Dortmund. Borussia Dortmund hat eine höchst durchwachsene Saison absolviert und ist doch Spitzenreiter: Beim Zuschauerschnitt liegt der BVB europaweit vorne.

Borussia Dortmund musste in der abgelaufenen Fußball-Saison sportlich einige Nackenschläge einstecken: Der BVB landete nach einer höchst durchwachsenen Spielzeit auf Platz sieben der Bundesliga-Tabelle. Aber: Zumindest die Fans der Borussen konnten einen höchst "inoffiziellen Titel" erfolgreich verteidigen. Diese Bestmarke zeigt: An Unterstützung mangelte es bei den Schwarz-Gelben nicht.

Europaweit steht der BVB nämlich erneut beim Zuschauerschnitt alleine an der Tabellenspitze. 80.424 Fans verfolgten im Durchschnitt die Spiele im Signal Iduna Park. Damit konnten sich die Dortmunder vor dem spanischen Champions-League-Gewinner FC Barcelona (77.632 Zuschauer), dem von Louis van Gaal trainierten englischen Top-Verein Manchester United (75.335 Zuschauer) und dem spanischen Vizemeister Real Madrid (73.081 Zuschauer) platzieren.

BVB vor Barcelona, Manchester, Real und Bayern

Borussia Dortmund konnte somit im europäischen Vergleich als einziger Verein im Saisonschnitt mehr als 80.000 Zuschauer pro Heimspiel in das eigene Stadion locken. Diese Zahlen hat der BVB auf seiner Internetseite veröffentlicht.

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Dem europäischen Ranking zufolge liegen die Borussen damit weit vor dem ersten deutschen Verein in dieser Wertung, dem Rekordmeister FC Bayern München, der in der Spielzeit 2014/2015 einen Schnitt von 72.882 Zuschauern zählte.

"Von den 55.000 Dauerkartenbesitzern haben lediglich 93 Fans ihr Abo gekündigt", teilte der BVB zur eigenen Zuschauerentwicklung mit. "Das heißt aber auch: Über die Nachrückerliste rücken zur kommenden Saison lediglich 93 neue schwarzgelbe Familienmitglieder nach." (dihei)

BVB 2014/2015: Die Notenbilanz der Spieler in der Übersicht 

Roman Weidenfeller - Notenschnitt 3 - 20 Pflichtspiele / 0 Tore + 0 Vorlagen

Es hätte ein teurer Patzer für den BVB werden können: Das letzte Champions-League-Gruppenspiel, Dortmund musste bei Olympique Marseille gewinnen - und dann segelte der Routinier an einer Freistoßflanke vorbei und verschuldete so das zwischenzeitliche 1:1. Der Fehler blieb dank des späten Siegtreffers durch Großkreutz ebenso folgenlos wie die ungeschickte Rote Karte im Auftaktspiel der Königsklasse beim SSC Neapel (1:2). Ansonsten war er der gewohnt sichere Rückhalt mit einigen ganz starken Auftritten in der Bundesliga - etwa im Revierderby bei Schalke 04 (3:1). Und endlich, endlich durfte er das langersehnte Nationalmannschaftsdebüt feiern.

Mitch Langerak 2,9 - 7 / 0+0

Mal war Weidenfeller verletzt, mal gesperrt, mal wurde er geschont - und so kam der Australier Langerak zu immerhin sieben Einsätzen. Zeigte durchweg solide bis gute Leistungen und bewies, dass sich der BVB auf ihn verlassen kann. Lange dürfte der frischgebackene Nationalspieler an der Rolle als Nummer zwei aber keinen Spaß mehr haben.

Folgende Spieler wurden in weniger als sieben Pflichtspielen benotet

Ilkay Gündogan 2 / 0+0

Dieses Halbjahr dürfte bei ihm in der Ablage "Ganz schnell abhaken" landen. Stand nur zu Saisonbeginn zweimal auf dem Platz, lieferte dabei eher mäßige Leistungen ab und fehlte den Rest der Hinrunde verletzt. Immerhin: Kehrte kurz vor der Winterpause ins Mannschaftstraining zurück.

