Dortmund. Mit 885 Euro für einen Sitzplatz auf der Westtribüne des Signal Iduna Parks verkauft Borussia Dortmund in der Spielzeit 2015/2016 die teuerste Dauerkarte der Fußball-Bundesliga. Die teuerste Stehplatz-Karte bietet dagegen ein Aufsteiger an. Welche Fans wie viel zahlen müssen, lesen Sie hier.

Beim Hamburger SV kommen sie derzeit einfach nicht in die positiven Schlagzeilen. Erst mussten sich die Fans monatelang für die dürftigen Leistungen der Profis verspotten lassen. Dann sorgte der HSV mit einem "Relegations-Titelverteidiger"-Shirt für irritierte Blicke in Fußball-Deutschland. Und am Freitag berichtete dann das Hamburger Abendblatt über massive Preiserhöhungen für junge Fans und solche mit einer Behinderung. Ausgerechnet.

BVB einen Euro vor Schalke

Nun sind Dauerkarten-Preise per se ein schwieriges Thema für Fußball-Vereine. Einerseits ist die Nachfrage nach Bundesliga-Tickets groß, andererseits will man die treuesten der Treuen nicht mit völlig überhöhten Eintrittspreisen vergraulen. Aber ob man - wie der HSV - von der einen auf die andere Saison 153 statt 98 Euro für Kinder bis 14 Jahre und 356 Euro statt 181 Euro für Fans mit Behindertenstatus nehmen muss? Beim HSV haben sie diese Frage nach dem zweiten Relegationsjahr hintereinander offensichtlich mit Ja beantwortet.

Auch Borussia Dortmund blieb sportlich in dieser Saison hinter den Erwartungen zurück. Trotzdem wurden die Preise für die Dauerkarten moderat angehoben. Was dabei ein wenig unterging: Durch die Anhebung verkauft der BVB in der kommenden Saison die teuerste (Nicht-VIP-)Dauerkarte der Liga: 885 Euro für 17 Bundesligaspiele werden sonst nirgendwo aufgerufen. Bislang hatte diesen "Titel" der FC Schalke 04 inne, der bei Neukunden in der höchsten Kategorie 884 Euro aufruft. Weil die Dauerkarten-Fluktuation in der Arena allerdings ähnlich gering ist wie beim BVB, zahlen die meisten Fans in Gelsenkirchen im Moment noch deutlich weniger. Erst im kommenden Jahr werden die Bestandskunden-Preise an die der Neukunden angeglichen. Für unsere Grafik haben wir daher noch den derzeit gültigen Preis verwendet.

Aber es muss ja auch nicht immer der teuerste Sitzplatz sein. Vielen reicht ja auch der günstigste. In dieser Kategorie prescht ein Aufsteiger ganz nach vorne: Darmstadt 98 nimmt für die günstigste Sitzplatz-Karte 384 Euro und damit zwei Euro mehr als der BVB. Hintergrund: Das Merck-Stadion am Böllenfalltor in Darmstadt besteht zu 79 Prozent aus Stehplätzen. Nur knapp 4.000 der 16.500 Zuschauer sitzen.

BVB erhöhte schon 2014 die Preise

Das ist beim BVB deutlich anders, 25.000 Stehplätze auf der Südtribüne stehen gut 55.000 Sitzplätze gegenüber. Daher ist die Vergleichbarkeit bei Dauerkarten-Preisen auch immer irgendwem gegenüber unfair. Stadien sind unterschiedlich gebaut, in einigen gibt es viele Logen, in anderen gar keine, Vereine haben unterschiedliche Umfelder, die Nachfrage ist natürlich auch nicht unwichtig. Am günstigsten kommt man - vielleicht auch deshalb - beim VfL Wolfsburg ins Stadion.

Aber noch einmal zurück zum BVB. Schon zur Saison 2014/15 waren die Preise im Signal Iduna Park erhöht worden. Damals hatte das BVB-Fanzine "schwatzgelb.de" die Preisentwicklung der letzten 15 Jahre analysiert und resümiert: "Die fortwährenden Preiserhöhungen des BVB schmerzen den Fan und Kunden ganz unzweifelhaft und deutlich. Sie sind spürbar - und für manche sind sie schon längst derart hoch, dass sie sich "ihre Borussia" schlichtweg nicht mehr leisten können."

"Alternativlose Preisanpassung" in Darmstadt

Auch deshalb abschließend noch ein Blick auf die günstigsten Dauerkarten der kommenden Spielzeit. Übergreifend sind in der Bundesliga Stehplatz-Tickets am günstigsten, auch in Darmstadt ist das so. Mit 240 Euro ist die Jahreskarte am Böllenfalltor in dieser Kategorie aber trotzdem die teuerste der ganzen Liga. Der Verein selbst rechtfertigt das mit der geringen Kapazität des Stadions und bittet auf seiner Website für die "alternativlose Preisanpassung" um Verständnis.

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Der BVB teilt sich den zweiten Platz mit dem eingangs erwähnten Hamburger SV. Dort hat man nach dem abgewendeten Abstieg offensichtlich beschlossen, den Fans die Laune direkt wieder zu verderben.

Ein Blick über den deutschen Tellerrand zeigt allerdings: Die Bundesliga ist noch eine der günstigsten. In England, das hat die englische BBC Ende 2014 berichtet, gibt es die günstigste Dauerkarte ab 400 Euro. Wer bei Arsenal London dauerhaft im Stadion sitzen möchte, muss unglaubliche 1400 Euro zahlen. Und als der englische Guardian Anfang 2013 die Preise in den vier europäischen Topligen verglich, war die Bundesliga die günstigste.