Essen. Vor dem Pokalfinale stemmt der Trainer sich wieder gegen seine eigene Überhöhung – vor allem im Siegesfall gilt: Das ist echte, aber vergebliche Liebesmüh
In den vergangenen Wochen hat sich Jürgen Klopp redlich darum bemüht, der Dortmunder Borussia einige gute letzte Dienste zu erweisen. Nicht nur in seiner Rolle als Trainer, nicht nur auf der sportlichen Bühne, sondern auch auf einer weiteren, einer, auf der er laut Arbeitsvertrag gar keine Rolle übernehmen müsste. Klopp war allerdings sieben Jahre lang Chefinterpret des Vereins. Und das ist er eben als Scheidender einfach geblieben.
Klopp will keine Überhöhung seinerselbst
Schon bei der Ankündigung seines Abschiedes lieferte der Trainer die Beweggründe, redete er über das, was man sich von seinem Abschied erhoffe. Nach dem letzten Saisonspiel in der Bundesliga wandte Klopp sich dann per Videobotschaft an die Fans, warnte wortgewandt davor, die Zukunft mit Thomas Tuchel durch Vergleiche mit der gloriosen Vergangenheit zu belasten. Und nun, vor dem Pokalfinale, hat er schlicht gesagt, dass nicht er der Held der Partie werden wolle. Bedeutet: überhöht mich nicht.
Sollte der Sonntag mit Kreisen um Dortmunds Borsigplatz verbracht werden können, dürfte sich das alles aber endgültig als vergebliche Müh’ erweisen. Tuchel wird sich dann ständig im Schlagschatten eines fetten Fragezeichens aufhalten: Warum war noch einmal die Trennung vom Trainer Klopp unvermeidlich? Und die Rolle des Chefinterpreten, desjenigen, der Echte-Liebe-Gefühle mitnehmend, mitreißend, identitäts- und verbindungsstiftend ausdrücken kann, die ist für den Neuen ohnehin ein paar Nummern zu groß. Tuchel wird halt der ziemlich normale Trainer eines ziemlich normalen Fußballvereins sein. Nicht weniger, nicht mehr.