Hamburg. Nach zuletzt vier Bundesliga-Siegen in Serie musste sich die Borussia mal wieder mit einem Remis begnügen. Marco Reus konnte über 90 Minuten gehen.

Natürlich dient eine maximale Punktausbeute Borussia Dortmund vor allem dem derzeitigen Primärziel, sich weiter aus der unteren in die obere Tabellenhälfte der Fußball-Bundesliga vorzuarbeiten. Aber weil es eben dann noch kein völlig unüberbrückbarer Abstand zu den Plätzen ist, die in der neuen Saison internationale Auftritte garantieren, lohnen sich voller Einsatz und auch ein Schuss Risikobereitschaft eben doppelt. Vielleicht auch deshalb stand ein Name auf dem Spielbericht beim Gastspiel im Norden, mit dem nicht unbedingt zu rechnen war. Marco Reus hatte seine Oberschenkelbeschwerden nach einem Pferdekuss beilegen können - belohnt wurden diese Entscheidungen im Auswärtsspiel beim Hamburger SV nur bedingt. Nach vier Erfolgen in Serie musste sich der BVB diesmal mit einem 0:0 begnügen.

Mit vier Veränderungen wollte Trainer Jürgen Klopp den fünften Sieg in Folge angehen: Im Tor stand wieder Roman Weidenfeller für Mitch Langerak. Vor ihm tauschten Pierre-Emerick Aubameyang, Henrikh Mkhitaryan und Sven Bender die Plätze in der Startelf mit Sebastian Kehl, Jakub Blaszczykowski und dem Doppel-Torschützen von Dresden, Ciro Immobile.

Dies genügte zwar, um im ersten Durchgang mit 70 Prozent Ballbesitz die Platzhoheit zu erlangen. Die gefährlichere Mannschaft waren trotz weniger Spielanteile aber die Gastgeber. Dreimal tauchten die Hanseaten aussichtsreich vom Weidenfeller auf: In der fünften Minute war Nicolai Müller gezwungen, das Zuspiel von Mohamed Gouaida neben dem Elfmeterpunkt in Hüfthöhe volley zu nehmen - der Ball flog weit vorbei. Gefährlicher wurde es, als der Passgeber der genannten Aktion selbst den Abschluss suchte. Beide Male sah dabei Rechtsverteidiger Oliver Kirch nicht gut aus. Nachdem Gouaida erst noch das Müller-Zuspiel (19.) nicht richtig getroffen hatte, zwang er Weidenfeller bei der besten Möglichkeit des ersten Durchgangs zu einer starken Parade (25.).

Zerfahrene erste Halbzeit

In den sehr zerfahrenen ersten 45 Minuten fiel den Borussen wenig Konstruktives ein, um den Hamburger Abwehrriegel zu knacken. “Das Spiel wird superintensiv werden”, hatte Klopp schon vor dem Anpfiff korrekt eingeschätzt. Trotz 78 Prozent Passgenauigkeit waren es vor allem die langen Bälle hinter die gegnerische Abwehr, die Aubameyang und Reus trotz ihrer Schnelligkeit oftmals nicht erlaufen konnten. Und wenn doch, war da noch Jaroslav Drobny: Der Tscheche im HSV-Tor vereitelte Aubameyangs Schuss aus der rechten Halbspur (27.), ohne diese Parade hätte es sicher 0:1 gestanden.

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Natürlich spielte auch die körperliche Herangehensweise der Hamburger eine Rolle. Schiedsrichter Peter Gagelmann hätte den HSV-Mittelfeldabräumer Valon Behrami bereits in der 32. Minute nach einem harten Einsteigen gegen Sven Bender vom Platz schicken können, wenn es bereits in der zweiten Minute nach einem fiesen Ellenbogencheck des Schweizers gegen Mkhitaryan die fällige gelbe Karte gegeben hätte. So durften auch elf Hamburger in der zweiten Halbzeit ran, in der Klopp für den erneut unauffälligen Shinji Kagawa Winter-Neuzugang Kevin Kampl brachte.

Behrami mit Glück an Gelb-Rot vorbei

Der Slowene war es auch, der nach dem Seitenwechsel Dortmunds erste Chance mit einem nur knapp verzogenen Flachschuss (57.) hatte. Dieser Versuch und Marco Reus’ Schuss aus 18 Metern (58.) waren sozusagen eine fußballerische Reaktion auf die erneute Ruppigkeit Behramis, die ungeahndet blieb und auf BVB-Seite Kopfschütteln auslöste: Wieder kam der Schweizer gegen Bender zu spät, die üble Grätsche hätte eine gelb-rote Karte verdient gehabt (55.). HSV-Coach Joe Zinnbauer roch den Braten und brachte stattdessen Gojko Kacar ins Spiel (60.).

Das Spiel blieb anschließend durch etliche Abspielfehler weitestgehend unansehnlich. Weidenfellers Parade beim Freistoß von Zoltan Stieber (64.) sollte die letzte brenzlige Hamburger Aktion für die Borussen gewesen sein. Allerdings sprangen auf der gegenüberliegenden Seite auch nur noch ein Kopfball von Aubameyang (62.) und ein Schüsschen von Bender (78.) als halbwegs gefährliche Szenen heraus. Der HSV wollte sich mit dem Remis begnügen, der BVB musste es. Letzter Aufreger des Spiels war so ein Brust-an-Brust-Rempler zwischen Neven Subotic und Rafael van der Vaart, der für beide mit Gelb endete. Nix wildes, wie auch das ganze Spiel.

  • Statistik:

Hamburger SV: Drobny - Westermann, Djourou (18. Marcos), Cleber, Diekmeier - Behrami (60. Kacar), Jiracek, Gouaida (82. van der Vaart) - Stieber, Müller - Olic

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Kirch, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Gündogan - Reus, Kagawa (46. Kampl), Mkhitaryan (76. Blaszczykowski) - Aubameyang (76. Immobile)

Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Mkhitaryan, Subotic / Behrami, Müller, Diekmeier, Cleber, van der Vaart