Hamburg/Gelsenkirchen. Alltag in der Bundesliga? Nach den Anschlägen von Paris nur schwer vorstellbar. Der HSV passt seine Ordnerzahl vor dem BVB-Spiel bereits an. Schalke ist vor dem Topspiel gegen Bayern in engem Kontakt mit der Polizei.
Der erste Bundesliga-Spieltag nach den Terroranschlägen von Paris wird am Wochenende im Zeichen der Trauer stehen. Mit einer Schweigeminute werden Spieler, Fans und Verantwortliche der mindestens 132 Opfern gedenken. Zudem tragen die Akteure der 1. und 2. Bundesliga Trauerflor.
Nachdem drei Terroristen am vergangenen Freitag während des Länderspiels zwischen Frankreich und Deutschland vergeblich versuchten, mit Sprengstoffwesten in das Stade de France zu gelangen, und am Dienstag die Partie zwischen Deutschland und Niederlande in Hannover wegen einer Terrorwarnung abgesagt wurde, rückt auch der Sicherheitsaspekt in den Bundesliga-Stadien in den Vordergrund. Der Hamburger SV teilte auf Anfrage mit, dass der Verein beim Spiel gegen Borussia Dortmund am Freitagabend (20.30 Uhr/live in unserem Ticker) mehr Ordnungskräfte einsetzen wird.
„Die Anzahl der Ordner, die auch in Zivilkleidung in und außerhalb des Stadions unterwegs sein werden, wird erhöht“, sagte HSV-Mediendirektor Jörn Wolf. Weitere Ergebnisse der routinemäßigen Sicherheitsbesprechung von Vertretern der Polizei, des HSV und des privaten Sicherheitsdienstes wollte Wolf aus "taktischen Gründen" nicht im Einzelnen kommentieren.
Sensibilisiert für die aktuelle Sicherheitslage
Alle Beteiligten seien extrem sensibilisiert und berücksichtigten die aktuelle Sicherheitslage, sagte der Sprecher. „Der komplette Ordnungsdienst wird konzentriert seinen Job erledigen“, stellte Wolf fest, warnte jedoch vor Panikmache: „Alle Bundesliga-Vereine sind generell darum bemüht, die ohnehin sehr hohen Sicherheitsstandards aufrecht zu erhalten und zu verbessern.“
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Bundesjustizminister Heiko Maas kündigte in einem Interview mit "Sport1" an, die Sicherheitsmaßnahmen bei Fußballspielen zu verstärken. "Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten", sagte Maas, verwies allerdings auch darauf, dass sich an der abstrakten Bedrohungslage in Deutschland nach den Anschlägen von Paris nichts geändert habe.
Schalke in Absprache mit Polizei
Auch der FC Schalke 04 beruft sich auf diese Ausgangslage. Vor dem Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern München (Samstag, 18.30 Uhr/ live in unserem Ticker) betont Volker Fürderer, Direktor Fanbelange, Mitglieder und Sicherheit beim FC Schalke: „Wir befinden uns wie vor jedem Heimspiel in enger Abstimmung mit der Polizei Gelsenkirchen. Die Sicherheitslage erfordert eine aktuelle und für jedes Spiel separate Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen. Erforderlichenfalls werden diese entsprechend erhöht. Bisher gibt es dafür keinen Anlass und es gelten die normalen Sicherheitsmaßnahmen im Rahmen einer derartigen Großveranstaltung.“
Die Polizei Gelsenkirchen schätzt das Spiel "wie jedes andere Bundesligaspiel ein". "Die allgemeine Sicherheitslage hat sich vielleicht ein Stück weit verschärft, aber wir haben derzeit keine Hinweise vorliegen, die für eine Veränderung der Sicherheitsmaßnahmen sprechen würden," sagt Polizeisprecher Olaf Brauweiler.
Polizei appelliert an "menschliche Sensibilität"
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So werde wie bei jedem Bundesliga-Heimspiel des FC Schalke mit Polizei-Hundertschaften geplant. "Die Zahl der Beamten wird nicht erhöht", sagt Brauweiler. Wie immer würden die anreisenden Fans am Bahnhof in Empfang genommen, kontrolliert und zum Stadion begleitet. "Schalke hat dort eine große Anzahl Ordner im Stadion, die alle wissen, was zu tun ist. Eine gesonderte Schulung halte ich nicht für notwendig."
Der Polizeisprecher appelliert viel mehr an die "menschliche Sensibilität" aller Einsatzkräfte: "Vielleicht werden die Einlasskontrollen mit den Ereignissen von Freitag im Hinterkopf diesmal ganz besonders gründlich durchgeführt."
Veränderungen nicht ausgeschlossen
Sowohl mehrere Stunden vor dem Spiel, währenddessen und danach werde die Polizei ständig mit den Sicherheitskräften des FC Schalke in Kontakt stehen, um im Zweifel eingreifen zu können.
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Ob und wie sich die Sicherheitsvorgaben für die Bundesliga nach den Anschlägen in Paris langfristig verändern werden, wagt der Sprecher nicht vorherzusagen: "Das ist schwer, da müsste ich spekulieren. Es hängt sicherlich davon ab, ob es noch einmal zu solchen Ereignissen kommt."
Rudi Völler fordert schärfere Einlasskontrollen
Rudi Völler, Sportdirektor des Bundesliga-Konkurrenten Bayer Leverkusen, sprach sich unterdessen in einem Interview mit der "Bild" für verschärfte Einlasskontrollen aus. "In Italien gibt es seit 2005 personalisierte Eintrittskarten. Und jeder hat sich am Flughafen schon mal geärgert, wenn es beim Sicherheits-Check dauert. Aber alles, was unserer Sicherheit dient, sollte uns wichtig sein", sagte der frühere Teamchef der Nationalmannschaft.
"Wenn wir jetzt in Angst und Schrecken verfallen, dann haben die Terroristen eines ihrer Ziele schon erreicht. Fußballspiele sollten weiter stattfinden, Fans sollten im Stadion weiter ihren Spaß haben", stellte Minister Maas klar.