Dortmund. Für seine defensive Spielweise musste Schalke zuletzt einige Kritik einstecken. BVB-Trainer Jürgen Klopp dagegen ist voll des Lobes über die königsblaue Defensivkunst.
Es war nicht viel Platz rund um Jürgen Klopp. Wegen einer Weltkriegsbombe nahe des Dortmunder Stadions hatte Borussia Dortmund umdisponieren müssen: Die Pressekonferenz vor dem Revierderby gegen Schalke 04 (Samstag, 15.30 Uhr/im Live-Ticker) wurde aus dem großen Presseraum im Stadion in einen deutlich kleineren am Trainingsgelände verlegt - und so saßen und standen die Journalisten dicht gedrängt um den BVB-Trainer.
Wenig Platz, enge Räume - diesen Anblick dürfte Klopp auch am Samstag auf dem Rasen des BVB-Stadions erleben. Denn dann ist der FC Schalke 04 zu Gast, der sich unter Trainer Roberto Di Matteo zu einem Defensivbollwerk entwickelt hat. "Sie werden uns nicht viele Räume geben", ahnt Klopp. "Schalke ist defensiv sehr stabil. Sie spielen auf Konter, sicher wird sich daran gegen uns nichts ändern."
Denn egal ob es in der Champions League gegen Real Madrid (0:2) oder in der Bundesliga gegen Werder Bremen (1:1) ging - stets agierten die Königsblauen mit drei Innenverteidigern in der Abwehr, die durch zwei defensive Flügelspieler und ein kompaktes Mittelfeld unterstützt wurden. Der Vorteil aus Dortmunder Sicht: "Es ist eigentlich klar, wie der Gegner spielt", sagt Klopp. "Oft weiß man das im Vorfeld ja nicht so genau."
Blaszczykowski könnte in der Startelf stehen
Wie also begegnet man dieser Herangehensweise? "Es kommen viele Mannschaften nach Dortmund, die tief stehen wollen", sagt Mittelfeldspieler Jakub Blaszczykowski, der gegen Schalke erstmals in der Startelf stehen könnte. "Wir müssen einfach unser Spiel machen und haben in dieser Saison schon gezeigt, dass wir auch gegen solche Mannschaften gut spielen können."
Allerdings: Leicht zu knacken ist das Schalker Bollwerk beileibe nicht. "Gegen eine Mannschaft, die mit acht Mann relativ tief verteidigt, werden die Chancen nicht im Sekundentakt da sein", erwartet der BVB-Trainer. "Auch Real Madrid hatte das nicht." Eine wahre "Ergebnismaschine" seien die Gelsenkirchener geworden.
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Die wichtigsten Gegenmittel: Geduld und Konsequenz. "Wir müssen Ballbesitz in Torchancen umwandeln", fordert Klopp. "Wenn du Ballbesitz hast und nicht zu Torchancen kommst, ist es normal, dass der eine oder andere Konter dabei ist. Denn wenn du nicht zu Abschlüssen kommst, spielst du irgendwann dem Gegner den Ball in die Füße und die schalten schnell um."
Denn auch das ist eine Schalker Qualität. "Sie kämpfen nicht um Schönheitspreise, aber spielen trotzdem auch Fußball", sagt Klopp und lobt die hohe Qualität des Gegners. Marco Höger etwa sei gut drauf, auch Max Meyer, der zurückkehrende Klaas-Jan Huntelaar, Eric Maxim Choupo-Moting und Tranquillo Barnetta seien gefährlich. "Das ist einfach eine gute Mannschaft, die stabil ist."
Zwei Gegentore pro Spiel
Das ließ sich von der BVB-Abwehr zuletzt nicht immer sagen: In den vergangenen drei Spielen wurden jeweils zwei Gegentore kassiert - selbst gegen den offensivschwachen VfB Stuttgart. "Es war immer noch zu leicht, gegen uns Tore zu erzielen", moniert Klopp. "Das müssen wir ändern."
Als Anschauungsmaterial dient dabei auch das zweite Gegentor gegen Juventus Turin (1:2). "Da waren wir in der letzten Linie zu passiv", bemängelt der Trainer. "Nicht jeder Ball, der nach vorne kommt, muss kontrolliert werden dürfen. Das ist für Schalke ein ganz wichtiges Thema, weil Schalke doch eine relativ tiefe Staffelung hat, aber im Umschaltspiel eine hohe Qualität auf den Platz bringt." Da müsse man auch selbst die Räume geschickt zustellen.
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Klopp selbst gelang es am Donnerstagnachmittag problemlos, sich aus der beengten Situation zu lösen: Der Presseraum verfügt über eine Hintertür, die nur BVB-Mitarbeiter nutzen dürfen. Seine Mannschaft wird am Samstag ohne derartige Hilfsmittel auskommen müssen.