Dortmund. Der 2:0-Sieg des BVB gegen Hertha war vor allem der defensiven Stabilität geschuldet. In anderen Bereichen offenbarte man noch Verbesserungsbedarf.
Wer Mats Hummels kurz nach Abpfiff sah, der musste annehmen, dass alles Unglück dieser Welt über Borussia Dortmund hereingebrochen war. Mit finsterem Blick stapfte der BVB-Kapitän vom Platz direkt in die BVB-Kabine, verzichtete auf das Feiern mit den Fans - dabei gab es dazu doch eigentlich Anlass: 2:0 hatte Dortmund gegen die Berliner Hertha gewonnen, war dank der Punktverluste von Bremen und Hoffenheim auf Tabellenplatz sieben vorgerückt - der würde am Saisonende bekanntlich zur Qualifikation für die Europa League reichen.
Selbstverständlich war auch Hummels mit diesem Ergebnis vollauf zufrieden. Ihn ärgerte der Schlendrian, der gegen Ende des Spiels vor allem bei den Offensivkollegen eingekehrt war und der den Berlinern überhaupt erst die Gelegenheit zu halbwegs gefährlichen Angriffen gab. Doch die Berliner blieben notorisch ungefährlich, kamen nicht zu einer wirklich hochkarätigen Gelegenheit - und so hatten sich die Gemüter in Schwarz-Gelb schon bald nach Spielende wieder beruhigt.
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"Wir hätten sicherlich das dritte und vierte Tor machen können oder müssen", sagte Sebastian Kehl. Aber mein Gott, wir haben 2:0 gewonnen heute. Ich hätte mir mehr solcher Spiele gewünscht in dieser Saison, die ja wirklich nicht so toll gelaufen ist." Tatsächlich gibt die BVB-Mannschaft nach wie vor Rätsel auf, im Großen wie im Kleinen: Während man sich vor Wochenfrist noch einen wilden Schlagabtausch mit der TSG Hoffenheim (1:1) lieferte, bei der man viele Torchancen zuließ und noch mehr herausspielte, gestatte man den Berlinern nun erst gar keine Gelegenheit - ließ aber nach starkem Beginn immer weiter nach und brachte nach vorne kaum noch Brauchbares zustande. Selten nur gelingt dem BVB eine über 90 Minuten konstant gute Leistung - von Konstanz über mehrere Spiele hinweg wagt in Dortmund ohnehin schon niemand mehr zu sprechen.
BVB-Kapitän Hummels entschied sich für die positive Sichtweise
Doch gegen Berlin standen am Ende eben 2:0 Tore und drei Punkte - und so entschied sich auch Kapitän Hummels schließlich für die positive Sichtweise, den Blick auf die eigene Stabilität: "Die letzten drei Heimspiele hatten unsere Torhüter nicht einen Ball zu halten, wir sind also auf dem richtigen Kurs", sagte er. "Und ich hoffe, dass wir das beibehalten können, denn wenn wir noch zwei Spiele gewinnen, sind wir mindestens Siebter."
Dass nach vorne über weite Phasen der Partie nicht allzu viel gelang, dass der BVB hier meist nur Stückwerk lieferte und viele Kontergelegenheiten fahrlässig verschluderte, ließ der Defensivspieler gnädigerweise unerwähnt - es war der nominelle Spielmacher Shinji Kagawa, der zur Selbstanzeige schritt: "Ich bin überhaupt nicht zufrieden mit mir", sagte er. "Ich habe viele Fehler gemacht, mich etwas schwerfällig gefühlt und war nicht so agil. Daran muss ich arbeiten."
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Eine Woche Zeit hat der Japaner Zeit dafür, dann steht beim Tabellenzweiten VfL Wolfsburg das nächste Endspiel um Europa an. Vier Punkte braucht der BVB dank seiner guten Tordifferenz aus den beiden verbleibenden Spielen, um Platz sieben zu sichern - in Wolfsburg ist also mindestens ein Unentschieden erforderlich.
Kagawa will alle Fehler in der BVB-Trainingswoche "Revue passieren lassen"
Der Routinier Kehl aber will mehr: "In Wolfsburg zu gewinnen wäre ein Big Point", sagt er. "Dann hätten wir im Heimspiel in Bremen alle Trümpfe in der Hand. Wir können es selbst regeln." Dann muss zur stabilen Defensive aber auch wieder eine gefährliche Offensive hinzu kommen. Der selbstkritische Kagawa will alles dafür tun: "Ich persönlich werde diese Woche dazu nutzen, die Fehler von heute nochmal Revue passieren zu lassen", sagt er. "Und ich will daran arbeiten, damit ich im wichtigen Spiel gegen Wolfsburg auf jeden Fall eine bessere Leistung zeigen kann."
Dann dürfte auch Kapitän Hummels nach Schlusspfiff deutlich milder gestimmt sein.