Dortmund. . Nach der Länderspielabsage in Hannover will sich Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, nicht von Hysterie leiten lassen.

Herr Watzke, waren Sie als Stadionbesucher in Hannover von den Geschehnissen direkt betroffen?

Hans-Joachim Watzke: Nein, ich war nicht in Hannover. Ich habe aber natürlich die Ereignisse verfolgt.

Mit welchen Gedanken?

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Watzke: Fakt ist, dass wir nach wie vor nicht genau wissen, was los war. Wenn allerdings die Polizei und die Landesbehörden von einer konkreten Gefährdungslage ausgehen, dann war es die absolut richtige Entscheidung, das Spiel abzusagen. Wichtig ist aber, dass wir unser gesellschaftliches und ziviles Leben nun nicht aufgeben. Falls doch, wäre das die größtmögliche Erfolgsmeldung für den Terrorismus. Natürlich müssen jetzt die Sicherheits-Standards weiter optimiert werden, aber klar ist auch, dass es die totale Sicherheit nicht geben kann.

Der interimistische DFB-Präsident Reinhard Rauball, gleichzeitig auch BVB-Präsident, wirkte am Abend in Hannover schwer betroffen. Er sagte, dieser Abend sei eine Wendung für den deutschen Fußball. Befindet sich der Fußball im Fadenkreuz des Terrorismus?


Watzke: Es geht diesen Leuten ja nicht um den Fußball als solchen, sondern um die größtmögliche öffentliche Wirkung.

Ist es richtig, dass die Bundesliga am kommenden Wochenende den Betrieb fortführt?

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Watzke: Zum Weitermachen gibt es keine Alternative. Es ist richtig, dass die Bundesliga spielen wird.

Was macht Sie so sicher?

Watzke: Wenn konkrete Gefahr besteht, muss ein Fußballspiel abgesagt werden - das würde dann im Fall der Fälle auch passieren. Aber die Frage stellt sich theoretisch doch nächste Woche wieder. Und in der Woche danach. Und danach. Niemand sollte sich von Hysterie leiten lassen, und wir sollten uns auch nicht in Weltuntergangsprophezeiungen ergehen. Damit würde wir das Geschäft der Terroristen betreiben.

Sie sagen zurecht, dass es den Terroristen um die größtmögliche Außenwirkung geht. Macht Ihnen das Sorgen?

Watzke: Je mehr wir uns öffentlich mit solchen Dingen beschäftigen, desto mehr freuen sich jene, die unser Gemeinwohl zerstören wollen.

Was tut der BVB konkret?

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Watzke: Im Profifußball herrschen ohnehin schon hohe Sicherheitsstandards, die immer weiter optimiert werden. Natürlich treffen auch wir vor dem Hintergrund der neuen Situation unsere zusätzlichen Vorkehrungen. Über Details werde ich aus nachvollziehbaren Gründen aber öffentlich nicht sprechen.

Machen Ihnen persönlich die Geschehnisse der letzten Tage Angst?

Watzke: Ich bin der Meinung, dass es nicht hilft, sich von morgens bis abends mit Untergangsszenarien zu beschäftigen. Solange es Terroristen gibt, wird es auf der Welt keinen absolut sicheren Ort geben. Angst ist der falsche Ratgeber. Was wir brauchen, sind Zivilcourage und ja, auch ein bisschen Mut.