Dortmund. . Geht er? Bleibt er? Der Dortmunder Mittelfeldstratege war eigentlich schon aus den BVB-Planungen gestrichen. Jetzt deuten sich neue Vertragsgespräche an.

Es war wahrlich keine herausragende Vorstellung, die die Fußballer von Borussia Dortmund in der vergangenen Bundesliga-Saison gezeigt haben. Umso bemerkenswerter ist die folgende Zahl: Nur 93 von 55 000 Dauerkarteninhabern entschlossen sich, ihre Tickets zurück zu geben.

All’ die anderen hoffen auf die nächste Saison, auf den neuen Trainer Thomas Tuchel, auf eine Aufbruchstimmung. Nach derzeitigem Stand könnten die Dauerkartenbesitzer auch einen Mann wiedersehen, der eigentlich in diesem Sommer von der schwarz-gelben Bildfläche verschwinden sollte: Mittelfeldstratege Ilkay Gündogan (24). Es ist eine Personalie, die sich schon seit Wochen, eher Monaten hinzieht und nun vielleicht eine erstaunliche Wende erfährt.

Gündogan-Clan bekam, was er wollte

Eigentlich schien der Abgang des gebürtigen Gelsenkircheners beschlossene Sache. Im Frühjahr 2014, als er noch verletzt war und seine gesundheitliche Zukunft ungewiss, da einigten sich Spieler und Verein auf die Verlängerung des Vertrages um ein Jahr bis 2016.

Diese Lösung schien schwierig genug zu sein, Gündogan und sein beratender Familien-Clan zierten sich lang – und bekamen schließlich, was sie wollten: eine Laufzeit, die darauf ausgerichtet schien, nach vollkommener Gesundung eine gute Saison zu spielen und die Borussia in diesem Sommer zu verlassen. Genau darauf schien es hinauszulaufen, weil der Deutsch-Türke das neuerliche Angebot auf Vertragsverlängerung vor wenigen Wochen ausschlug.

Zusammenarbeit zwischen Gündogan und BVB über 2016 hinaus?

Das war nicht das von den BVB-Machern erhoffte Bekenntnis zur Borussia. Das war das Gegenteil. Dort, wo sie so inbrünstig das Motto der echten Liebe hochhalten, wirkte Gündogan bisweilen wie einer, der schnellstmöglich die nächste Stufe in seiner Karriere nehmen möchte. Gern auch woanders. Auf Grundlage von Gündogans Absage in Sachen Vertragsverlängerung bestimmte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Er wird im Sommer Borussia Dortmund verlassen, das steht außer Frage.“ Schließlich ist es der letzte Zeitpunkt, um noch eine Ablösesumme für den Nationalspieler kassieren zu können. Diese dürfte bei etwa 20 Millionen Euro liegen.

Doch offenbar gibt es nun Signale aus dem Gündogan-Lager, die auf eine weitere Zusammenarbeit hindeuten könnten – vielleicht sogar über 2016 hinaus. Sportdirektor Michael Zorc deutet nun erstmals weitere Gespräche mit Gündogan an. Und Watzke sagt auf Anfrage: „Die Tür für eine Vertragsverlängerung war unsererseits nie zu. Es gibt vielleicht doch noch eine Chance, dass er umdenkt. Wir sind in Gesprächen.“

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"Offener und konstruktiver Austausch" zwischen BVB und Gündogan

Auch den Verdacht, dass das Verhältnis der Parteien unter dem Hin und Her gelitten haben könnte, räumt der BVB-Boss beiseite: „Ilkay ist ein sehr anständiger Junge. Es gab zu keinem Zeitpunkt einen Dissenz zwischen ihm oder seinem Berater und uns. Das war und ist ein offener und konstruktiver Austausch.“

Nach Informationen dieser Zeitung gibt es durchaus namhafte Interessenten für Gündogan. Das ist insofern nicht ganz selbstverständlich, als dass er mehr als ein Jahr verletzt war und erst im vergangenen Herbst wieder einigermaßen fit war, um spielen zu können. Zunächst nachvollziehbar durchschnittlich, dann zunehmend besser und zuletzt wieder erschreckend schwach. Von seinen Glanzleistungen, mit denen er die Borussia 2013 bis ins Champions-League-Finale steuerte, blieb er noch weit entfernt.

Der FC Barcelona soll dennoch ein Auge auf Gündogan geworfen haben, doch der Klub wird gerade gelähmt durch die anstehende Präsidentenwahl am 18. Juli und ist derzeit mehr oder weniger führungslos.

Manchester United kein gutes Pflaster für Feingeist Gündogan

Auch Manchester United hält sich hartnäckig als angeblicher Interessent, allerdings dürfte die körperbetonte Spielweise auf der Insel nicht das Umfeld sein, in dem sich ein Feingeist wie Gündogan nach dieser Verletzungsgeschichte wohl fühlt. Wieder-Borusse Shinji Kagawa hat es am eigenen Leib erlebt und zählt zu Gündogans engsten Kollegen.

Noch ist der Ausgang dieses schwebenden Verfahrens offen. „Aber Fakt ist: Es gibt keine Geldzwänge, Ilkay zu verkaufen“, sagt Watzke: „Eine Vertragsverlängerung mit ihm war von vornherein unsere Wunschlösung“.

Und womöglich auch die vieler treuer Fans.