Julian Schieber 9 / 1+2

Stand nur einmal in der Startelf - im DFB-Pokalspiel beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken (2:0), wo er einmal traf. Ansonsten langte es nur zu Kurzeinsätzen. Hatte aber wieder seinen Malaga-Moment: Legte Großkreutz den späten 2:1-Siegtreffer bei Olympique Marseille auf, der dem BVB das Weiterkommen sicherte.

Lukasz Piszczek 8 / 1+0

Eigentlich hatte in diesem Halbjahr nach seiner Hüft-OP niemand mit dem Rechtsverteidiger gerechnet. Doch der Pole erholte sich schneller als erwartet und kehrte gerade dann zurück, als dem BVB in Mittelfeld und Abwehr die Spieler ausgingen. Zeigte trotz seines Rückstandes, was man in Dortmund an ihm hat und erzielte sogar ein Tor beim 2:2 gegen Hoffenheim.

Manuel Friedrich 5 / 0+0

Saß schon auf gepackten Koffern in Richtung Asien, dann kam der Anruf seines alten Mainzer Weggefährten Jürgen Klopp. Der Ex-Nationalspieler sollte die Lücke in der Abwehr stopfen, die durch die Verletzungen von Hummels und Subotic entstanden war. Das gelang mal mehr, zu oft aber weniger gut - beispielsweise bei der 0:1-Niederlage gegen Leverkusen, als er vor dem Gegentor den Ball verlor.

Marian Sarr 3 / 0+0

Der 18-Jährige feierte ein starkes Profi-Debüt in der Champions League gegen Marseille - Note 2,5. Zahlte allerdings in der Bundesliga Lehrgeld, als er gegen Hertha BSC Berlin (1:2) entscheidend patzte.

Marvin Ducksch 5 / 1+0

Schien einer der Gewinner der Vorbereitung zu sein, stand im ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal beim SV Wilhelmshaven überraschend im Kader, wurde beim Stand von 0:0 eingewechselt, machte ein gutes Spiel (Note 2) und traf sogar zum 2:0. Es blieb einer von nur zwei benoteten Einsätzen, bei seinem Startelf-Einsatz in Nürnberg (1:1) blieb er blass.

Oliver Kirch 2 / 0+0

Hat mit einer glatten 2 einen hervorragenden Notenschnitt - was daran liegt, dass er lediglich gegen den völlig derangierten SC Freiburg (5:0) und gegen den Drittligisten 1. FC Saarbrücken (2:0) zum Einsatz kam. Machte gegen Saarbrücken ein starkes Spiel, kam aber ansonsten über die Rolle des Kader-Auffüllers nicht hinaus.

Koray Günter 1 / 0+0

Bei ihm reichte es nur zu einem Kurzeinsatz gegen Borussia Mönchengladbach (0:2), ansonsten blieb der 20-Jährige draußen. Als dem BVB die Innenverteidiger ausgingen, zog Klopp den jüngeren, aber begabteren Marian Sarr vor.

Die Dortmunder Noten-Tabelle

15. Marcel Schmelzer 3,5 - 13 / 1+2

Es war nicht das Jahr des Linksverteidigers, der von Saisonbeginn an mit Muskelverletzungen zu kämpfen hatte. Und wenn er spielte, war er weit entfernt von der starken Form der Vorsaison - vor allem in der Champions League zeigte er Schwächen und kam hier auf einen Notenschnitt von 4,3 - dank seiner besseren Leistungen in der Bundesliga langte es insgesamt zum Schnitt von 3,5.

14. Sebastian Kehl 3,4 - 9 / 0+1

Wegen der vielen Verletzungen im defensiven Mittelfeld kam der Routinier mit dem auslaufenden Vertrag zu mehr Einsätzen, als er wohl selbst geglaubt hätte. Sein Plus sind seine Routine und Abgeklärtheit, allerdings fehlte es ihm - auch wegen mehrerer Verletzungspausen - an Spritzigkeit und Athletik.

