Dortmund. Trainer und Mitspieler feiern den 35-Jährigen: Mit seinem Dropkick entschied Sebastian Kehl das Pokal-Spiel zugunsten des BVB.
Man musste sich fast ein wenig Sorgen machen um Sebastian Kehl: Gerade hatte er in der 107. Minute mit einer Direktabnahme das so wichtige 3:2 für Borussia Dortmund im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen die TSG 1899 Hoffenheim erzielt, sein Schuss aus fast 30 Metern war unhaltbar vom Innenpfosten ins Tor geprallt. Und nun stürzte sich alles auf den Mittelfeldspieler, was ein BVB-Trikot trug, der Mittelfeldspieler verschwand unter einer schwarz-gelben Jubeltraube – aus der er sich wenig später aber unverletzt wieder herausschälte.
Kehls erstes Pokaltor für den BVB
„So oft habe ich das ja nicht, ein paar Jahre könnte ich das eigentlich noch mitmachen“, scherzte der 35-Jährige, als er kurz vor Mitternacht vor den Journalisten stand, in der Gewissheit, dass sein Treffer den Sieg gebracht hatte. „Aber auf den Knien rutschen dürfte ich nicht mehr so häufig.“ Allzu häufig wird das auch nicht mehr vorkommen, denn im Sommer beendet der frühere Kapitän des BVB seine Karriere – und dass er auf seine alten Tage noch zum Torjäger wird, ist unwahrscheinlich. Der Treffer gegen Hoffenheim war sein erstes Pokaltor für Dortmund, wo er seit Januar 2002 spielt – zuletzt war er im Dezember 2000 erfolgreich gewesen, damals noch für den SC Freiburg.
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Für Kehl war es also ein seltenes Erlebnis, für den BVB ein extrem wichtiges. Denn der DFB-Pokal stellt die letzte Chance da, einen Titel zu gewinnen, die Reise zum Pokalfinale nach Berlin ist das letzte Saisonziel, das noch erreicht werden kann – wozu Kehl nicht nur mit seinem Treffer beitrug: Nach seiner Einwechslung in der 63. Minute hatte er mit dazu beigetragen, dass Dortmund die Partie mehr und mehr in den Griff bekam, sich mehrere Gelegenheiten erspielte und Hoffenheim kaum noch einmal gefährlich werden ließ.
Subotic: Kehl ist weit von der Fußballrente entfernt
„Auch wenn es seine letzte Saison ist, ist er weit davon entfernt, in Fußballrente zu gehen“, sagte Innenverteidiger Neven Subotic. „Er hat erneut gezeigt, wie wichtig er für uns ist.“ Die Gelegenheit dazu bekam er allerdings nur, weil Sven Bender nach einem schmerzhaften Schlag auf den Muskel das Feld räumen musste. „Ich habe praktisch den Sieg eingewechselt, von daher ist alles gut", grinste der Dortmunder Dauerläufer, "er hat den natürlich perfekt getroffen, das freut mich sehr für ihn.“
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So bleibt dem BVB die Chance, die verkorkste Saison zu einem einigermaßen versöhnlichen Abschluss zu bringen – und Kehl die Gelegenheit, die glanzvolle Karriere mit einem Positiv-Erlebnis abzuschließen. „DFB-Pokalfinale und dann den Pokal hochrecken - das wäre ein schönes Ziel“, sagte er. „Aber zu viel träumen sollten wir nicht, das haben wir uns in dieser Saison abgeschminkt.“
Erst einmal steht am Samstag das Bundesliga-Auswärtspiel bei Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr/im Live-Ticker) an, Anfang Mai trifft man erneut auf die TSG Hoffenheim.“Da spielt Kehl dann von Anfang an“, scherzte BVB-Trainer Jürgen Klopp. „Dann wird’s gefährlich.“