Leverkusen. Im Topspiel des 18. Bundesliga-Spieltags trennten sich Dortmund und Leverkusen nach einem an Höhepunkten armen Duell torlos.
Auch wenn die Tabellensituation nicht sonderlich viele Gründe zum Lachen bereit hält, hat Jürgen Klopp in der Winterpause seinen Humor nicht ganz verloren. Man wolle diesen Wert nicht nochmal unterbieten, hatte der Trainer von Borussia Dortmund gesagt, als er an das schnellste Tor der Bundesligageschichte erinnert wurde, erzielt von Bayer Leverkusens Karim Bellarabi nach nur neun Sekunden beim 2:0-Auftaktsieg der laufenden Saison eben gegen den BVB. Nicht nur dieses Vorhaben konnten die Schwarzgelben zum Start der Rückrunde erfolgreich umsetzen: Im einem zwar fußballerisch allenfalls durchschnittlichen Spiel holte die Klopp-Elf bei Bayer Leverkusen immerhin ein verdientes 0:0. Fader Beigeschmack beim sehr ordentlichen Debüt von Kevin Kampl: Trotzdem fällt der BVB in der Tabelle durch den Freiburger 4:1-Sieg über Frankfurt auf den letzten Platz zurück.
Wichtigste Personalie vor der Partie: Ilkay Gündogan war nicht fit genug, um im Kader zu stehen. Am Donnerstag hatte Klopp noch gezweifelt, ob es fürs Leverkusen-Spiel reichen würde beim defensiven Mittelfeldakteur. Auf der Doppel-Sechs schickte er stattdessen Nuri Sahin und Matthias Ginter ins Rennen. Beim Rest der Startaufstellung verzichtete der Coach auf Überraschungen. Shinji Kagawa und Pierre-Emerick Aubameyang fanden sich zu Beginn ebenso auf der Bank wieder wie Adrian Ramos, denn im Sturm lief Ciro Immbile auf. Hinter dem Italiener tauschte Kevin Kampl mit Marco Reus und Kevin Großkreutz immer wieder die Positionen in der Dreier-Offensivkette.
Beide Angriffsreihen im ersten Durchgang harmlos
Das auf beiden Seiten für Torgefahr zuständige Personal überbot sich allerdings im ersten Durchgang an Harmlosigkeit. Die Dortmunder waren verständlicherweise erstmal um Ordnung bemüht, doch gerade bei Ballgewinnen in der eigenen Hälfte machte sich Nervosität bemerkbar, ja nicht den nächsten schwerwiegenden Fehler anstellen zu wollen. Auch die Gastgeber boten keinen Offensivfußball zum Zungeschnalzen, weshalb BVB-Schlussmann Roman Weidenfeller nur zweimal eingreifen musste: Beim Schuss von Gonzalo Castro (39.) aus zwölf Metern hätte er das Nachsehen gehabt, aber Mats Hummels klärte vor der Linie mit einem spektakulären Kopfball. Zwei Minuten später fälschte Sokratis eine Flanke des auffälligen Bellarabi ab, Weidenfeller lenkte die Bogenlampe über die Latte zur Ecke, die jedoch nichts ergab.
Die Dortmunder Angriffsbemühungen ruhten allein auf den Schultern des Trios Reus, Kampl und Immobile. Neuzugang Kampl hatte einige gute Aktionen, am meisten Applaus brachte ihm jedoch die im eigenen Strafraum ein, als er vor den eigenen Fans Bellarabi den Ball weggrätschte. Dass sich der Slowene aber noch an die Spielgeschwindigkeit und -härte gewöhnen muss, versteht sich von selbst. So verpufften Dortmunds lange Anspiele in die Spitze meist wirkungslos. Bayer-Torwart Bernd Leno musste nur einen Ball parieren, der Schuss von Marcel Schmelzer (27.) verhungerte allerdings mehr von alleine. Nuri Sahin unmittelbar danach (28.) zog von links am rechten Pfosten vorbei. So blieb es beim 0:0 zur Pause.
Piszczek geht mit Oberschenkelproblemen vom Feld
Dort blieb Lukasz Piszczek in der Kabine: Der Rechtsverteidiger wurde mit Oberschenkelproblemen gegen Neven Subotic ausgewechselt, der nun mit Hummels das Innenverteidiger-Paar bildete; Sokratis verteidigte fortan außen. Der zweite Durchgang begann, wie die ersten 45 Minuten geendet hatten: Die Offensivbemühungen beider Kontrahenten wurde durch diverse Missgeschicke beeinflusst. So tauchte Immobile urplötzlich nach einem Ballverlust des sehr unauffälligen Hakan Calhanoglu im Strafraum vor Leno auf: Den Schuss des Italieners aus spitzem Winkel parierte der Bayer-Keeper aber (50.). Der BVB operierte überfallartig mit langen Bällen, die die Leverkusener aber nur begrenzt in Sorge um einen Gegentreffer brachten. Klopp brachte dann mit Henrikh Mkhitaryan einen weiteren schnellen Akteur. Die gefährlichste Aktion der Borussen leitete aber Immobile ein, der sich auf links durchtankte und an der Grundlinie zu Reus zurückpasste - Calhanoglu verhinderte Schlimmeres (64.).
Immerhin, diese Konter verdeutlichten, dass der BVB in der Lage zu sein schien, den fünften Saisonsieg einzufahren. Die eigenen Unzulänglichkeiten wären aber auch beinahe wieder bestraft worden, hätte Gonzalo Castro seinen Lupfer über Weidenfeller (75.) nicht zu hoch angesetzt. Es war Bayers einzige nennenswerte Szene in der zweiten Halbzeit. Für die letzten zehn Minuten brachte Klopp dann Ramos für den bemühten, aber glücklosen Immobile. Sahin verfehlte mit einem Volleyschuss aus 20 Metern noch knapp das Bayer-Gehäuse (84.)
So blieb es beim torlosen Remis. Der BVB will in der Rückrunde jede Menge wiedergutmachen - ein Anfang ist gemacht.