13. Henrikh Mkhitaryan 3,4 - 23 / 5+4

Von dem Götze-Nachfolger hatte sich der BVB mehr versprochen - und auch der Armenier selbst zeigte sich selbstkritisch: Er habe noch Luft nach oben, sagte er dem "kicker". Teils überragende Leistungen zeigten das Potenzial des Spielmachers - allzu oft aber wirkte er wie ein Fremdkörper und hatte viel zu wenig Bindung zum Offensivspiel. Immer tadellos war allerdings seine Defensivarbeit, er ackerte unermüdlich im Pressing.

12. Jakub Blaszczykowski 3,4 - 23 / 3+2

Mit Neuzugang Pierre-Emerick Aubameyang erwuchs dem Polen ein ernsthafter Konkurrent um einen Stammplatz auf der rechten Seite. Meist war es aber "Kuba", der von Beginn an auf dem Platz stand - weil Trainer Klopp seinen unermüdlichen Einsatz, seine größeren taktischen Fähigkeiten und seine Defensivstärke schätzt. Seine Leistung war ein Spiegelbild der gesamten BVB-Saison: Er rannte, er ackerte - aber es fehlte ihm in den entscheidenden Szenen oft an Effizienz.

11. Pierre-Emerick Aubameyang 3,3 - 24 / 11+2

Der Neuzugang aus Gabun begann furios: Gleich drei Treffer erzielte er im ersten Bundesligaspiel gegen den FC Augsburg (4:0). Mit seiner Schnelligkeit ist er im Offensivspiel eine echte Waffe, elf Tore in 18 benoteten Pflichtspielen sprechen für sich. Aber auch ihm fehlte es oft an der nötigen Effizienz, nicht selten folgte einem Sprint entlang der Außenlinie eine Flanke oder ein Pass ins Nichts, auch die eine oder andere Chance ließ er liegen. Zu häufig klinkte er sich aus der Defensivarbeit und dem Pressing der Dortmunder aus, weshalb er gerade in der Champions League häufig auf der Bank Platz nehmen musste.

10. Erik Durm 3,2 - 19 / 0+4

Der zum Außenverteidiger umgeschulte Stürmer sollte in der 3. Mannschaft langsam an die neue Position gewöhnt werden, um endlich ein Backup für Schmelzer zu haben. Als der sich aber verletzte, ging alles viel schneller als erwartet. Durm kam auf 15 benotete Spiele in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League und zog sich mehr als achtbar aus der Affäre. Allerdings: An der Präzision seiner Flanken muss er noch arbeiten - und gegen die ganz starken Gegenspieler zahlte er in der Defensive noch Lehrgeld.

9. Nuri Sahin 3,2 - 25 / 1+3

Einer der Dauerbrenner beim BVB, machte - auch wegen Gündogans Verletzung - 25 von 26 möglichen Spielen. Begann die Saison in starker Verfassung und war der Taktgeber im BVB-Mittelfeld. Litt aber später daran, dass nach der Verletzung von Hummels die Last der Spieleröffnung vollkommen auf seinen Schultern lag und die Gegner oft einen Bewacher auf ihn abstellten. Dann fehlen ihm die schnellen Drehungen und die Antrittsstärke, die etwa Gündogan im Programm hat.

8. Mats Hummels 3,2 - 15 / 0+1

Spielte eine ordentliche Hinrunde ohne die ganz großen Ausreißer nach oben oder unten. Er legte die Unsicherheiten ab, die er zum Ende der vergangenen Saison hin und wieder gezeigt hatte, brachte aber auch keine überragenden Leistungen. Seine Stärke bleibt die Spieleröffnung, die aber auch nicht so zwingend war wie gewohnt.

7. Neven Subotic 3,2 15 / 0+0

Einzig seiner etwas größeren Konstanz hat es der serbische Nationalspieler zu verdanken, dass er vor Hummels landete. Bewies vor seiner Verletzung seine Fähigkeiten im Zweikampf am Boden und in der Luft. Es bleibt aber dabei, dass seine Fähigkeiten primär aufs Zerstören beschränkt sind, das Aufbauspiel wird nie zu seinen Stärken gehören.

