Dortmund. . Borussia Dortmund kann im Pokalspiel beim FC Augsburg eine hervorragende Hinserie abrunden. Ein wichtiger Faktor ist Mittelstürmer Aubameyang.
Auf einmal tauchte von rechts ein Kopf vor dem Fenster auf. Ein breit grinsender Thomas Tuchel musterte die Journalisten, die im Presseraum in Dortmund-Brackel auf ihn warteten. Die TV-Teams rissen ihre Kameras herum, doch der Trainer von Borussia Dortmund war schon wieder verschwunden. Kurz darauf tauchte er wieder auf, deutete an, noch eine Zigarette zu rauchen, verschwand wieder – und betrat kurz darauf, immer noch breit grinsend, den Raum. „Danke, dass ich noch zu Ende rauchen durfte“, sagte er. „Hat das Bier geschmeckt?“, fragte Pressesprecher Sascha Fligge trocken zurück.
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Die Flachserei des Gesundheitsfanatikers zeigt: Vor dem Pokalspiel beim FC Augsburg (Mittwoch, 20.30 Uhr/live in unserem Ticker) ist die Laune beim BVB blendend. Durch das 4:1 gegen Frankfurt am Sonntag hat man die beste Hinrunden-Heimbilanz der Klubgeschichte erreicht, in der Bundesliga liegt man mit Tabellenplatz zwei deutlich über den Erwartungen, in der Europa League wird der BVB überwintern – und auch von Marco Reus, gegen Frankfurt verletzt ausgewechselt, gab es gute Nachrichten. „Ich hoffe, dass wir mit dem Schrecken davonkommen“, sagte Tuchel. Ein Einsatz im Auswärtsspiel beim 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr) ist zwar nicht wahrscheinlich – aber auch nicht ausgeschlossen.
Aubameyang ist in Topform
In der laufenden Saison sind es ohnehin andere, die das BVB-Spiel prägen: allen voran Mittelstürmer Pierre-Emerick Aubameyang, derzeit in der Form seines Lebens. Gegen Frankfurt vergab er zwar hochkarätige Chancen, verschoss sogar einen Elfmeter aufreizend lässig – und hatte seine Bilanz am Ende doch auf 18 Treffer in 16 Bundesligaspielen hochgeschraubt. Der Gabuner trifft mit beängstigender Regelmäßigkeit, nur in drei Bundesligaspielen blieb er ohne Torerfolg.
Mit seinen Frisuren, seiner Kleidung, goldfarbenem Sportwagen und diversen Mätzchen beim Torjubel wandelt er zwar stets hart an der Grenze zwischen Exzentrik und Größenwahn – aber kein anderer Spieler verkörpert die gute Stimmung beim BVB besser als der pfeilschnelle Angreifer. „Er hat einen guten Mix aus Lockerheit und Lebensfreude auf der einen Seite, gepaart mit der Bescheidenheit in seinem Spiel, auch defensiv immer alles zu geben“, lobt Tuchel – hebt aber auch die gute Arbeit der Teamkollegen hervor. „Die Mannschaft bringt ihn in die gefährlichen Positionen“, betont Tuchel. „Er strahlt auch deswegen so eine Ruhe aus, weil er Vertrauen hat, dass wir uns weiter Torchancen herausspielen.“
Henrikh Mkhitaryans Slapstick-Einlage
Wichtigster Faktor dabei: Henrikh Mkhitaryan. In 26 Pflichtspielen legte der Armenier 18 Tore auf und erzielte selbst 14 Treffer – gegen Frankfurt waren es ein Tor und eine Vorlage. Dem Offensivspieler unterlief aber auch eine Szene, die es wohl in jeden Jahresrückblick schaffen wird: Aus kürzester Distanz köpfte er den Ball über das leere Tor.
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In der Vergangenheit haben derlei Missgeschicke den grüblerisch veranlagten 26-Jährigen schon mal aus der Bahn geworfen – dieses Mal aber musste er selbst herzlich lachen, als die Mitarbeiter des Klubfernsehens ihm die Szene noch einmal vorspielten. „Das nächste Tor ist für die Südtribüne“, versprach er zum Dank für die Sprechchöre, mit denen er nach seinem Missgeschick gefeiert wurde. Die aber wird erst einmal warten müssen, die Hinrunde endet am Samstag mit einem Auswärtsspiel in Köln – und ein Treffer beim heutigen Pokalspiel fiele in über 400 Kilometer Entfernung von der Südtribüne.
Beste Erinnerungen an Augsburg
An den Gegner Augsburg hat man beste Erinnerungen, das Bundesliga-Spiel im Oktober endete 5:1 für den BVB. Reus traf doppelt, Aubameyang sogar dreifach. „Aber das heutige Augsburg ist nicht mehr zu vergleichen mit dem aus unserem Heimspiel“, warnt Trainer Tuchel. Seit vier Spielen sind die Fugger-städter ohne Niederlage, kamen in der Europa League eine Runde weiter und besiegten zuletzt den FC Schalke 04 mit 2:1. „In den letzten Wochen sehen wir ihr wahres Gesicht“, meint Tuchel. „Wir wissen, dass uns dort alles abverlangt wird.“
Für den Trainer Tuchel war im DFB-Pokal stets im Viertelfinale Schluss, seine Spieler waren zuletzt deutlich erfolgreicher. „Ich bin froh, dass meine Spieler schon viele solcher Spiele gespielt haben“, sagt Tuchel. Und im Zweifel gibt es ja immer noch diesen Torjäger mit der unglaublichen Quote.