Dortmund. . Beim Dortmunder Sieg gegen Augsburg drohte ein kleiner Teil der Südtribüne dem Fanbeauftragten Daniel Lörcher. Dieser kämpft gegen rechte Fans.
Es war ein bewegender Moment: Vor dem Spiel des BVB gegen FC Augsburg nahmen die Dortmunder Fans von Rüdiger Raguse und Arne Steding Abschied, die beide nach schwerer Krankheit gestorben sind. Zahlreiche Plakate auf der Südtribüne erinnerten an die beiden BVB-Unterstützer. Doch während der Großteil der Schwarz-Gelben trauerte, drohte ein kleiner Teil der Südtribüne ganz offen dem Fanbeauftragten Daniel Lörcher. Sie hielten ein Banner in die Luft mit der Aufschrift: "Lörcher, deine Zeit ist um!"
Eine klare Drohung in Richtung des Fansbeauftragen, der sich vor rund zwei Wochen in der ARD-Dokumentation "BVB gegen Rechts" als Kopf des Dortmunder Kampfes gegen rechtsextreme Fans präsentierte. Wer das Plakat in die Höhe hielt, steht noch nicht offiziell fest. Aus Kreisen der Fan-Szene heißt es aber, dass es die sogenannte "0231Riot-Crew" war. Eine Splittergruppe, die sich hauptsächlich aus den Ultra-Gruppierungen "Desperados" und "JuBos" gebildet hat.
Kenner der Szene bezeichnen sie als Bad Bank der Dortmunder Ultras. Die Vorwahl-Hooligans vereinen die gewaltbereiten Mitglieder der "Desperados" und "JuBos". Sie geben sich unpolitisch, was aber gleichzeitig bedeutet, dass sie auch nach rechts offen sind. Schon beim Heimspiel gegen Darmstadt präsentierten sie einen Banner mit der Aufschrift: "Ey Lörcher, wie geht es deiner DFL-Nutte?"
Borussia Dortmund ist erschrocken
Borussia Dortmund wendete sich deswegen am Tag nach dem Spiel in einer Pressemitteilung direkt an die Fans. In dem Schreiben heißt es: "Liebe Fans des BVB! Gestern haben wir uns gemeinsam mit Euch über das 5:1 gegen Augsburg gefreut, wir haben mit Euch den Verlust zweier verdienstvoller Borussen betrauert; wir haben uns allerdings auch sehr über die Entgleisungen einiger weniger geärgert, die sich zum wiederholten Male gezielt gegen unseren Fanbeauftragten Daniel Lörcher gerichtet haben. Und ja, wir sind noch immer regelrecht erschrocken!"
Der BVB will nun Augenzeugenberichte und Kamerabilder des Nachmittags auswerten, und die Täter oder die Anstifter zur Verantwortung ziehen. Der Verein betont, dass das Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung ein fester Bestandteil des BVB sei. Und, dass Daniel Lörcher einen klasse Job mache. "Er engagiert sich mit seinen Kollegen unter anderem intensiv für die Antirassismus-Arbeit des BVB und setzt sich gegen jede Form von Diskriminierung ein", schreibt Borussia Dortmund.
Daniel Lörcher war viele Jahre Mitglied der Ultra-Gruppe "The Unity" und sogar Vorsänger auf der Südtribüne. Mittlerweile kämpft er als Fanbeauftragter gegen das Nazi-Problem von Borussia Dortmund. Er fährt zum Beispiel mit Dortmunder Fans nach Auschwitz und verteilt in Dortmunder Kneipen Bierdeckel mit der Aufschrift: "Kein Bier für Rassisten".
Die Drohung gegen Lörcher muss auch deswegen ernst genommen werden, weil Anfang 2013 zwei Fan-Betreuer des BVB beim Auswärtsspiel gegen Donezk durch Rechtsextreme angegriffen wurden. Darauf angesprochen sagte Daniel Lörcher in der ARD-Dokumentation: „Es kann gefährlich werden.“
Die Pressemitteilung des BVB im Wortlaut
Borussia veröffentlichte aufgrund des Banners eine Pressemitteilung:
Liebe Fans des BVB! Gestern haben wir uns gemeinsam mit Euch über das 5:1 gegen Augsburg gefreut, wir haben mit Euch den Verlust zweier verdienstvoller Borussen betrauert; wir haben uns allerdings auch sehr über die Entgleisungen einiger Weniger geärgert, die sich zum wiederholten Male gezielt gegen unseren Fanbeauftragten Daniel Lörcher gerichtet haben. Und ja, wir sind noch immer regelrecht erschrocken!
Um es klar zu sagen: Daniel Lörcher macht einen klasse Job! Er engagiert sich mit seinen Kollegen unter anderem intensiv für die Antirassismus-Arbeit des BVB und setzt sich gegen jede Form von Diskriminierung ein. Themen, die der gemeinsame Nenner ALLER Mitarbeiter des BVB sind. Borussia verbindet Generationen, Männer und Frauen, alle Nationen!
Weil unser Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung ein fester Bestandteil unserer Philosophie ist, stellen wir uns verbalen Entgleisungen gegen unsere Mitarbeiter genauso vehement entgegen wie diskriminierenden Aussagen gegen z.B. spastisch Behinderte. Leider musste die BVB-Familie gestern beides ertragen.
Wir werden nun die Augenzeugenberichte und die Kamerabilder des Nachmittags auswerten und hoffen, die Täter und/oder Anstifter zur Verantwortung ziehen zu können, die sich anmaßen, durch ihre entlarvenden Aussagen das Gros der friedlichen, toleranten und fairen Fans des BVB in Verruf zu bringen.