6. Robert Lewandowski 3 - 25 / 16+9

Der BVB entschied vor der Saison, ihn lieber zu behalten und nach der Saison ablösefrei ziehen zu lassen, als noch Geld mit einem Verkauf zu verdienen. Und allein die Zahlen zeigen, dass diese Entscheidung richtig war: 16 Tore und neun Vorlagen - der Pole war in der Hinrunde bester Torjäger und bester Scorer der Bundesliga. Doch nicht nur deswegen ist er für die Dortmunder unverzichtbar: Der Stürmer ackerte und kämpfte, band lange Bälle und war dank seinen technischen Fähigkeiten ein wichtiger Teil der Offensivkombinationen. Einziges Manko: Er ließ (zu) viele Großchancen liegen.

5. Marco Reus 3 - 25 / 10+9

Zweitbester Scorer beim BVB und oft der heimliche Spielmacher - gerade zu Saisonbeginn zeigte der deutsche Nationalspieler unwiderstehliche Leistungen und war unverzichtbarer Teil des Offensivspiels. Zum Ende der Vorrunde ließen seine Leistungen nach - parallel zu denen der gesamten Mannschaft. War es vielleicht doch die Müdigkeit nach 25 Saisonspielen? Zu einer besseren Bewertung fehlte ihm die Konstanz - und wie allen Dortmundern die Effizienz vor dem Tor.

4. Sven Bender 2,9 - 22 / 0+0

Sven Bender spielte eine typische Sven-Bender-Saison: Bei ihm endeten viele gegnerische Angriffe, mit seiner Zweikampfstärke und seinem überragenden Stellungsspiel sorgte er für die Balance im BVB-Spiel. Nicht einmal ein Nasenbeinbruch konnte ihn stoppen: Im Champions-League-Spiel gegen den SSC Neapel (3:1) hielt er trotz dieser Verletzung gut eine Stunde auf der ungewohnten Position des Innenverteidigers aus, auch weil der BVB schlicht keinen Spieler mehr hatte, der ihn hätte ersetzen können - typisch für die Einsatzbereitschaft und Hingabe Benders. Als Zerstörer deutlich wertvoller denn als Offensivspieler: Mehr als null Tore und null Vorlagen dürften es auf seiner Position schon sein.

3. Kevin Großkreutz 2,9 - 25 / 2+2

Außer Torwart kann er alles, sagen die BVB-Fans, und auch das würde zur not wohl noch klappen. Meist spielte er als Rechtsverteidiger, ab und an im zentralen Mittelfeld und zwischenzeitlich sogar in der Innenverteidigung. Dank seiner Laufstärke und seiner überragenden taktischen Intelligenz kam er auf allen Positionen zurecht, gerade in der Champions League glänzte er als Rechtsverteidiger.

2. Sokratis 2,9 - 18 / 1+0

Nicht wenige rieben sich verwundert die Augen, als Borussia Dortmund für fast zehn Millionen einen Innenverteidiger holte, obwohl man auf der Position doch exzellent besetzt war. Doch der Grieche hat sich schnell bezahlt gemacht - spätestens seit den Verletzungen von Hummels und Subotic. Nahm die Rolle des Abwehrchefs mit beeindruckender Gelassenheit an, zeigte sich aggressiv und kompromisslos im Zweikampf. Trotz seiner für einen Abwehrspieler eher geringen Größe von 1,83 Metern ist er auch in der Luft kaum zu überwinden, ihm gelang nahezu Unglaubliches: Er erzielte für den BVB ein Tor nach einem Standard.

1. Jonas Hofmann 2,5 - 22 / 2+7

Obwohl er notenbester BVB-Spieler der Vorrunde war: Jonas Hofmann dürfte sich dieses Halbjahr anders vorgestellt haben. Denn auf seinen großen Durchbruch muss der 21-Jährige weiter warten, allzu häufig wurde er erst spät eingewechselt und kam so auf nur acht benotete Einsätze. Ob zentral oder außen: Wann immer er gebracht wurde, brachte er mit seinen technischen Fähigkeiten und seiner Dynamik neuen Schwung ins BVB-Spiel. Bei derart wenigen Auftritten fallen aber starke Auftritte gegen unterklassige Gegner natürlich ein wenig stärker ins Gewicht.