der Aufenthalt für ihn nicht nur mit Gemütlichkeit verbunden. Menschenrechtsorganisationen, Politiker und Fans finden es so gar nicht lustig, dass der BVB in das Emirat gereist ist, wo es so schön warm sei und sich gut trainieren ließe. “Wir haben für nichts Werbung gemacht. Wir sind hier, bezahlen das und hauen wieder ab”, sagte Watzke und rechtfertigte am Dienstag die Entscheidung pro Dubai, “das ist eine reine Geschäftsführung und keine politische Botschaft.”
Watzke wollte für den BVB vor allem ein Toptrainingslager
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Auf den BVB prasseln genauso verbale Hiebe ein wie auf zwei Bundesliga-Konkurrenten: Eintracht Frankfurt trainiert nebenan in Abu Dhabi, die Bayern im noch viel kritischer beäugten Katar, das durch zahlreiche tote Arbeiter auf den WM-Baustellen für 2022 in die Schlagzeilen geraten ist. Die Vorwürfe sind nicht zum Schmunzeln: Mit der Reise dorthin würden Unterdrückung, Gewalt gegen Frauen, die fehlende Anerkennung des Staates Israel in Dubai zum Beispiel und gesetzliche Repressalien gegen Homosexualität ignoriert. Der BVB hält dagegen, sich bei der Idee, nach Jahren im spanischen La Manga diesmal sich in Dubai vorzubereiten, erkundigt, alles bewertet und bei einer “Grenzsituation” entschieden zu haben, den Trip verantworten zu können: “Am Ende des Tages sollten wir versuchen, nicht zu viel zu heucheln: Wir wollten einfach nur ein Top-Trainingslager und uns nicht zu einer Werbelokomotive für ein Regime machen”, erklärte der BVB-Boss, “das ist uns gelungen.”
Aus der Politik gab es während des Aufenthalts der drei Bundesligisten in der Golf-Region mahnende Worte. “Menschenrechte sind universelle Rechte, die in jeder Kultur gelten”, hatte Grünen-Politikerin Claudia Roth der Bild-Zeitung gesagt, “die deutschen Bundesligavereine mit ihren Millionen Fans weltweit tragen eine wichtige Verantwortung.” Watzke hatte sich darauf bezogen am Dienstag zu einer Spitze verleiten lassen: “Im politischen Bereich ändert sich gerade sehr viel, hoffentlich muss Claudia Roth nicht irgendwann ihr Ferienhaus in der Türkei verkaufen.” Ein Aufschrei im Internet war die Folge. Der BVB-Vorstandschef wusste zum Zeitpunkt dieser brisanten Aussage allerdings noch nichts vom Attentat und den Opfern in Istanbul und zog diese Sätze anschließend wieder zurück.
BVB will keine Abschottung betreiben
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Kohle statt Moral - auf diesen Kern lassen sich die Einwände aller Bedenkenträger reduzieren. Aus Sicht des BVB ist ebenso klar: Hervorragende Trainingsbedingungen ließen sich ebenso wenig leugnen wie die fehlenden Skrupel seitens Wirtschaftsunternehmen, die jährlich mit Dubai Geschäfte machten, und den Millionen Privatmenschen, die hier ihren Urlaub verbrächten. “Wir machen doch Sport und können als Fußballklub keine Abschottung betreiben und als Seismograph vorausgehen, was jetzt politisch korrekt ist und was nicht”, sagte Watzke, der Dubai einige Kategorien unterhalb von Nordkorea und anderen “krassen Fällen” ansiedelte. Man habe mehrfach betont, dass das Emirat keine “lupenreine Demokratie” sei. “Wir machen nichts, was in irgendeiner Weise die bestehenden Machtverhältnisse hofiert”, erklärte Watzke und mahnte, nicht den Fehler machen zu dürfen, “unsere Lebensumstände und unsere Gesamtsituation für die ganze Welt zum Maßstab zu machen”. Am Samstag reist der BVB wieder in die Heimat - gut möglich, dass es sich hierbei um den einzigen Ausflug in die Golf-Region gehandelt haben dürfte.